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Benjamin Merkler, geboren 1982, lebte 2002 bis 2007 in Köln, wo er Germanistik, Anglistik und Philosophie auf Magister studierte. Von 2007 bis 2009 studierte er an der Universität Heidelberg Anglistik, Philosophie und öffentliches Recht. Seit 2010 lebt er in Berlin und hat seine Promotion an der Technischen Universität Tallinn begonnen. Neben seinem Studium war er als Forschungsassistent sowie in einer PR/Marketing-Agentur tätig, schrieb gelegentlich Artikel und übersetzte. Zuvor war er schon in der Softwareentwicklung, in Marketing, Vertrieb und in der Gastronomie tätig. Privat trat er in seiner kölner Zeit ab und zu als Cressida Treulos (Travestie mit Livegesang) auf und stand im Bereich Kleinkunst und Comedy auf der Bühne. Überdies war er Protagonist in einem Dokumentarfilm.

Donnerstag, Juli 07, 2005

Tiiina, watt kosten die Kondome?

“Wenn man sie nicht nutz, das Leben”, wäre wohl die richtigste Antwort auf diese Frage, zumindest unter den Homosexuellen, denn bei denen von der anderen Fakultät kann das Weglassen ja bekanntlich auch Leben schenken. Doch darauf will ich gar nicht hinaus.

Dieser Werbespot hat sich mir in meiner frühen Jugend ins Gehirn eingebrannt wie das Fleischersiegel in die Kuhhaut, auf die die Ernsthaftigkeit dieser skuril dargestellten Thematik damals nicht ging. Doch wie sieht es heute aus, in den Zeiten, in denen Kondome mit bunten Schmetterlingen, süßen Teddys oder romantischen Vollmonden beworben werden? Wirken diese, das Stadtbild verschönernden Plakate noch genauso wie die markergreifende Stimme Hella von Sinnens? Ich glaube nicht… denn sie werden leider Gottes nicht mehr zu Genüge wahr genommen und es bricht nicht nur in den Discountern der “bare Wahnsinn” aus.

Es heißt, Verstand sei gerecht verteilt, da jeder denkt, er habe genug davon. Doch genauso gerecht ist das Leben verteilt, davon hat jeder nur eins außer Katzen, aber die verstehen unter mörderischem Vögeln was anderes. Jedenfalls der Verstand lässt doch bei vielen hier zu Wünschen übrig, denn es ist unverantwortlich, mit seinem und vor allem dem Leben anderer so leichtsinnig umzugehen. Natürlich steht in Artikel 1 des Grundgesetzes, dass jeder das Recht auf freie (also ohne etwas drumherum) Entfaltung seiner Persönlichkeit (die sich ja bei einigen auf ein Körperteil beschränkt) hat, jedoch steht in selbigem auch, dass jeder das recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit habe. Schade, dass es als Recht formuliert ist und nicht als Pflicht, denn es machen zuviele Gebrauch von ihrem Recht von diesem Recht nicht Gebrauch zu machen.

Und selbst Raucher, die ihre Sucht verteidigen und schon reichlich blöde Gründe dafür anführen können, sind bei weitem nicht so kreativ wie unsere liebe bareback – Fraktion. Der Begriff “bareback” ist dem englischen, in der Cowboysprache benutzten Ausdruck “bare back” also dem “reiten ohne Sattel”entlehnt. Doch wie wissen wir allzu gut aus der Zeit, als wir noch brav im Sandkasten Western nachspielten? Wer keinen Sattel hat, der rutscht schneller vom Pferd.

Und da genau setzt die Argumentation schon an, denn viele behaupten, es würde mit der Lümmeltüte nicht gut genug rutschen. – Falsch! Das hat etwas mit der Menge des benutzten Gleitgels zu tun.

Argument 2: Man fühlt mehr. – Falsch! Denn ihr seid gar nicht in der lage wirkliches Gefühl zu empfinden, wenn es bei dem Dank an das Leben schon aufhört.

Argument 3: Ich bin doch gesund. – Falsch! Nicht mehr lange.

Argument 4: Er hat doch gesagt, er ist gesund. – Falsch! Deine Eltern haben dir auch noch mit 7 versucht weiszumachen, es gebe den Weihnachtsmann. Hast du ihn bisher getroffen?

Argument 5: Wenn ich’s immer nur mit einem treibe, kann doch nix passieren. – Falsch! Wenn er infiziert ist schon.

Argument 6: Es gibt doch wirksame Medikamente gegen Aids. – Falsch! Die sind genauso wirkungslos wie die gegen die Menschliche Dummheit.

Argument 7: Mir kann nichts passieren, ich bin schon infiziert. – Falsch! Aber bei der Ansicht, solltest du weitere Virenstämme sammeln und dich, wenn du alle zusammen hast, bei Glücksrad anmelden.

Man könnte hier jetzt ewig weitere Gegenüberstellungen machen, jedoch würde man dieser sinnlosen Diskussion (warum wird darüber eigentlich überhaupt diskutiert?) nur weiter Beachtung schenken. Doch diese richten wir dann doch lieber wieder auf die Prävention und besinnen uns, dass Aufklärung eben nicht nur eine kulturhistorische Epoche ist.

Mit Erschrecken stellt man fest, wie sehr dieser Trend von jungen Menschen vorangetrieben wird und da stellt sich einem unweigerlich die Frage: Warum verlieren viele die Gabe der Vernunft, sobald es um den Sex geht?

Theorie 1: Die Kreislauftheorie

Die Schwänze der betreffenden Personen sind so lang, dass sich, sobald sie sich in erregtem Zustand befinden, nicht mehr genug Blut im Gehirn einfindet und dieses dann vorrübergehend ausschaltet. Dies kann man jedoch nicht annehmen, da zum einen nicht nur XL-Typen blank rummachen und zum anderen die Kinsey-Studie schon zeigt, wie sehr man den Angaben hier glauben kann.

Theorie 2: Die Y-Chromosom-Theorie

Wie wir alle wissen, ist das Y-Chromosom nur ein informationsleeres, verkümmertes X-Chromosom. Es ist gut möglich, dass diese fehlende Information eben jene ist, die aufzeigt, wie man Vorsicht und Spaß kombinieren kann. Was nebenbei erklären könnte, warum viele überwiegend Heterosexuelle Männer mit 200 km/h über eine Landstraße fahren, Frauen jedoch beim Sticken einen Fingerhut tragen.

Theorie 3: Die Theorie des Unterbewussten

Der Schrecken, der Anfang der 80er Jahre die Menschheit aufgrund der unbekannten Krankheit befiehl, schlug sich in zahlreichen Reportagen, Zeitungsberichten, Leitartikeln und im allgemeinen Kommunikationswesen nieder und man wurde in gewisserweise unterbewusst darauf gepolt, dass von diesem Thema eine gewisse Gefahr ausgeht. Anders so bei den jetzt nachfolgenden Jugendlichen, die in den 90er aufgewachsen sind und dort ihren maximalen unterbewußten Input bekamen, der sich für sie aus Meldungen zusammensetzte, die besagten, dass die Forschung voran komme, es Medikamente gebe, man an Impfstoffen arbeite und sonstigen Nachrichten, die suggerierten, dass dieses Problem in Kürze lösbar sei und somit der Thematik sowohl Brisanz als auch Schrecken nahmen.

Zurück zu Lück, der sich in dem scheinbar vergessenen Werbespot noch aufgrund der durch den Laden geschrienen Frage schämte. Ich denke heute wäre es angebracht, wenn die genauso rot anliefen, die an der Kasse stehen mit der Enthaarungscreme, der Flasche Rotwein, der Tüte Chips, der romantischen DVD, der tube Gleitgel und eben KEINER Packung Kondome.

Also, bitte: Wenn ihr euren Spaß habt, dann bitte auf der sicheren Seite. Wozu sonst haben uns die Aliierten damals aus Auschwitz befreit?

P.S.: Das Thema dieses Beitrags war von einem guten Freund gewünscht, nachdem er mit einem Bekannten seinerseits eine Diskussion hatte, bei der das ein oder andere der oben genannten Argumente fiel.

Es ist die bisher längste Kolumne, jedoch möge man mir das nachsehen, denn ich denke es ist zwar schon viel darüber gesagt worden, doch wird noch zu viel geschwiegen.