Ben's Kommentar

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Benjamin Merkler, geboren 1982, lebte 2002 bis 2007 in Köln, wo er Germanistik, Anglistik und Philosophie auf Magister studierte. Von 2007 bis 2009 studierte er an der Universität Heidelberg Anglistik, Philosophie und öffentliches Recht. Seit 2010 lebt er in Berlin und hat seine Promotion an der Technischen Universität Tallinn begonnen. Neben seinem Studium war er als Forschungsassistent sowie in einer PR/Marketing-Agentur tätig, schrieb gelegentlich Artikel und übersetzte. Zuvor war er schon in der Softwareentwicklung, in Marketing, Vertrieb und in der Gastronomie tätig. Privat trat er in seiner kölner Zeit ab und zu als Cressida Treulos (Travestie mit Livegesang) auf und stand im Bereich Kleinkunst und Comedy auf der Bühne. Überdies war er Protagonist in einem Dokumentarfilm.

Donnerstag, Juli 28, 2005

Einseitige Gespräche

Heute war ich mal wieder beim Zahnarzt und als ich so in diesem Stuhl lag und die Behandlung genoss, ist mir etwas erstaunliches aufgefallen, über das ich in dieser Weise noch nie so nachgedacht habe, da man normalerweise gar nicht so darauf achtet.

Meine Zahnärztin und ich hatten eins der eigentlich friseur-typischen Gespräche über Gott und die Welt, was ich jedoch einstellen musste, als ich denn dann fast kopfüber wieder in der Transhorizontalen hing. Sie jedoch war ja sehr wohl in der Lage zu sprechen und unterhielt sich weiter mit mir. Und genau da setzt meine “Beobachtung an.

Jeder kennt in seinem Bekanntenkreis ja Personen, die sich mit einem unterhalten und man selber kommt nicht zu Wort, da diese Person es dann immer wieder schafft einen Gedanken so zu Ende zu führen, dass im letzten Teilsatz schon ein neur Aspekt entwickelt wird, in den man dann nahtlos übergeht ohne zwischendurch Luft holen zu müssen, so dass einem selber überhaupt keine Chance bleibt, das “Gespräch” durch eigene Beiträge zu bereichern, was diese Personengruppe jedoch auch nicht weiter als störend empfindet, da sie meist charakterlich so gepolt ist, dass ihr dies sowieso eher unpassend erscheinen würde. Ein solcher Dialog spottet meist schon dieser Bezeichnung, da er eher monologisch strukturiert ist.

Was ich jedoch bei meiner Ärztin feststellte war, dass sie trotz der unkommunikativen Lage in der ich mich befand, da die Artikulation schon recht stark eingeschränkt ist mit einem Diamantbohrer am Zahnhals, immer wieder Sprechpausen machte um mir scheinbar die Gelegenheit zu bieten, auf das von ihr gesagt einzugehen und etwas zu erwidern, was mir aufgrund der oben beschriebenen situativen Begebenheiten leider unmöglich war. Jedoch wollte ich nicht unfreundlich sein und brachte zumindest einen zustimmenden, vokalähnlichen und fast schon glottalen A-Laut hervor, so dass sie dann mit dem Dialog weiterfahren konnte.

Ich kannte ein solches Sprechverhalten bisher nur aus filmischen Darstellungen, so zum Beispiel von Selbstgesprächen oder aus Szenen, in denen der hinterbliebene Mann mit dem Foto seiner toten Frau spricht und sich ihre Repliken denkt. Jedoch war es mir völlig unbekannt, dass ein solcher Kommunikationsverlauf stattfinden kann, wenn ein Ansprechpartner anwesend ist.

In den folgenden Gedanken, die ich mir um Gesprächsverläufe und situative Kommunikation machte stellte ich dann wieder einmal fest, dass es nicht darauf ankommt, was jemand sagt, sondern vielmehr, was er hört und wie weit er in der Lage ist, sich selbst aus dem Mittelpunkt zu nehmen und das Gespräch durch eine gewisse aktive Passivität zu fördern. Aktiv in soweit, dass er trotzdem bei der Sache bleibt und passiv in der Hinsicht, dass er einfach mal nichts sagt.

Diese Eigenschaft ist vielen heutzutage leider verloren gegangen und sie verspüren einen gewissen inneren Drang sich mitzuteilen und Gott und der welt zu berichten, was sie bewegt, was sie empfinden, was sie denken oder welche Wehwehchen sie in den letzten Wochen erleiden mussten.

Ich finde dies nur allzu schade, denn es ist ein weiterer Aspekt unserer egomanen Ellbogengesellschaft, wo man die Fähigkeit verliert zuzuhören und in der alles interaktiv sein muss, damit man selber Einfluss nehmen kann. Es ist auch dadurch befördert, dass selbst Kinder heute nicht mehr einem Märchen zuhören, sondern vor dem PC sitzen und sich ihre “Märchen” vermittels Adventurespielen oder ähnlichem selbst basteln.

Dass diese Egozentrik immer mehr zunimmt, finde ich sehr bedauerlich. Nicht für mich, sondern viel mehr für die Personen, die von ihr schon zur Gänze erfasst wurden. Denn sie rauben sich damit die Möglichkeit, an Reife zu gewinnen. Denn man lernt nicht dadurch, dass man Selbsterlebtes ständig wiederholt, sondern indem man sein Schiksal mit dem anderer vergleicht, Parallelen zieht und eventuell durch die Lösungen anderer auch mal eine alternative Sichtweise erlangt.

Somit zeigt sich, dass der Volksmund doch sehr oft recht behält und oftmals das Reden eben nur Silber ist, das Zuhören jedoch Gold!

Freitag, Juli 22, 2005

Die Wahl der Qual

Heute war es soweit: Der deutsche Bundestag wurde von Bundespräsident Horst Köhler aufgelöst und es stehen Neuwahlen an, falls uns das Bundesverfassungsgericht nicht noch in letzter Minute vor der Weltöffentlichkeit durch eine Blockade dieses Prozesses blamiert.

Jetzt heißt die große Frage, wer wohl Mister oder Misses September wird. Der Herr der Eheringe Gerhard Schröder, dem es von ziemlich weit außen kommend jetzt nicht mittig genug sein kann oder Angela, die Gnadenlose, Merkel, die schon so manchen ernstzunehmenden Politiker vom Parkett gefegt hat?

Egal wie diese Frage nun ausgehen wird, ist es viel interessanter sich mal Gedanken darüber zu machen, vor welchem Hintergrund die jeweilige Person das Amt bestreiten wird.

Meine Präferenz hierfür ist bisher immer von vielen belächelt worden und alle meinten, dass es nie im Leben möglich sei, in der jetzigen Situation eine große Koalition zu bilden. Jedoch seit dem Auftreten der “neuen Linken” geführt von Oskar Lafontain, der wie kaum ein anderer Politiker sehr gut bewiesen hat, dass man seiner politischen Grundlinie sehr wohl treu bleiben kann, wenn man auch bereit ist auf Macht und Posten zu verzichten, scheint diese Lösung dann doch nicht mehr so abwegig zu sein. Die direkten Befürworter einer solchen Formierung nehmen zu und je nachdem wie die Wahlergebnisse aussehen werden, könnte es sein, dass sich als dies die einzig sinnvolle Koalition darstellt.

Ich denke das hätte einiges Gutes, wenn auch nicht langfristig, sondern nur für eine Legislaturperiode. Es würde unsere Politiker wieder zu der Einsicht bringen, dass persönliche Macht- und Imagekämpfe im hohen Hause nichts zu suchen haben und sie wären gefordert sich gemeinsam der Regierungsverantwortung zu stellen und dementsprechend zu handeln, während die kleineren Parteien dafür Sorge tragen, dass die Volksparteien ihrem Namen gerecht werden und wieder im Sinne ihres Volkes zügig und entschlossen handeln. Eine breite Mehrheit in der Mitte, die durch Druck von den Flügeln nach vorne getrieben wird und Reformen auf den Weg bringt, die dann nicht nach Ablauf der 4 Jahre durch einen etwaigen weiteren Regierungswechsel wieder revidiert werden.

Soviel Chaos in der jüngsten Vergangenheit auch auf der politischen Bühne geherrscht hat, auf der leider Gottes mehr Schmierenkomödie stattgefunden hat denn seriöses Theater, so hatte dieses ganze Wirrwarr doch einen positiven Nebeneffekt: Der Deutsche an sich ist wieder politisch interessiert und es zeichnet sich zunehmend ab, dass die langjährige Politikverdrossenheit wieder etwas abnimmt.

Dazu kann man uns nur in jeder Hinsicht beglückwünschen.

Hoffen wir, dass Deutschland im September die richtige Wahl trifft und eine neu formierte Regierung (meines Erachtens mit einem Kabinett bestehend aus den besten Köpfen der beiden Großen) einen Weg aus der momentanen Krise findet, der uns unsere Werte, unseren Wohlstand und unseren Einfluss auf das Weltgeschehen weiterhin sichert und stabilisiert.

Leider werde ich wohl auf meine Lieblingskombination bestehend aus Kanzlerin Merkel und Vizekanzler fischer verzichten müssen, denn wie wir diese beiden unter einen Hut bekommen sollten, bleibt mir ein Rätsel.

Dienstag, Juli 19, 2005

Rehform oder was?

Jetzt haben wir uns gerade daran gewöhnt, dass das daß nicht mehr mit “sz” geschrieben wird und zum zweiten mal geht der ganze Ärger los. Die Politik mischt sich einmal mehr in laufende Prozesse ein und schon bricht das reinste Chaos aus und wenn es so weitergeht wird am Ende die Rechtsprechung über die Rechtschreibung zu entscheiden haben. Denn dann verklagen die Schüler ihre Lehrer in Bayern, dass das Diktat in Hessen nicht zur Wiederholung der Klassenstufe geführt hätte und andersherum.

Da hat man dann endlich mal eine Reform in Deutschland, die relativ reibungslos hätte zu Ende geführt werden können und schon wird man eines besseren bzw. Besseren belehrt. Gott sei Dank, dass wir wenigstens die Reformation zu ende geführt haben, denn sonst stünde Luther heute noch an der T(h)üre und würde nageln.

Eben jener war es ja auch, der mit seiner Einheitsübersetzung der Bibel seinerzeit die einheitliche Deutsche Hochsprache einführte und so in dem Staatenkonglomerat des heiligen römischen Reiches deutscher Nation für etwas mehr Ordnung sorgte. Denn bis dato waren nicht nur das Reich und die Schrift heilig sondern auch das Blechle, von dem jedoch keiner genau wußte, wie man es denn wo zu schreiben hatte, so dass es zu einem guten Berg von Missverständnissen kam, die selbiger dann ja durch den Buchdruck aus dem Wege räumen oder dies zumindest maßgeblich mit beeinflussen konnte. Auch wenn seine Lettern noch beweglich waren, so hatten sie doch ihren sinnvollen Platz innerhalb eines Wortes. Heute darf man jedoch davon ausgehen, dass ein Teil der Schüler so verwirrt ist, dass er diese Lettern im Singular wohl so schreiben würde, wie es uns die Magarinewerbung vorführt.

Doch seit 1880 war ja dann alles klar, denn Konrad brachte uns bei, wie du den deutschen Wortschatz zu gebrauchen hast und er war nicht nur gebunden, sondern auch verbindlich. Sogar in solchem Maße, dass die Masse selbst in Zeiten des kalten Krieges auf beiden Seiten des eisernen Vorhangs zumindest sprachlich eine Einheit darstellte, wenn dies auch durch manchen, von den Politikern geformten Neologismus wieder durchbrochen wurde.

Jedenfalls hielt sich der gesamte deutsche Sprachraum an eben dieses Werk der Vereinheitlichung, wobei jedoch anzumerken sei, dass es den Duden eigentlich nie gegeben hat, da Duden eben nicht im Duden steht und somit eigentlich gar kein deutsches Wort sein kann, sonst müsste es ja drin stehen. Man hätte ihn also auch Tuten schreiben können.

Und von tuten und Blasen haben eben jene, die sich nun in den Bereich der Sprache einmischen bestimmt keine Ahnung. Meiner Meinung nach sollte Sprache nicht zum Politikum werden, es reicht schon, wenn sie uns den uneingeschränkten Gebrauch dadurch zunichte macht, dass sie es immer wieder schafft einzelne Wörter so zu missbrauchen, dass man zu keinem Ergebnis kommen kann, da man Endlösung nicht mehr gebrauchen darf.

Doch leider haben einige der Herren im Hohen Hause, dass ja aus Gründen der political Correctness auch Bundestag im Reichstag heißt, die Ansicht, dass der Rat der Rechtschreibung eben nur ein Rat sei und man sich an diese ja generell nicht zwingend halten muss und sie somit versuchen das Rad neu zu erfinden.

Da gelobe ich mir doch unser Nachbarland Frankreich, in dem es eine unabhängige Institution gibt, die dafür sorgt, dass Klarheit herrscht in der offiziellen Sprache. Wobei wohl eins klar sein dürfte: Selbst wenn wir eine einheiltliche Schreibung hätten, würde sie dennoch keiner beherrschen, da Pisa, wenn auch mittlerweile etwas leiser, immer noch grüßt, wobei im Gegensatz zum italienischen, beim deutschen nicht nur der Turm schiefsteht.

Abschließend kann ich nur noch vorschlagen, dass es doch sinnvoll sei, um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, dass wir einfach den Orthopäden die Othographie überlassen, da sie ja scheinbar laut der Vorsilbe die meiste Ahnung davon haben und die Politiker durch einen einfachen Buchstabenwechsel dazu verdammen, sich künftig um die Polypen in der Tiefsee zu kümmern, aber dann bitte mit zugehörigem Betonklotz am Bein. Vielleicht geht ihnen beim Untergang auf, wie schnell einem falscher sprachgebrauch zum Verhängnis werden kann.

Freitag, Juli 15, 2005

9 ½ Wochen

Viele von den Menschen, die einen näheren Umgang mit mir pflegen wissen, dass man mit mir über alles reden und man mich auch nicht durch persönlich treffende Witze, wenn sie denn gut sind, verärgern kann. Eins jedoch war und ist bis heute Tabuthema Nummer eins: Meine Zähne, oder wie sie kürzlich noch von einem sehr guten Freund in einem bösartigen Witz gennant wurden: Die Tropfsteinhöhle in meinem Mund.

Diejenigen, die mich nur flüchtig kennen, werden jetzt erstaunt sein, denn ich wußte dieses Manko bisher durch meine Mimik immer sehr gut zu kaschieren, was zur Folge hatte, dass man mir dieses Gebrechen nicht wirklich ansah.

Gebrochen ist dann auch etwas anderes und zwar nicht wie bei Maria Stuart in langer Kerkerschmach der edle Mut, sondern mein vorderster Backenzahn unten links und das ausgerechnet an einem Samstagabend beim Essen eines Würstchens im Brötchen. Mein allererster Gedanke, nachdem ich den Zahn in meinen Händen hielt war: Du hast dir schon von vielen Würstchen den Abend versauen lassen, aber an keinem hast du dir so die Zähne ausgebissen.

Zähneknirschend sah ich nun der Realität ins Auge und wußte, dass nun das Schiksal mich endlich dazu bringen würde den jahrelang aufgeschobenen, leidigen Termin beim Zahnarzt zu vereinbaren. Es ist schon ein seltsames Gefühl nach 15 jahren mal wieder eine Zahnlücke zu haben und wissend darum, dass meine genetische Ausgangslage bezüglich meiner Kauleisten auch nicht die beste ist, sah ich schreckliche Zeiten vor mir.

Anfang dieser Woche dann wurde mir der noch unterhalb des Zahnfleischrandes verbliebene teil meines Bruchstücks gezogen und heute ging es dann mit den nächsten 3 Kandidaten weiter, die nun ihrer (Er-)Füllung harren.

Beim heutigen Termin erfragte ich dan, mit welchem Umfang ich denn rechnen müsse und man sagte mir, dass es wohl in 15 Sitzungen zu schaffen sei. Bei zwei Sitzungen in der Woche und zwei Wochen Urlaub des Zahnarztes errechnete ich mir so eine Behandlungsdauer von 9 ½ Wochen, wobei zwischendurch auch noch die Weisheitszähne entfernt werden müssen. Ich hoffe natürlich, dass ich die Weisheit an sich behalte, da ich nicht möchte, dass diese Kolumne ab dem Zeitpunkt dann stumpfsinnig wird.

Irgendwie verstehe ich jetzt nicht mehr, warum ich so lange Zeit eine so große Angst vor dem Großprojekt hatte, da ich mich momentan auf jede einzelne Sitzung freue, da ich weiß, sie wird mich meinem lang ersehnten Traum ein Stückchen näher bringen. Ich freue mich schon riesig darauf auch einmal kraftvoll zubeißen zu können und mit einem strahlend weiße Lächeln die Menschen umschmeicheln zu können. Und obwohl mir auf der Bühne bisher immer attestiert wurde, dass meine Mimik “großes Kino” sei, so weiß ich, dass wenn ich nicht mehr kaschieren muss auch dort noch einen drauflegen werde. Und vor allem eins freut mich ganz besonders. Als Kind musste ich leidvoll feststellen, nicht zum europäischen Hochadel zu gehören, doch nun bekomme ich eine Krone. Und auch dem Aspekt in mir, der sich immer wieder für Völkerverständigung und Gemeinschaft einsetzt, wird Rechnung getragen und ich werde eine Brücke mein eigen nennen.

Aber was mich momentan besonders bewegt, ist die Tatsache, dass mein Selbstbewußtsein derzeit einen solchen Schub bekommt, da ich genau weiß, dass in Zukunft nicht mehr über dieses Thema hinter meinem Rücken gesprochen werden wird und keine Bekannte, die mich seit langem nicht mehr gesehen hat, das Gesicht leicht verzieht, wenn das Gespräch in Abwesenheit auf mich kommt um sich nach dem Stand meiner Zähne zu informieren, da dies für sie der bleibende Eindruck meiner Persönlichkeit war.

Und mit freudiger Erwartung freue ich mich dann auf das Ende von 9 ½ Wochen, denn dann werde auch ich in Begleitung vor dem Kühlschrank liegen, ungeniert meinen Mund aufreißen und mich füttern lassen, wie seinerzeit Kim Basinger.

Ich hoffe nur nicht, dass dieser Zeitplan dadurch aufgehalten wird, dass man in meinem Mund ein mittelalterliches Bollwerk ausgräbt wie am Chlodwigplatz, denn das wäre schade. Aber soweit ich weiß dürfte dies nicht zu erwarten sein.

Donnerstag, Juli 14, 2005

Niemals geht man so ganz…

Es ist immer wieder schade, wenn man erfährt, dass gute Freunde einen verlassen. Wenn man es erfährt, auch wenn der eigentliche Abschied noch fern ist, bekommt man dieses stockende Gefühl im Hals und die Augen werden wässrig. Doch so ist es nun einmal im Leben: Wege treffen sich und Wege trennen sich und man ist doch oft erstaunt, welch verschlungene Pfade man begeht, nicht wissend, wem man wann wo wieder begegnet.

Die Ungewissheit scheint unerträglich und man macht große Versprechungen, obwohl einem die Erfahrung sagt, dass man sich dann doch mit der Zeit so langsam voneinander löst. Doch es bleibt immer etwas zurück und Gott sei Dank stimmt das oft zitierte Sprichwort nicht so ganz, denn aus den Augen heißt noch lange nicht aus dem Sinn.

Es gibt Menschen, die hinterlassen selbst nach kürzester Zeit Spuren im Herzen des anderen und diese kann selbst der wind der Zeit nicht verwehen und man wird sich immer wieder mit Nostalgie an sie zurückerinnern, egal wo auf der großen, weiten Welt sie sich auch befinden und was sie gerade tun.

Das zeichnet eben die wahren Freunde aus. Man muss sie nicht immer sehen und wenn dies auch nur alle Jubeljahre mal geschieht, hat man dann beim Wiedersehen doch das Gefühl, als sei man nur eine Stunde voneinander getrennt gewesen, denn das vertraute Gefühl bleibt und ein Blick wirft einen um Jahre zurück in eine andere Zeit.

Selbst wenn der Alltag und die Lebenspläne ein weiteres Treffen im Laufe der Jahre immer unwahrscheinlicher werden lassen, so ist es dennoch sehr beruhigend zu wissen, dass Erinnerungen am Leben bleiben. Von daher ist es dann auch nicht wichtig, wenn man sich sicher ist, dass man beim anderen etwas zurückgelassen hat und man selber ebenso einige Relikte der gemeisamen Zeit besitzt. Denn dadurch hat man sich gegenseitig Sinn gegeben und sein und das andere Leben bereichert.

Auch wenn es schwerfällt Abschied zu nehmen, so sollte man doch nach einiger Zeit, die Tränen wieder einpacken und voller Mut in die Zukunft blicken. Denn man will ja für einander das Beste und sieht dann auch gerne ein, dass es sein muss.

Dazu sagt Leonore in Goethes Torquato Tasso einen wunderbaren Satz:

“Gar freundliche Gesellschaft leistet uns ein ferner Freund, wenn wir ihn glücklich wissen.”

Doch ergeht es uns wesentlich besser heutzutage als seinerzeit, denn mit unserer heutigen Technologie ist die Welt so klein geworden wie nie zuvor und Distanzen spielen keine wirkliche Rolle mehr. Drum werde ich auch jetzt die tristen Töne verklingen lassen und in den Gesang der Hoffnung auf eine schöne Zukunft einstimmen, wissend, dass egal ob man zur Stelle ist oder nicht, man doch immer in jemandem vorhanden ist, wenn man es einmal geschafft hat einen Platz in des anderen Herz zu erobern.

Ich wünsche meinem lieben Freund an dieser Stelle, auch wenn er noch einige Zeit hier sein wird, schon einmal alles Gute und dass die Stadt der Liebe hält, was sie verspricht. Mögest du leben wie Gott in Frankreich und neue Erfahrungen gewinnen, Erkenntnisse sammeln und vielleicht eines Tages, sollten dich deine Wege nicht noch weiter führen, mit Koffern zurück kommen, die so reich gefüllt mit dem Gewonnenen sind, dass man es sich dann teilen kann und möge ich, der hierbleibt, ebenso große Beute machen um dies dann wiederum dir schenken zu können.

Auf in die Schlacht! Wir treffen uns wieder um den Schatz zu teilen!

Dienstag, Juli 12, 2005

Absolute Absolution

Wie mir jetzt zu Ohren gekommen ist, werden zum Weltjugendtag, der ja bekanntlich in gut 4 Wochen in unserer Domstadt stattfinden wird, zwei komplette Messehallen der Deutzer Messe mit Beichtstühlen ausgestattet, da man beim letzten Weltjugendtag die Erfahrung machen durfte, dass die vorgesehenen Beichtkapazitäten bei Weitem nicht ausreichten.

Da schaue ich doch mal schnell auf den Kalender um mich zu vergewissern, dass ich mich wirklich im 21. Jahrhundert befinde. Glauben die jungen Gläubigen wirklich daran, dass man mit 5 Ave Maria und 2 Vater Unser von den Sünden befreit wird? Ist ein begangener Fehler weniger schlimm, wenn man sich einen darauf runterbetet?

Ich denke, dies ist ein archaisches Machtinstrument der Kirche, die gerne die Allegorie des Fegefeuers ausrollt und diesen Teppich dann groß und breit an die Wand hängt um dem kleinen Christen das Mark im Knochen gefrieren zu lassen, in Anbetracht der Hitze die ihn nach seinem Tod erwartet, wenn er nicht zur Herde als reuiges Schaf zurückkehrt.

Ich will bei Gott nicht jetzt den Antichristen oder gar den personifizierten Mephistopheles spielen, der das Böse bewirbt, allerdings kann ich der Definition von Sünde im römisch-katholischen Sinne nichts abgewinnen.

Die Beichte hat zwei schwerwiegende Konsequenzen. Einerseits schürt sie die Machtposition der Kirche in Fragen der Ethik und Moral und gibt ihr die Möglichkeit Dogmen aufzustellen, die nicht mehr hinterfragt werden dürfen und andererseits macht sie es dem Gläubigen einfach, seine Fehler und Sünden zu verharmlosen, da diese ja durch ein paar dem Pfarrer entgegengebrachte Worte wieder ungeschehen gemacht werden können.

Dies ist die blanke Prostitution amlösungsorientierten Konfliktmanagement, da Fehlverhalten nicht analysiert und reflektiert wird, sondern einfach in den Beichtstuhl getragen und mit ein paar gemurmelten Gebeten bezahlt wird. Wäre es nicht sinnvoller sich voller Stolz hinzustellen und zu seinen Fehlern zu stehen, die man gemacht hat. Sich ihrer bewußt werden und versuchen angerichteten Schaden zu begrenzen oder wieder gut zu machen ist meines Erachtens sinnvoller als das Durchlaufen eines längst überfälligen Ablassprozesses. Wir alle sind menschlich und somit nicht unfehlbar, daher kann es auch nichts Schlimmes sein, wenn man Fehler begeht. Warum diese also beichten? Verzeiht der gnädige Gott nur denen, die ihr Verhalten dem Pfarrer, der meist selbst keine weiße Weste trägt, offen zutage legen, damit dieser dann ein weiteres Argument in der hand hält, warum man selbst ein so schlechter Mensch sei, der auf Besserung harre? Oder haben wir doch einen strafenden Gott? Wenn dem so ist, was sollte eine Beichte dann nutzen?

Was ist sinnvoller? Einen Fehler zu begehen, ihn zu erkennen, darüber zu reflektieren und sich vorzunehmen ihn in Zukunft zu vermeiden oder ihn immer wieder zu begehen wissend, dass eine Beichte ihn im Nachhinein auslöscht wie das Wasser das Feuer?

Wo liegt der Unterschied zwischen dem Bildnis der Hölle und der Gehirnwäsche von Scientology? Wie lange dauert es noch, bis der Ablasshandel wieder eingeführt wird? Gibt es denn wirklich das ultimative Gute und Böse oder kann sich nicht im Nachhinein das Böse vielleicht als gut herausstellen?

Und über was dann dort gebeichtet wird: Onanie, Homosexuelle Gedanken, Notlügen, die zerbrochene Tasse und das Bonbon in der Fastenzeit werden zu großen Fehlern und gravierendem Versagen aufgebauscht. Denn die wirklichen Sünden werden nicht im Beichtstuhl behandelt.

Wie kann man einer Institution erlauben, solche Bagatellen zu verurteilen, die sich selber soviel hat zu Schulden kommen lassen und doch die Dreistigkeit besitzt Sünden, Vergehen und Morde von mehreren Jahrhunderten mit einer einzigen Bittschrift abzuhandeln und mit einem Reueakt namens “Mea Culpa” alles zu verzeihen, was sie in ihrere langen Historie zusammenintrigiert und verbrochen hat?

Ich jedenfalls werde nicht beichten, denn ich brauche dazu keine alten Männer, die im Beichtstuhl nicht nur ihre Schäfchen mit Fragen penetrieren.

Da halte ich mich doch lieber an den Freigeist Kant:

Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.

Donnerstag, Juli 07, 2005

Tiiina, watt kosten die Kondome?

“Wenn man sie nicht nutz, das Leben”, wäre wohl die richtigste Antwort auf diese Frage, zumindest unter den Homosexuellen, denn bei denen von der anderen Fakultät kann das Weglassen ja bekanntlich auch Leben schenken. Doch darauf will ich gar nicht hinaus.

Dieser Werbespot hat sich mir in meiner frühen Jugend ins Gehirn eingebrannt wie das Fleischersiegel in die Kuhhaut, auf die die Ernsthaftigkeit dieser skuril dargestellten Thematik damals nicht ging. Doch wie sieht es heute aus, in den Zeiten, in denen Kondome mit bunten Schmetterlingen, süßen Teddys oder romantischen Vollmonden beworben werden? Wirken diese, das Stadtbild verschönernden Plakate noch genauso wie die markergreifende Stimme Hella von Sinnens? Ich glaube nicht… denn sie werden leider Gottes nicht mehr zu Genüge wahr genommen und es bricht nicht nur in den Discountern der “bare Wahnsinn” aus.

Es heißt, Verstand sei gerecht verteilt, da jeder denkt, er habe genug davon. Doch genauso gerecht ist das Leben verteilt, davon hat jeder nur eins außer Katzen, aber die verstehen unter mörderischem Vögeln was anderes. Jedenfalls der Verstand lässt doch bei vielen hier zu Wünschen übrig, denn es ist unverantwortlich, mit seinem und vor allem dem Leben anderer so leichtsinnig umzugehen. Natürlich steht in Artikel 1 des Grundgesetzes, dass jeder das Recht auf freie (also ohne etwas drumherum) Entfaltung seiner Persönlichkeit (die sich ja bei einigen auf ein Körperteil beschränkt) hat, jedoch steht in selbigem auch, dass jeder das recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit habe. Schade, dass es als Recht formuliert ist und nicht als Pflicht, denn es machen zuviele Gebrauch von ihrem Recht von diesem Recht nicht Gebrauch zu machen.

Und selbst Raucher, die ihre Sucht verteidigen und schon reichlich blöde Gründe dafür anführen können, sind bei weitem nicht so kreativ wie unsere liebe bareback – Fraktion. Der Begriff “bareback” ist dem englischen, in der Cowboysprache benutzten Ausdruck “bare back” also dem “reiten ohne Sattel”entlehnt. Doch wie wissen wir allzu gut aus der Zeit, als wir noch brav im Sandkasten Western nachspielten? Wer keinen Sattel hat, der rutscht schneller vom Pferd.

Und da genau setzt die Argumentation schon an, denn viele behaupten, es würde mit der Lümmeltüte nicht gut genug rutschen. – Falsch! Das hat etwas mit der Menge des benutzten Gleitgels zu tun.

Argument 2: Man fühlt mehr. – Falsch! Denn ihr seid gar nicht in der lage wirkliches Gefühl zu empfinden, wenn es bei dem Dank an das Leben schon aufhört.

Argument 3: Ich bin doch gesund. – Falsch! Nicht mehr lange.

Argument 4: Er hat doch gesagt, er ist gesund. – Falsch! Deine Eltern haben dir auch noch mit 7 versucht weiszumachen, es gebe den Weihnachtsmann. Hast du ihn bisher getroffen?

Argument 5: Wenn ich’s immer nur mit einem treibe, kann doch nix passieren. – Falsch! Wenn er infiziert ist schon.

Argument 6: Es gibt doch wirksame Medikamente gegen Aids. – Falsch! Die sind genauso wirkungslos wie die gegen die Menschliche Dummheit.

Argument 7: Mir kann nichts passieren, ich bin schon infiziert. – Falsch! Aber bei der Ansicht, solltest du weitere Virenstämme sammeln und dich, wenn du alle zusammen hast, bei Glücksrad anmelden.

Man könnte hier jetzt ewig weitere Gegenüberstellungen machen, jedoch würde man dieser sinnlosen Diskussion (warum wird darüber eigentlich überhaupt diskutiert?) nur weiter Beachtung schenken. Doch diese richten wir dann doch lieber wieder auf die Prävention und besinnen uns, dass Aufklärung eben nicht nur eine kulturhistorische Epoche ist.

Mit Erschrecken stellt man fest, wie sehr dieser Trend von jungen Menschen vorangetrieben wird und da stellt sich einem unweigerlich die Frage: Warum verlieren viele die Gabe der Vernunft, sobald es um den Sex geht?

Theorie 1: Die Kreislauftheorie

Die Schwänze der betreffenden Personen sind so lang, dass sich, sobald sie sich in erregtem Zustand befinden, nicht mehr genug Blut im Gehirn einfindet und dieses dann vorrübergehend ausschaltet. Dies kann man jedoch nicht annehmen, da zum einen nicht nur XL-Typen blank rummachen und zum anderen die Kinsey-Studie schon zeigt, wie sehr man den Angaben hier glauben kann.

Theorie 2: Die Y-Chromosom-Theorie

Wie wir alle wissen, ist das Y-Chromosom nur ein informationsleeres, verkümmertes X-Chromosom. Es ist gut möglich, dass diese fehlende Information eben jene ist, die aufzeigt, wie man Vorsicht und Spaß kombinieren kann. Was nebenbei erklären könnte, warum viele überwiegend Heterosexuelle Männer mit 200 km/h über eine Landstraße fahren, Frauen jedoch beim Sticken einen Fingerhut tragen.

Theorie 3: Die Theorie des Unterbewussten

Der Schrecken, der Anfang der 80er Jahre die Menschheit aufgrund der unbekannten Krankheit befiehl, schlug sich in zahlreichen Reportagen, Zeitungsberichten, Leitartikeln und im allgemeinen Kommunikationswesen nieder und man wurde in gewisserweise unterbewusst darauf gepolt, dass von diesem Thema eine gewisse Gefahr ausgeht. Anders so bei den jetzt nachfolgenden Jugendlichen, die in den 90er aufgewachsen sind und dort ihren maximalen unterbewußten Input bekamen, der sich für sie aus Meldungen zusammensetzte, die besagten, dass die Forschung voran komme, es Medikamente gebe, man an Impfstoffen arbeite und sonstigen Nachrichten, die suggerierten, dass dieses Problem in Kürze lösbar sei und somit der Thematik sowohl Brisanz als auch Schrecken nahmen.

Zurück zu Lück, der sich in dem scheinbar vergessenen Werbespot noch aufgrund der durch den Laden geschrienen Frage schämte. Ich denke heute wäre es angebracht, wenn die genauso rot anliefen, die an der Kasse stehen mit der Enthaarungscreme, der Flasche Rotwein, der Tüte Chips, der romantischen DVD, der tube Gleitgel und eben KEINER Packung Kondome.

Also, bitte: Wenn ihr euren Spaß habt, dann bitte auf der sicheren Seite. Wozu sonst haben uns die Aliierten damals aus Auschwitz befreit?

P.S.: Das Thema dieses Beitrags war von einem guten Freund gewünscht, nachdem er mit einem Bekannten seinerseits eine Diskussion hatte, bei der das ein oder andere der oben genannten Argumente fiel.

Es ist die bisher längste Kolumne, jedoch möge man mir das nachsehen, denn ich denke es ist zwar schon viel darüber gesagt worden, doch wird noch zu viel geschwiegen.

Montag, Juli 04, 2005

Gedanken die Revue passieren

Nach einem sehr tollen, jedoch auch unwahrscheinlich anstrengenden CSD-Wochenende sitze ich nun hier in einem melancholischen Gefühl im Magen und versuche zu sortieren, was in den letzten 4 Tagen alles los war. Der letzte Gast hat vor etwa einer halben Stunde meine Wohnung verlassen und außer dem noch nicht geputzten Bad und die noch rumhängenden Fummel und der Perücke, zeugt nichts mehr von der Schwuppen-Invasion der letzten Tage.

Aklles fing schon Donnerstag an damit, dass letzte Vorbereitungen getroffen wurden.

Am Freitag war es dann soweit. Die ersten Gäste trudelten ein und es wurde bunt; das Straßenfest begann und somit auch der Stress. Nach einem schönen Abend am Stand der rik und einem tollen Abend unter Freunden im Bermudadreieck, tankte ich dann in einem kurzen Schlaf noch einmal Energie für die nächsten 2 Tage, die wohl zu den anstrengendsten dieses Jahres werden.

Ich weiß nicht, was sich schneller füllte und wo die Leute enger aufeinander saßen, ob beim Auftritt auf dem Alter Markt am Samstagnachmittag oder Abends bei Einflug der letzten Gäste und dem anschließenden Vorglühen. Jedenfalls ist es doch interessant, einmal zu erleben, dass wirklich bis auf’s letzte Glas, die letzte Gabel, den letzten Teller alles benutzt wird und man in Erfahrung bringen kann, dass sich ein voller Kühlschrank neben Bierkästen und Schränken in kürzester Zeit leeren lässt. Naja, bei 12 Übernachtungsgästen und einigen, die nur mal eben so vorbeischauten auch kein Wunder.

Und dazu dann noch die ganzen Gäste, die sehr gerne aufgenommen wurden so wie Jules Mumm, Ron Bacardi, Jim Beam, Herr Deinhardt samt und sonders mit vielen Familienangehörigen. Und dann gab’s noch die Gäste, die es sich erst im Bad gemütlich machten, sich dann jedoch relativ schnell in der ganzen Wohnung verbreiteten und uns die Luft zum Atmen nahmen und das selbst, obwohl das ganze Wochenende über kein einziges Fenster in geschlossener Gesellschaftwar. Zu diesen atemberaubenden Gästen gehörten unter anderem Carlo Collucci, Betty Barkley, Hugo Boss, Yves Saint-Laurent, Jean-Paul Gaultier, Calvin Klein und selbstverständlich hatten auch sie noch einige Freunde dabei.

Abends dann wurde die Küche zu einem riesengroßen Campingplatz umfunktioniert und man staunt doch, wie kurzweilig eine Nacht doch sein kann, wenn die Gäste im Halbstundentakt nach hause kommen, noch kurz mit einem plaudern und man beim Eintreffen der letzten schon wieder unter die Dusche springen muss, weil man weiß, dass der neue Tag schon wieder beginnt und man nun einen absoluten Marathonlauf vor sich hat.

Dieser begann dann schon mit eben jenem Duschen und der Fahrt in die Stadt zum Schminken und auftransen für die Parade zu deren Aufstellung sich auch wenig später schon ganze Heerscharen versammelten. Eins jedoch ist sehr schwer im Nachhinein, sich zu erinnern, wo denn die Parade genau langführte und wen man alles gesehen hatte. Die reinste Reizüberflutung. Jedoch bin ich der stadt Köln sehr dankbar für jeden asphaltierten Streckenabschnitt, denn wenn man auf dem Flaster mit Inlinern stürzt, ist das zwar lustig, allerdings überwiegend nur für die Zuschauer. Habe dennoch gelacht, da es wohl sehr komisch ausgesehen haben muss und ich bin ja auch ohne Laufmasche wieder herausgekommen.

Die Abreise einige meiner Gäste konnte ich leider nicht mitbekommen, da ich zum einen aufgrund des Input-Stops meiner Sinne nichts mehr zur Gänze mitbekam und zum anderen wieder mal im Einsatz war.

Nachdem nun alles wieder da steht, wo es hingehört. Die Akkumulation der Koffer und Kulturbeutel verschwunden ist und nur noch einige vereinzelte Fundsachen herumliegen frage ich mich: Gibt es auf dem Gebiet des Feierns und des Vergnügens eigentlich auch eine Art Phantomschmerz? Denn es ist immer wieder ein laues Gefühl im Magen, wenn nach solchen Veranstaltungen wie dem Colognepride oder Karneval, eben nichts mehr ist. Alles still, keine Hektik, keine Menschen. Das sind Momente, in denen man eigentlich gerne weinen würde, ohne zu wissen warum, ob der Erschöpfung, der Ruhe oder einfach der Erinnerungen an die schöne Zeit.

Auf diesem Wege noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle, die in irgendeiner Weise zu einem umwerfenden Ereignis beigetragen haben, seien es Gäste, Freunde, Bühnenkollegen, Paradeteilnehmer, Zuschauer oder wer auch immer….

Danke…… und ich freue mich auf’s nächste Jahr!