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Benjamin Merkler, geboren 1982, lebte 2002 bis 2007 in Köln, wo er Germanistik, Anglistik und Philosophie auf Magister studierte. Von 2007 bis 2009 studierte er an der Universität Heidelberg Anglistik, Philosophie und öffentliches Recht. Seit 2010 lebt er in Berlin und hat seine Promotion an der Technischen Universität Tallinn begonnen. Neben seinem Studium war er als Forschungsassistent sowie in einer PR/Marketing-Agentur tätig, schrieb gelegentlich Artikel und übersetzte. Zuvor war er schon in der Softwareentwicklung, in Marketing, Vertrieb und in der Gastronomie tätig. Privat trat er in seiner kölner Zeit ab und zu als Cressida Treulos (Travestie mit Livegesang) auf und stand im Bereich Kleinkunst und Comedy auf der Bühne. Überdies war er Protagonist in einem Dokumentarfilm.

Dienstag, Juli 19, 2005

Rehform oder was?

Jetzt haben wir uns gerade daran gewöhnt, dass das daß nicht mehr mit “sz” geschrieben wird und zum zweiten mal geht der ganze Ärger los. Die Politik mischt sich einmal mehr in laufende Prozesse ein und schon bricht das reinste Chaos aus und wenn es so weitergeht wird am Ende die Rechtsprechung über die Rechtschreibung zu entscheiden haben. Denn dann verklagen die Schüler ihre Lehrer in Bayern, dass das Diktat in Hessen nicht zur Wiederholung der Klassenstufe geführt hätte und andersherum.

Da hat man dann endlich mal eine Reform in Deutschland, die relativ reibungslos hätte zu Ende geführt werden können und schon wird man eines besseren bzw. Besseren belehrt. Gott sei Dank, dass wir wenigstens die Reformation zu ende geführt haben, denn sonst stünde Luther heute noch an der T(h)üre und würde nageln.

Eben jener war es ja auch, der mit seiner Einheitsübersetzung der Bibel seinerzeit die einheitliche Deutsche Hochsprache einführte und so in dem Staatenkonglomerat des heiligen römischen Reiches deutscher Nation für etwas mehr Ordnung sorgte. Denn bis dato waren nicht nur das Reich und die Schrift heilig sondern auch das Blechle, von dem jedoch keiner genau wußte, wie man es denn wo zu schreiben hatte, so dass es zu einem guten Berg von Missverständnissen kam, die selbiger dann ja durch den Buchdruck aus dem Wege räumen oder dies zumindest maßgeblich mit beeinflussen konnte. Auch wenn seine Lettern noch beweglich waren, so hatten sie doch ihren sinnvollen Platz innerhalb eines Wortes. Heute darf man jedoch davon ausgehen, dass ein Teil der Schüler so verwirrt ist, dass er diese Lettern im Singular wohl so schreiben würde, wie es uns die Magarinewerbung vorführt.

Doch seit 1880 war ja dann alles klar, denn Konrad brachte uns bei, wie du den deutschen Wortschatz zu gebrauchen hast und er war nicht nur gebunden, sondern auch verbindlich. Sogar in solchem Maße, dass die Masse selbst in Zeiten des kalten Krieges auf beiden Seiten des eisernen Vorhangs zumindest sprachlich eine Einheit darstellte, wenn dies auch durch manchen, von den Politikern geformten Neologismus wieder durchbrochen wurde.

Jedenfalls hielt sich der gesamte deutsche Sprachraum an eben dieses Werk der Vereinheitlichung, wobei jedoch anzumerken sei, dass es den Duden eigentlich nie gegeben hat, da Duden eben nicht im Duden steht und somit eigentlich gar kein deutsches Wort sein kann, sonst müsste es ja drin stehen. Man hätte ihn also auch Tuten schreiben können.

Und von tuten und Blasen haben eben jene, die sich nun in den Bereich der Sprache einmischen bestimmt keine Ahnung. Meiner Meinung nach sollte Sprache nicht zum Politikum werden, es reicht schon, wenn sie uns den uneingeschränkten Gebrauch dadurch zunichte macht, dass sie es immer wieder schafft einzelne Wörter so zu missbrauchen, dass man zu keinem Ergebnis kommen kann, da man Endlösung nicht mehr gebrauchen darf.

Doch leider haben einige der Herren im Hohen Hause, dass ja aus Gründen der political Correctness auch Bundestag im Reichstag heißt, die Ansicht, dass der Rat der Rechtschreibung eben nur ein Rat sei und man sich an diese ja generell nicht zwingend halten muss und sie somit versuchen das Rad neu zu erfinden.

Da gelobe ich mir doch unser Nachbarland Frankreich, in dem es eine unabhängige Institution gibt, die dafür sorgt, dass Klarheit herrscht in der offiziellen Sprache. Wobei wohl eins klar sein dürfte: Selbst wenn wir eine einheiltliche Schreibung hätten, würde sie dennoch keiner beherrschen, da Pisa, wenn auch mittlerweile etwas leiser, immer noch grüßt, wobei im Gegensatz zum italienischen, beim deutschen nicht nur der Turm schiefsteht.

Abschließend kann ich nur noch vorschlagen, dass es doch sinnvoll sei, um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, dass wir einfach den Orthopäden die Othographie überlassen, da sie ja scheinbar laut der Vorsilbe die meiste Ahnung davon haben und die Politiker durch einen einfachen Buchstabenwechsel dazu verdammen, sich künftig um die Polypen in der Tiefsee zu kümmern, aber dann bitte mit zugehörigem Betonklotz am Bein. Vielleicht geht ihnen beim Untergang auf, wie schnell einem falscher sprachgebrauch zum Verhängnis werden kann.