Ben's Kommentar

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Benjamin Merkler, geboren 1982, lebte 2002 bis 2007 in Köln, wo er Germanistik, Anglistik und Philosophie auf Magister studierte. Von 2007 bis 2009 studierte er an der Universität Heidelberg Anglistik, Philosophie und öffentliches Recht. Seit 2010 lebt er in Berlin und hat seine Promotion an der Technischen Universität Tallinn begonnen. Neben seinem Studium war er als Forschungsassistent sowie in einer PR/Marketing-Agentur tätig, schrieb gelegentlich Artikel und übersetzte. Zuvor war er schon in der Softwareentwicklung, in Marketing, Vertrieb und in der Gastronomie tätig. Privat trat er in seiner kölner Zeit ab und zu als Cressida Treulos (Travestie mit Livegesang) auf und stand im Bereich Kleinkunst und Comedy auf der Bühne. Überdies war er Protagonist in einem Dokumentarfilm.

Dienstag, Mai 31, 2005

Szeneverhalten oder was wir von den Viktorianern geerbt haben…

Sind es nicht die Paradoxien des Alltags, die uns immer wieder das Leben versüßen? Wie bescheuert ist unsere Welt eigentlich? Da laufen mehrere Tausende Singles durch eine Stadt und suchen das Glück und die große Liebe und keiner ist bereit auch nur einen Jota dafür zu tun. Ganz im Gegenteil: Das einzige alles dominierende Prinzip ist die Doppelmoral.

Wem nutzt dies? Was hat man davon, dass alle jammern, Kerle seien Schweine und sich im gleichen Augenblick selber wie die Säue aufführen?

Das fängt schon hier in der Cyberwelt an, indem man vorgibt Freunde zu suchen und dann doch nur auf den schnellen Fick aus ist. Das sei ja auch gestattet, solange dies auch beiden Beteiligten klar ist, was jedoch eher selten der Fall ist.

Man baut dann schnell irgendwelche Pseudobeziehungen mit der Halbswertzeit eines Eintagsfliegenlebens auf um nach kurzem dann unter den haarsträubendsten Gründen das ganze wieder im Sande verlaufen zu lassen mit der folge, dass der andere da sitzt und heult. Ganz getreu dem Motto: Schlimmer geht nimmer und einer flennt immer.

Was bezweckt man mit solchen Handlungen? Hat man Spaß dabei mit den Gefühlen anderer zu spielen? Gibt es einen besonderen Kick, wenn der eigene Lebensweg durchtränkt ist mit den Tränen verflossener Liebschaften? Ist Tränenfetischismus die erste Vorstufe zu anderen feucht-fröhlichen Vorlieben?

Auch gibt es keine mildernden Umstände für die Fraktion der Ehrbaren, die keine ONS praktiziert, da sie nie mit jemandem beim ersten Date in die Kiste steigt, sondern dies erst beim dritten Treffen tut. Doch wo liegt der Unterschied? Beim ONS gibt es kein zweites Treffen, bei der 3-Date-Regel kein Viertes.

Doch damit sei dem Assiverhalten noch nicht Rechnung getragen, denn was man ebenfalls nicht kann auf dem weiten Feld der “Szene”, ist gönnen. Ganz in Opposition zum “Man muss auch jönne könne” steht man dann da und überlegt krampfhaft, wie man mit kleinstmöglichem Aufwand den größtmöglichen Schaden in frische Beziehungen oder Stadien davor streuen kann. Es wird getratscht, verleumdet, gelogen, dass Balken freiwillig die EU-Bananenkümmungsnorm erfüllen.

Man macht die neue Liebschaft des guten Freundes (was haben manche nur für Freunde???) absichtlich schlecht, so dass man sich in besserem Licht der Welt präsentiert, da man ja selber eine Weste trägt, die so rein ist, dass selbst der weiße Riese den Atem anhält.

Da werden dann nette Jungs von nebenan mal schnell zu Strichern deklariert oder bekommen die hirnrissigsten Kombinationen diverser Krankheiten nachgesagt nur um junges Glück im Keime zu ersticken.

Man packt nicht das Böse sondern zielgerecht das Gute an der Wurzel und das radikal (radis 0 lat. Wurzel) und dies nur deshalb, weil man selber mal gerne wieder an der Wurzel gepackt würde und so neidzerfressen und frustriert durch die Schöpfung läuft, dass man es nicht ertragen kann, wenn der Nächste etwas hat, obwohl man selbst noch keinen Nächsten in Aussicht hat.

Konstruktiv und destruktiv verhält sich aber leider nicht wie rechts und links, obwohl beides Gegensatzpaare sind. Bei Zweiterem ist es egal, ob man rechts herum um den Block geht oder sich doch für links entscheidet, man kommt dennoch auf der anderen Seite an. Jedoch wäre es wesentlich sinnvoller sich konstruktiv für das eigene Glück einzusetzen statt destruktiv gegen positive Ereignisse anderer zu wettern. Damit kommt man auch nicht weiter, man kann dann nur behaupten, man sei wieder auf dem selben Stand wie der Konkurrent. Aber dies war schon immer ein Trugschluss: wenn die ganze Klasse eine 5 in Mathe hat, bleibt die 5 immer noch eine schlechte Note!

Und nachher werden dann die Geschädigten getröstet, was einem ja wieder Pluspunkte und Ansehen verschafft, da man es ja nur gut mit den anderen meint und somit sein ehrbares Trugbild gut untermauern kann.

Man wird zur heiligen Hure: Vornerum “Hui” und hintenrum “Pfui” und zwischendurch noch ein bischen klagen, dass die welt so schlecht zu einem ist, weil sie einen mit der eigenen Methodik angreift. Das man sich solche Machenschaften auch noch nicht hat patentieren lassen ist verwunderlich. Somit könnte man den eigenen Schaden um ein vielfaches begrenzen. Denn wer das Copyright auf arschiges Verhalten sein eigen nennt, der kann nicht mehr von anderen enttäuscht werden.

Der Zweck heiligt die Mittel und die Verpackung muss schön sein.

Betroffene “Täter” werden sich jetzt hier wohl nicht wiederfinden und sich natürlich auch nicht angesprochen fühlen. Doch sollte sich doch der ein oder andere eingestehen zu einer dieser Taten das ein oder andere Mal zu greifen, so sei ihm gesagt:

Nimm es nicht so tragisch…. Wir können ja Freunde bleiben!

Montag, Mai 23, 2005

Wahlen und Qualen….

Eigentlich wollte ich mich ja nicht zur Landtagswahl in NRW äußern, jedoch bleibt mir nach den gestrigen Ereignissen wohl nichts anderes übrig, da diese zu bedeutend sind, als dass man schweigend daran vorbeikolumnisieren könnte.

Ja, auch ich habe gestern gefeiert und mich gefreut, jedoch nicht über Siege oder Niederlagen, denn so etwas ist nur von so langer Dauer, bis es an die konkrete Umsetzung der gesellschaftlichen und politischen Probleme kommt, denn dann sehen Umfragen und Sonntagsfragen wieder sehr schnell ganz anders aus. Ich habe mich gefreut, dass ich in einem Land lebe, das es geschafft hat sich binnen weniger Generationen von einer “Demokratie ohne Demokraten” in eine Gesellschaft zu verwandeln, die trotz aller Probleme und Ängste, dennoch Demokratie lebt. Auch wenn unsere “Verfassung” de facto noch immer den Status eines Provisoriums hat, so sind wir dennoch als Volk gemeinsam über diesen Übergangsstatus hinausgewachsen.

Die Zeiten der “Überbleibsel anderer Denkarten” sind vorbei und nun können wir voller Zuversicht in die Zukunft schauen, denn wenn selbst Konservative nicht mehr nur “am Guten alten mit Treue halten” und wirklich jedem bewußt ist, dass sich etwas verändern muss (auch wenn noch keiner so recht weiß, wie dieses “etwas” dann gestaltet werden sollte), so kann man dies nur als positives Omen deuten. Zu lange haben wir uns auf alten Lorbeeren ausgeruht, so dass wir uns jetzt nicht wundern dürfen, wenn wir im Lorbeerbrei liegen. Jetzt heißt es : Aufsteh’n, die Zukunft ruft!

Doch sind unsere Politiker dieser Zukunft gewachsen? Meiner Meinung nach ist dies egal, solange wir, das Volk, dieser Zukunft gewachsen sind. Und dass wir dies sind, hat sich in den letzten Jahren zunehmend gezeigt. Politik ist nicht mehr nur ein Hort der “Eingeweihten” sondern spielt sich – leider durch immense Probleme befördert – mittlerweile auch wieder auf der Ebene des wahren Souveräns dieses Staates ab. Und dieser ist grausamer denn je, denn die Zeit der sicheren Mandate und ministerialen Stammplätze ist vorbei: Alte und sichere Bastionen fallen, Landesfürst zu werden ist schwieriger als ein Amt im Vatikan zu bekommen, Galionsfiguren der Vergangenheit werden vor den Kadi gezerrt und selbst Altkanzler werden nicht mehr mit der Würde eines Adenauers beerdigt werden. Kurz und gut: Wer nichts taugt, der fliegt… ob er währenddessen springt sei dann ihm überlassen.

Diese Art des politischen Qualitätsmanagements wird der Schlüssel zu einem Deutschland sein, dass sich auch im 21. Jahrhundert behaupten kann, denn nur, wenn sich die Politik bewußt ist, dass auch sie vernünftige Arbeit leisten muss und vom Entscheider beobachtet und sanktioniert wird, werden Erfolge erzielt werden.

Auf eine spannende Zukunft in einem nach vorne treibenden Volk, in dem Legislaturperioden kürzer sein können als erwartet…

P.S.: Da heute ja mein 2. GR-burtstag ist, wird wohl der ein oder andere geneigte Leser hier ein Resümee erwartet haben erwartet haben. Aus aktuellem Anlass habe ich mich aber nun doch für das gerade Geschriebene entschieden, werde mein Resümee jedoch zum 25-Monats-Jubiläum in vier Wochen nachreichen.

Mittwoch, Mai 18, 2005

Alle Jahre wieder...

Es ist mal wieder soweit. Was der Große Preis von Monaco für den Heterosexuellen ist, ist für den Schwulen der Grand-Prix d’eurovision de la Chanson oder, wie er heutzutage bedauerlicherweise heißt, der Eurovision Song Contest.

Ich muss zu meiner Schande eingestehen, dass ich in den letzten Jahren diesen Wettbewerb nur am Rande mitbekommen habe, was jedoch auch zum Teil nicht das Schlechteste ist, da er mir heutzutage viel zu unnostalgisch geworden ist. Dies mag jedoch auch daran liegen, dass es für mich eine ganz besondere Bedeutung früher hatte.

Man setzte sich mit der ganzen Familie in Omas Wohnzimmer, bewaffnete sich mit einem Glas Salzstangen und lernte erste Vokabeln des Englischen und Französichen: “L’Allemagne dix points. …. And now the results of the jury from Denmark… Good evening Copenhagen.”

Heute weckt solche Erinnerungen leider nur noch die Vorreportage mit den Best-Ofs der letzten Jahrzehnte.

Es war die perfekte Mischung aus Nationalstolz und Weltoffenheit: Einerseits die Regel nur in der eigenen Landessprache zu singen und dem entgegengesetzt ein gemeinsamer Wettstreit, der schon zu Zeiten des kalten Krieges in der Lage war ein Europa zu schaffen, wie es den Menschen damals als großer Traum vorschwebte: Ein Europa, das selbst über die Grenzen der 10 neuen Mitglieder hinausreicht.

Und doch waren die Punktewertungen zum Teil nicht ganz frei von politischen Einflüssen, wie man am Beispiel Türkei – Griechenland – Zypern immer wieder sehen konnte. Aber auch unpolitische Entzweiungen waren durch die Jahre hinweg zu beobachten, wie sonst erklärt man sich, dass wir so wenige Punkte von den ehemaligen Reichsgenossen bekommen haben? 1940 hätten wir auch vom “Anschluss” 12 Punkte bekommen.

Naja, gereicht hat’s für uns ja dann nur in meinem Geburtsjahr, indem eine junge Frau genau das ausdrückte, was sich im Jahr des Falklandkrieges und eines weiterhin bestehenden eisernen Vorhangs jeder wünschte: Ein bischen Frieden.

Doch auch die Liebe, die uns leben lässt, Lieder, die zu Brücken werden und Wunder, die es immer wieder gibt, wurden nebst Theater, Danksagungen an die Liebste und Aufarbeitungen geschichtlichen Wissens um große europäische Schlachten immer wieder thematisiert. Ein buntes Konglomerat von One-hit-Wondern, Dauerbrennern, Karriereanfängen und ewig Nicht-Erstplatzierten, welches uns Jahr für Jahr kurz nach den Eisheiligen den Frühling einläutete.

Seit Beginn dieses Spektakels im Jahre 1956 in Lugano konnte man bis hin zur heutigen Zeit auch den Stand der Technik in Europa mitverfolgen. Von Punktetabellen, die noch manuell hinter der Bühne bedient wurden, über interkontinentale Fernsprechverbindungen, deren Stabilität doch ab und an zu wünschen übrig ließ bis hin zu Handy-TEDs, die ganze Völker Grenzen überschreiten ließen, um den eigenen Interpreten nach vorne zu bringen war alles dabei.

Doch eines ist heute noch genau wie damals: Die Salzstangen, die Papierzettel und der Bleistift, mit dem jeder seine Wette aufschreibt und die Punkte notiert – sei es in einer Kneipe mit Großbildleinwand oder vor dem heimischen Fernseher mit Freunden bei Maibowle.

Und so sitzt Europa auch dieses jahr wieder gespannt vor den Bildschirmen und zittert bis zum Schluss um die zwölf Punkte, die vergeben werden können.

Und wer weiß? Vielleicht ist das dort repräsentierte “erweiterte” Europa gar nicht so weit von uns entfernt, wie wir es jetzt glauben… Der Grand-Prix war der Politik immer schon einen Schritt voraus und stellte sich dann doch als realisierbare “Zukunftsmusik” heraus.

Europe – twelve points! L’Europe - douze points! Europa – zwölf Punkte!

Mittwoch, Mai 11, 2005

Les’ ich Profile in der Nacht, bin ich um mein Deutsch gebracht….

My dear Mr. Singing-Club!!! Ich bin besorgt um den Erhalt der kommunikativen Fähigkeiten hierzulande.

Es fängt schon bei Fehlern in Orthografie und Grammatik an, die man nicht mehr anhand von Tippfehlern erklären kann – ok, jeder hat das Recht Fehler zu machen, aber wenn man zunehmend das Gefühl bekommt, dass 50% an Legasthenie leidet, kann etwas nicht stimmen – und geht weiter über Messages, die beim besten Willen nicht mehr zu entziffern sind, da nicht nur sinnlose Wortkombinationen auftauchen, sondern diese auch fernab von Groß- und Kleinschreibung sowie Zeichensetzung verfasst sind. Ok, man kann sagen, dass gerade im Chat dies nicht unbedingt erforderlich ist, jedoch sollte man es wenigstens insofern berücksichtigen, wie es das Verständnis fördert, respektive erhält.

Aber was wesentlich schlimmer ist, dass es hier scheinbar zum guten Ton gehört Unsinn zu produzieren, womit jetzt nicht der Unsinn gemeint sei, der zur Unterhaltung im Sinne von Entertainment beiträgt, sondern jener, der noch nicht mal zur Unterhaltung im Sinne von Kommunikation beiträgt. Wenn man nichts zu sagen hat, dann schweige man eben und schicke nicht irgendwelche Messages durch den Äther, die lediglich ein “Hi” enthalten, wenn man genau weiß, dass mehr sowieso nicht folgen wird.

Hier ein gar nicht mal so untypischer Chatverlauf:

X: Hi!

B: Hi…

X: Wie geht’s?

B: Danke, gut… Und selbst?

X: Auch… muss aber wieder off. Schönen Tag noch. CU

B: Danke, dir auch.

Ok, man kann dies einmal durchgehen lassen. Wenn sich dieser “Chat” jedoch täglich wiederholt, muss man den Sinn dann doch bezweifeln.

Klar gibt es auch Situationen und Verläufe, die nicht daraufhin angelegt sind, dass die Kommunikation im Mittelpunkt steht, jedoch fallen diese auch nicht in die hier gemeinten Zusammenhänge, da sie sowieso überwiegend mit Abkürzungen bestritten werden. ;-)

Mindestens genauso schlimm ist die Auffassung einiger User, dass man hier seine Jetzt-und-Sofort-Bedürfnisse befriedigt bekommt und den anderen, wenn dieser nicht innerhalb von 2 Minuten geantwortet hat mit Nachrichten zuspamt á la:

X: blablabla

X: noch da?

X: hallo?

X: habe ich was falsches gesagt?

X: bist du böse?

X: scheinst wohl arrogant zu sein

B: Sorry, aber war leider nicht am PC, das ich “away” war. Hättest du nachgeschaut, dann hättest du gesehen, dass ich deine message noch gar nicht gelesen hatte und somit auch noch nicht antworten konnte.

Eindurchaus wünschenswerterer Ansatz ist es dann jedoch, dass man einen Messenger als Medium versteht, das an die archaische Form des Briefes angelegt ist und somit auch wenn es wesentlich schneller und einfacher ist immer noch asynchron verläuft. Man kann eine Mail innerhalb von kürzester Zeit beantworten, muss es jedoch nicht. Da lasse ich sie doch lieber ungeöffnet liegen um sie, wenn ich dann die Zeit habe, diese auch adäquat zu beantworten und somit Instant-Chats entstehen zu lassen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie kontinuierlich weiterlaufen und in denen Emoticons nur ab und an als “Lückenfüller” auftauchen. Sinnigerweise fällt somit auch die tägliche Begrüßung/Verabschiedung weg und aktuelle Ereignisse und Empfindungen werden zum Teil ins PS verschoben oder ind Gespräch integriert. Wenn man sich sicher sein kann, dass eine Antwort kommt, ist es dank des Verlaufs auch nicht wichtig, wann sie kommt. (Hier einen Gruß an einige User mit denen dieses schon über Monate hinweg funktioniert!!!)

Ebenso sind kuze Plaudereien, die nicht auf Kontinuität angelegt sind, jedoch trotzdem einen gewissen Zweck erfüllen, da sie im Gegensatz zu Beispiel 1 auch ein Thema haben und eventueller Kontaktaufnahme oder dem Austausch von Informationen dienen.

Jetzt habe ich mich mal wieder verquatscht hier und der Beitrag ist mal wieder zum nicht enden wollenden Monstrum gewachsen, welches wohl mehr abschreckt als sonst was.

Daher werde ich es vorerst einmal dabei belassen und das Thema gegebenenfalls noch einmal aufgreifen, wenn mir danach ist.

Also nicht abschrecken lassen, mit mir in Kontakt zu treten, jedoch bitte nicht nur aus Langeweile. Wir sind nicht nur zum Spaß hier… ;-)

Freitag, Mai 06, 2005

Der Mai ist gekommen...

Ja, es ist soweit: Der langersehnte Frühling ist da. Die Blumen blühen, die Sonne scheint, es wird wäremer, sämtliche Stengel streben gen Himmel und nicht nur die Tierwelt wird Sklave ihrer Hormone. Das große Werben hat begonnen.

Schnell läuft man zum Friseur um sich einen neuen Look verpassen zu lassen, kommt nach Hause und stellt mit erschrecken fest, dass Orange ja dieses Jahr gar nicht mehr in ist. Also wieder in die Stadt und einkaufen. Dann mit mehreren Kisten und Tüten ins nächstgelegene Café mit Außenbestuhlung und schauen, was der Frühling denn so Neues mit sich bringt, wobei man natürlich nicht vergessen darf über die Ewig-wintrigen zu lästern.

Da sitzt man nun einsam rum, rührt in seinem Milchkaffee und im Körper geht’s rund, nur weiß man nicht wohin mit dem jugendlichen Esprit, der nach langem Winterschlaf jetzt durch die Sonne wieder exhumiert wird. Man erinnert sich an den guten Vorsatz für’s neue Jahr, dass man das nächste Weihnachten nicht alleine verbringen möchte, schaut auf die Uhr und bemerkt, dass das erste erfolglose Quartal dann doch schon verstrichen ist.

Also ab nach Hause und schauen, wie man es am besten hinbekommen könnte. Erster Gedanke: “Warum groß Mühe machen, wenn man doch auf einen Adressbestand zurückgreifen kann?” Fehlanzeige! Denn nachdem man Handy und eine handvoll Visitenkarten inspiziert hat, stellt man mit bedauern fest, dass die einzigen Nummern, die einem etwas sagen, verflossene Liebschaften, gute Freunde oder absolute Freaks sind. Was bleibt ist eine Liste mit unter ihrem Nickname gespeicherten Personen, die diesen jedoch während winterlichen Kreativitätsphasen geändert haben, sowie eine handvoll Chris, Steph/fans, Michaels und sonstiger Namenssammelbegriffe. Man stellt mit Entsetzen fest, nachdem man nun, da man sie ja eh unter die Lupe genommen hat, die überflüssigen Nummern gelöscht hat, dass man ja doch keine 400 Freunde hat.

“Wenn man also momentan nichts Konkretes für sein Glück tun kann, so kann man es wenigstens begünstigen”, denkt man sich und beginnt den Frühjahrsputz, da man ja, auch wenn man dies vor Freunden immer lächeln verneint, doch die Angst hat, dass Feng-Shui Auswirkungen haben könnte. Man glaubt zwar nicht dran, aber sicher ist sicher. Somit wird dann der alte Staub bis in die kleinste Ritze verfolgt und man stellt sich noch schnell einen frischen Strauß Schnittblumen in die Partnerschaftsecke. Danach dann noch schnell zum Fitnessstudio, weil diesen Sommer will man den Sixpack dann doch endlich mal hinbekommen und nicht mitte Juni verzweifelt aufgeben und wenn man dies dann hinter sich hat, noch schnell auf den Toaster.

Wieder zuhause angekommen stellt man fest, dass bei diesem schönen Wetter nichts los ist im Netz und schlussfolgert daher, dass “Mr. Right” sich gerade in dieser Stunde irgendwo da draußen aufhält und nur darauf wartet, dass man ihm über den Weg läuft. Doch was soll man jetzt unternehmen?

Man könnte Inlinern, was man jedoch wieder verwirft, da man einerseits nicht den Eindruck erwecken will unsportlich zu sein, andererseits auch nicht an “Mr. Right” vorbeirauschen will, ohne ihn überhaupt wahr zu nehmen und somit an der Frage des Fahrtempos scheitert.

Wenn man jetzt doch nur einen Hund hätte, denn da war doch kürzlich diese Reportage im TV, die zeigte, dass Kinder und Hunde gute Möglichkeiten bieten jemand kennenzulernen. Man überlegt, welchen Bekannten man fragen könnte um sich einen Hund zu leihen, verwirft diese Idee jedoch dann auch recht schnell, da man zum einen das Image nicht verletzen und zum anderen keine weitergehenden Verpflichtungen späterer Hundesitternachfragen eingehen möchte.

Somit bliebe dann ein gewöhnlicher Spaziergang bei dem man dann vielleicht auf einer Bank unterwegs Rast machen könnte und auch endlich mal wieder Zeit bekäme etwas zu lesen. Doch welches Buch nimmt man mit, ohne “Mr. Right” einen falschen Eindruck von sich zu geben, denn er könnte ja durch Zufall auf das Cover schauen. Was Triviales? Dann denkt er man sei wie alle anderen. Ein Fachbuch? Erweckt den Eindruck eines Workaholic. Einen Lieberoman? Etwas sehr verzweifelt. Krimi? Klingt nach Tatort-Gucker. Weltliteratur? Etwas arrogant und er könnte feststellen, dass man nichts davon verstanden hat. Somit verwirft man auch diese Idee und stellt fest, dass man aufgrund der ungewohnten Temperaturen ohne etwas zu tun schon schwitzt und beschließt kurzerhand zuerst noch einmal schnell unter die Dusche zu springen, da man ja nicht verschwitzt unter die Augen des Angebeteten treten will.

Nachdem man sich nun gereinigt, gepudert, gecremt, intimrasiert und einparfümiert hat, kommt man nun aus dem Bad und stellt mit großen Augen fest, dass es draußen mittlerweile zu dämmern begonnen hat und es mittlerweile dann doch zu spät ist, da “Mr. Right” mittlerweile garantiert nicht mehr an der frischen Luft anzutreffen ist. Aufgetakelt wie eine Nutte in der Karwoche tippelt man frustriert zum Kühlschrank, nimmt sich die halbvolle Flasche abgestandenen Proseccos, eine Tüte Chips und pflanzt sich vor den Fernseher, greift zum Telefon, ruft Mutti an und wühlt sich im Selbstmitleid. Nachdem man nun ganz in seine Depression versunken ist und von dem Prosecco auch nichts mehr geblieben ist, geht man zu Bett und nimmt sich vor, dass man morgen alles anders machen werde…