Ben's Kommentar

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Benjamin Merkler, geboren 1982, lebte 2002 bis 2007 in Köln, wo er Germanistik, Anglistik und Philosophie auf Magister studierte. Von 2007 bis 2009 studierte er an der Universität Heidelberg Anglistik, Philosophie und öffentliches Recht. Seit 2010 lebt er in Berlin und hat seine Promotion an der Technischen Universität Tallinn begonnen. Neben seinem Studium war er als Forschungsassistent sowie in einer PR/Marketing-Agentur tätig, schrieb gelegentlich Artikel und übersetzte. Zuvor war er schon in der Softwareentwicklung, in Marketing, Vertrieb und in der Gastronomie tätig. Privat trat er in seiner kölner Zeit ab und zu als Cressida Treulos (Travestie mit Livegesang) auf und stand im Bereich Kleinkunst und Comedy auf der Bühne. Überdies war er Protagonist in einem Dokumentarfilm.

Donnerstag, Juni 29, 2006

Verfrühter Nachruf auf einen kommenden Abschied

Mit Bedauern und tiefer Bestürzung musste ich heute erfahren, dass ein der größten deplatzierten Moderatorinen das Mikrophon nun abgibt und das Karteikärtchen schmeißt, an dem sie sich (zu) lange genug festgehalten hat und das mit aller Kraft selbst dann, wenn die Situation es anders erfordert hat.

Aber die wohl beeindruckendste Polittalkmanipulatorin verlässt den Bildschirm und wird somit nicht mehr in der Lage sein, Diskussionen mit präziser Genauigkeit genau da zu unterbrechen, wo es spannend wird. Nie wieder werden wir erleben wie sie mit hohem taktischen Geschick (jedoch ohne Takt, dafür mit mehr „ich“) ihre Gäste zurück auf ihren Punkt bringt selbst wenn dieser auf der Rückseite der Themenpallette liegt.

Aber nur sie besaß die Genialität solche kommunikativen Seitensprünge zu vollziehen (für Sprünge anderer Art waren ihr nahestehende Personen mit höherem Bal(t)zverhalten zuständig), dass keiner nach ihrem Zwischenhaken mehr wußte, auf welchen Punkt der Vorredner eigentlich hinargumentieren wollte und sie sich somit das passende Gesprächslogikvakuum geschaffen hatte um darin dann das auf ihrem Kärtchen lauernde Stichwort punktgenau zu platzieren.

Mit beachtlichem Fleiß unterband sie die Diskursdynamik durch Fallen, in die sie die Teilnehmer geschickt hineinmanövrierte, so dass diese zwangsläufig mit dem Rücken an der Wand das Wort an einen Mitstreiter abgeben mussten und mit Fragen wie denn ein so unangebrachtes Überleiten überhaupt möglich sei zurückblieben.

Nur sehr wenige ihrer hochkarätigsten Gäste waren in der Lage ihr in diesem Punkte das Wasser zu reichen und selten kam einer gegen ihre regelnde Hand an, die immer wieder zeigte, wer die Fäden bzw. das Stichwortkärtchen in der Hand hält.

Diejenigen die behaupten, der Gehalt ihrer Sendung sei abhängig von der Qualität ihrer Gästeliste, der irrt gewaltig. Denn sie war und ist die unangefochtene Königin des kommunikationstheoretischen Entertainments, da sie es immer wieder schaffte selbst gängiste Theoreme der Gesprächsführung durch ihre Windungen und Brüche ad absurdum zu führen und somit Diskurstheoreme aus den Angeln zu heben.

Doch sie hat sich entschlossen, das nationale Puppentheater der Politik zu verlassen und sich nun auf internationalem Terrain zu beweisen. Sie will Grenzen überwinden um mit ihrem erbitterten Ehrgeiz Gesprächen selbige zu setzen. Und ich bin sicher, dass sie gerade in höheren politischen Ebenen der anglo-amerikanischen Welt auf Menschen stoßen, deren politische Konzeption mit ihrer konversationellen kompatibel und abbildungsadäquat ist, da ihr die gleichen logischen Axiome zugrunde liegen.

Wir werden das ABS (absolute Blockiersystem) des öffentlich-rechtlichen Polittalks sehr vermissen und wollen hier noch einmal eines für die Nachwelt festhalten:

Sabine Christiansen hat sich stets bemüht.

Dienstag, Juni 27, 2006

Mein Herz schlägt… ähm ja

„Rechts ist da, wo der Daumen links ist.“ Einer der bescheuertsten Sätze der menschlichen Zivilisation, der immer wieder meinen Lebensweg kreuzt, zu meiner Blamage und anderer Erheiterung. In 24 Lebensjahren war es mir bisher nämlich leider nie vergönnt, links und rechts ad hoc unterscheiden zu können. Obwohl das nicht ganz stimmt, denn während meiner Fahrschulzeit war es doch irgendwie drin, was ich auf eine kurze Phase anhaltender göttlicher Eingebung zurück führe.

Denn normalerweise kann ich es nicht, was vielleicht auch daran liegt, dass ich seit dem Test in dem Buch „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ weiß, dass ich eher weibliche Gehirnstrukturen habe, weshalb ich eben auch nicht einparken kann, im Gegenzug jedoch multitasking-fähig bin und auch immer ein offenes Ohr für meine Mitmenschen habe und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehe.

Wobei wir auch schon mitten im Problemkern stecken, denn Fremde freuen sich immer wieder, wenn sie jemanden finden, der ihnen den Weg zu erklären bereit ist, können sich jedoch ein Schmunzeln nicht verkneifen, wenn sie dann zur antwort bekommen: „Ganz einfach. Sie fahren die Straße runter, bis zur Ampel und dann biegen sie… (wildes Gestikulieren mit der Hand der richtigen Seite)… ähm… biegen sie… l… äh… r… (weitere Gesten und Verrenkungen)… Wie heißt die Seite denn noch mal?“ „Links!“ „Danke. …links ab.“ Mag zwar pädagogisch sinnvoll sein, da das Gegenüber dann das Gefühl hat, es hätte zur Lösungsfindung aktiv beigetragen, nutzt jedoch bei der Wegbeschreibung nichts.

Natürlich leide ich nicht alleine an diesem Problem, was mich immer wieder mit Leuten in Kontakt brachte, die sich Eselsbrücken der verschiedensten Art gebaut haben. Doch leider fällt mir in den jeweiligen Momenten zwar immer ein, wo ich meine Uhr trage, jedoch nur in Verbindung der Seite nicht des Wortes, so dass ich dann wieder nicht auf „links“ komme. Auch der Trick, dass man sich eine Narbe an der Hand aussucht, an deren Existenz man in einem solchen Moment denkt, hilft mir nicht weiter, da in genau dem Moment ich selbst die Seite nicht mehr weiß und erst einmal meine Hände inspizieren müsste, um erst einmal die gesuchte Narbe zu finden. Ebenso weiß ich auch ad hoc nie, dass ich ja rechts schreibe, da ich ja RECHTShänder bin und selbst mein Herz lässt mich im Stich, da dies ja sowieso nicht wirklich links liegt sondern eher mittig, wobei selbst wenn, es mir ja doch nicht einfiele.

Jetzt ist es ja auch nicht so, dass ich es gar nicht wüßte. Mir fällt es ja auch dann einige Sekunden später ein, leider jedoch nur sehr knapp oder aber zu spät, was gerade beim Autofahren manchmal zu Verwirrungen und seltsam abrupter Fahrweise führt. Da ich ja noch überlege, wenn es heißt: „hier müssen wir links“, wo dieses ominöse links denn nun ist, fahre ich also erst mal weiter gerade aus, um mir alle Möglichkeiten offen zu halten und dann, sobald mir wieder klar ist, wo denn „links“ nun ist, das Lenkrad einzuschlagen.

Mit einer sehr lieben Freundin, die am gleichen Problem leidet, kam es einmal zu folgender Situation: Ich fuhr, sie als Beifahrerin jedoch kannte den Weg und nachdem es einige Zeit gut gegangen war, da ich den Weg auch grob kannte und sie mir nicht immer sagen musste, wo es lang geht, kamen wir an eine Kreuzung und sie wies mich an: „Da vorne gleich rechts.“ Und was mache ich? Ich biege ganz lässig nach links um die Ecke. Doch genau in diesem Moment bemerkte ich meinen Fehler und legte eine ziemlich heftige Bremsung hin, woraufhin sie mich fragte, warum ich denn bremse und ich ihr erwiderte, dass ich ja nicht rechts sondern links gefahren sei. „Aber ich meinte doch auch links.“

Es war also durch einen gleichzeitigen Fehler beider Parteien im Endeffekt doch wieder richtig, was mir ganz neue Sichtweisen auf das mathematische Gesetz, dass minus mit minus multipliziert wieder plus ergibt, eröffnete. Jedoch konnten wir ja nicht davon ausgehen, dass wir immer in dieser glücklichen Situation sind, dass wir beide entweder gleichzeitig richtig oder gleichzeitig falsch liegen, weshalb wir unser ganz eigenes System entwickelten, welches ich seither immer wieder anwende und das sich auch gut zur Integration in ein modernes Navigationssystem eignen würde (vielleicht als optionale Alternativansage für Frauen). Viele meiner Freunde kennen dieses absolut bahnbrechende Errungenschaft schon und wundern sich nicht mehr über meine doch recht seltsamen Ansagen als Beifahrer.

Denn es umschifft das Ganze rechts-links-Problem durch die Einführung einer neuen, einfacheren Nomenklatur der beiden Richtungen. Denn visuell ist es ja klar, welche Seite man meint. Ich winke ja auch immer mit der richtigen Hand, wenn ich die Richtung erwähne. Da ich mich mit Buchhaltung nicht auskenne, ist die Änderung von rechts und links in Soll und Haben, die einmal von einer Frau vorgenommen wurde, deren Mann, seines Zeichens Buchhalter von Beruf, am selben Problem litt, obwohl ihm klar war, was auf welcher Seite seiner Abrechnungen steht, nicht gerade sinnvoll.

Also hier nun das System für welches mir Frauen zu Füßen liegen werden, wo ich sie aufgrund meiner sexuellen Orientierung auch liegen lassen werde:

Man ersetze als Beifahrer einfach links durch „Du“ und rechts durch „Ich“ und schon kann nichts mehr schiefgehen. Der Fahrer weiß sofort, wenn es heißt: „Nächste Kreuzung Ich, danach die zweite Du“, dass er nun erst links ergo Fahrerseite ergo Backbord und danach dann rechts ergo Beifahrerseite ergo Steuerbord fahren muss.

Und nun kommt’s und jetzt zeigt sich endgültig, dass dieses System an Genialität der Erfindung des Rads in nichts nachsteht: Das System ist international und man muss es nicht einmal ändern, wenn man sich beispielsweise in England aufhält und das obwohl dort ja Fahrer und Beifahrer vertauscht sind!

P.S.: Dieser Beitrag ist meine lieben Freundin Nina gewidmet, mit der ich dieses System einst entwickelte und die mich gerade am letzten Wochenende daran erinnerte, dass ich ja schon lage nichts mehr geschrieben hätte und das gerade jetzt, wo sie doch Ablenkung von ihrer Examenshausarbeit dringen benötige. Liebe Nina, viel Spaß bei deiner Arbeit.

Mittwoch, Juni 14, 2006

Odysee in Köln

Es gibt ja manchmal Tage, da läuft so ziemlich alles schief, was schief laufen kann. Ein solcher Tag war gestern. Manchmal kann man auch so abgrundtief dumm sein, dass man schon an der eigenen Verstandeskraft zweifelt oder sich einfach nur fragt: „In welchem Film bin ich hier eigentlich???“

Aber mal von vorne: Ich hatte gestern ein Vorstellungsgespräch in der Bismarckstraße, weswegen ich mir natürlich vorab auf dem Stadtplan angeschaut habe, wo denn diese in Köln zu finden sei. Ein kurzer Blick ins Register des Stadtplans verriet mir dann, dass sich selbige in Rodenkirchen befindet. Eigentlich keine schlechte Lage, das die Linie 130 nach Rodenkirchen direkt in meiner Nähe vorbeifährt. Von daher stellte ich mir das ganze recht simpel vor, was sich jedoch als Fehler herausstellen sollte:

Erster Streich:
Ein erneuter Blick auf den Linienplan verriet mir, dass der 130er gar nicht bis zur Bismarckstraße fährt, sondern der 135er, was einmal umsteigen in Rodenkirchen bedeutet. Naja, ist jetzt kein so großes Hindernis. Also am Abend vorher schnell die Verbindung mit den Zeiten ausgedruckt und sich am nächsten morgen dann für die letztmögliche entschieden. Lässt einem zwar nur drei Minuten das Haus zu finden, aber da der Bus ja in der Bismarckstraße hält, dürfte dies ja kein Problem sein. Zumal diese Straße ja innerhalb von Rodenkirchen nicht allzu lang sein kann.

Zweiter Streich:
Nach geglückter erster Busfahrt und erfolgreichem Umsteigen sitze ich im 135er und konzentriere mich darauf, dass ich auch meine Haltestelle nicht verpasse, jedoch hält der Bus irgendwann an der Uferstraße, die mir als Endhaltestelle in den Sinn kommt, so dass ich den Fahrer frage: „Wo ist denn die Bismarckstraße?“ „Bismarckstraße?“, so die Antwort: „kann nicht gefahren werden, wegen Baustelle, ist aber dahinten.“ Na super…. „da hinten“ kombiniert mit einer undefinierbaren Richtungsweisung der Hand, die genausogut als Winken hätte durchgehen können, ist jetzt nicht die konkreteste Angabe. Aber was soll’s, man wird die Straße schon finden, da man ja noch ganze drei Minuten zur Verfügung hat und selbige ja irgendwo in der Nähe sein muss.

Dritter Streich:
Man begegnet auf der Straße einer älteren Dame und fragt sie höflich: „Entschuldigung, wo finde ich denn hier die Bismarckstraße?“. „Bismarckstraße? Mhh…“, ein Laut, der sich mehrfach auf verschiedenen Tonhöhen wiederholt, so dass mir ein Kommentar auf der Zunge liegt, den ich mir jedoch aus Gründen des Anstandes verbiete, obwohl ich kurz davor bin herauszuschreien: „Ich will nicht wissen, wann er gelebt hat. Sie sollen mir auch nicht seine Bündnispolitik erklären, also überlegen sie nicht so lange, da ich lediglich wissen möchte, wo denn diese bescheuerte…„Bismarckstraße ist“ da vorne links irgendwo“, lautet die langersehnte Antwort: „gehen sie die nächste links, da muss die dann irgendwo sein.“ Ebenso konkret wie die erste Angabe, aber immerhin etwas.
Also macht man sich auf den Weg, in der Hoffnung noch eine weitere Person zu treffen, wird jedoch abrupt durch ein schrilles: „Siiiiiiieeeeeee!!!!!!“, unterbrochen. Man dreht sich zu der netten Dame um, die gerade rechts um die Ecke gegangen ist und nun wild gestikulierend mitten auf der Kreuzung steht und schreit: „Die Bismarckstraße ist da vorne. Ich kann das lesen!“
„Schön, dass du das lesen kannst“, denkt man sich und entscheidet sich dann kurzer Hand doch die Richtung zu korrigieren, hechtet dankend an dem Mütterchen vorbei und sieht das lang ersehnte Straßenschild auch schon von weitem. Seltsamerweise beginnt nun dieses Schild zu leuchten, was man jedoch auf die Sehnsucht danach als Halluzination verbucht und sich nicht weiter daran stört.

Vierter Streich:
Man schaut auf die Uhr und stellt fest, dass man noch eine halbe Minute zur Verfügung hat und sucht hektisch nach der richtigen Hausnummer, um dann entsetzt festzustellen, dass die Straße etwa 20 Hausnummern vorher einfach endet. Nix mit Zahlenraum bis 50, der bis 15 reicht vollkommen aus. Und weit und breit keine Fortsetzung der Straße, sondern lediglich eine T-Kreuzung. Hektisch schaut man auf die Uhr und stellt fest, dass man bereits eine Minute zu spät ist. Ok, Blamage hin oder her, man muss nun in den sauren Apfel beißen und anrufen.
„Firmenname, eigener Name, was kann ich für sie tun?“ „Entschuldigen sie, Merkler mein Name. Ich habe eigentlich jetzt ein Vorstellungsgespräch bei Ihnen, kann jedoch ihr Haus nicht finden.“ „Wo sind sie denn gerade?“ „Ich stehe an der Ecke Bismarckstraße – Roonstraße.“ „Roonstraße? Mhh…“, so langsam entwickelt sich das Mhh zu dem einzigen Laut, den man an diesem Tag partout nicht mehr hören möchte: „mhh… Roonstraße. Wo ist die denn? Die ist doch…. Mhh… (argh)… treffen die sich denn?.... Mhh…. Was haben sie denn für ein Gebäude vor sich?“ „Ein Hochhaus, ganz in der Nähe vom Rheinufer.“ „Rheinufer? Da sind sie ja ganz falsch.“ „Kann nicht sein, ich stehe doch direkt unter dem Straßenschild Bismarckstraße und so groß ist Rodenkirch nun auch nicht!“ „RODENKIRCHEN? Aber wir sitzen doch im belgischen Viertel!!!“ „DAS IST JETZT NICHT WAHR,“ denke ich mir und fühle den bevorstehenden Nervenzusammenbruch kombiniert mit dem Blamagetod schon in greifbarer Nähe.

Fünfter Streich:
Nachdem man nun gesagt bekommen hat, dass man sich jetzt ruhig Zeit lassen kann und auch die Möglichkeit bekommt, da die Mitarbeiter der neuen Firma den Zwischenfall dann doch als sehr amüsant empfinden, einfach im Tagesablauf dazwischen geschoben zu werden, macht man sich nun auf den Weg. Eigentlich ist mein Orientierungssinn auch gar nicht mal so schlecht, wenn zwei Vorraussetzungen erfüllt sind. Erstens muss ich vorher zumindest einmal einen Blick auf den Straßenplan geworfen haben um mir das Bild vorzustellen, was jedoch dadurch nicht gegeben ist, da der Bus ja eigentlich hätte in der richtigen Straße halten sollen und zweitens darf es dann nicht um die dreißig Grad warm sein, da in dieser Hitze – man sieht auch mittlerweile aus wie Karl Napp, der Abwaschbare – selbst ein geübter Geist irgendwann zu erkennen gibt, dass er keine Lust mehr hat und sich nun ausschalten wird. Also wandelt man ziellos umher und verlässt sich auf die Wegweisungen diverser Passanten, die einen auch dann als Verlassenen dastehen lassen. Da man jedoch so halbwegs dann doch weiß, wo man in etwa sein könnte, wandelt man auf geschlungenen Pfanden dem Etwaziel entgegen und findet dann auch irgendwann mal eine Bahnhaltestelle der Linie 16, die man ja entschlossen ist zu nehmen.

Endlich! Man sitzt in einer bekannten Linie und hat inzwischen auch mit Muttern telefoniert, die einem erklärt hat, wo denn die richtige Bismarckstraße sei und man hat festgestellt, dass man diese Straße schon gemeinsam an die hundert mal überquert hat. Und dann hört man im Hitzedelirium: „Nächster Halt: Chlodwigplatz, Ausstieg rechts – Next stop: Chlodwigplatz, Exit on the right.“

Herrlich… Weihnachtsglocken können nicht schöner sein als diese Ansage. Man weiß wieder wo man ist und vor allem weiß man wieder, wo man hinmöchte. Man sieht zwar aus als käme man gerade frisch aus dem Tropenhaus des Kölner Zoos, jedoch will man gar nicht mehr primär einen optisch guten Eindruck machen, sondern man will nur noch eins: Enlich ankommen.

Das habe ich dann auch getan und trotz der allgemeinen Erheiterung der Belegschaft, der witzigen Kommentare, die man sich anhören durfte und der Stimmung, in der man sich befindet, denke ich, dass ich alles in allem dann doch noch einen guten Eindruck gemacht habe, da ich ja auch, Gott sei Dank, nicht der Erste bin, dem dies passiert ist.

Doch eines habe ich mir gestern auf der Rückfahrt feierlich geschworen: In Zukunft werde ich immer schauen, ob es nur eine Straße gibt, die diesen Namen trägt und werde zur Not auf eines der größten Geschenke, die der Schöpfer uns gemacht hat achten: Auf die Postleitzahl!!!

Samstag, Juni 10, 2006

Wortfindung

Es gibt Momente, da ist einem gnadenlos langweilig und man weiß wirklich gar nichts mit sich anzufangen. Die geistige Trägheit verbietet einem eine sinnvolle Beschäftigung, man hat zum Fernsehen keine Lust und selbst die Windowsspiele a la Solitär kann man nicht mehr sehen, da man sie schon seit stunden spielt. Was also tun?

Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht in einem solchen Moment mal wieder eine absolut bescheuerte Idee hätte, mir die Zeit zu vertreiben. So kam es, dass ich mich dann eben eines alten Spiels erinnerte, was ich vor Jahren mal kennen gelernt habe und welches ich einfach ein wenig abgewandelt habe.

Das ursprüngliche Spiel wird mit Hilfe von Google gespielt und die Aufgabe besteht darin Wortpaare zu finden, die genau einen einzigen Treffer erzeugen, was gar nicht mal so einfach ist, da beispielsweise das Wort „Seepferd“ in Kombination mit „Werkausgabe“ doch noch 6 Treffer erzielt, hingegen mit „Poleninvasion“ keinen. Kombiniert man es allerdings mit „Unterkieferfraktur“, so erhält man das gewünschte Ergebnis von einem einzigen Treffer.

In Anlehnung daran, habe ich einfach mal in meiner Detailsuche bei Gayromeo alle Filter ausgeschaltet und weltweit Profile mit Hilfe der Textsuche durchforstet und dies mit Begriffen, die mir gerade so einfielen, da man sie entweder erwartet oder eben nicht. Dabei habe ich dann festgestellt, dass dies richtig Spaß machen kann.

Angefangen habe ich mit „interdisziplinär“, was genau 3 mal vorkam. Dann habe ich verschiedene Begriffe gewählt, die man hier nicht unbedingt erwarten würde und die ich jetzt mit Angabe der Trefferzahl hier einmal auflisten werde, bevor ich mich den interessantesten und lustigsten Worten zuwende.

Lebenslauf – 140
Nilpferd – 28
Wäscheklammer – 17
Nationalsozialismus – 16
Hasenpfote – 14
Quantenphysik – 13
Alliteration – 11
Hubraum – 10
Hinterlader – 6
Kindergeld, Stigmatisierung – 5
Stammzellen – 4
Industrialisierung – 3
Kapitalanlage – 2
Antropologie, Buttersäure, Generationskonflikt – 1
Gewinnausschüttung, Induktionsbeweis, Lichtbildausweis, Niveacreme – 0

So weit so gut. Irritiert war ich jedoch 3 mal auf das Wort „Eisprung“ zu stoßen, wohingegen „Menopause“ nicht vorkommt. Erfreut war ich darüber, dass einigen Bildung doch ein sehr wichtiges Gut ist, so dass „Wikipedia“ in 219 Profilen auftaucht. Allerdings finden sich auch 49 Profile, die den die deutsche Sprache verunstaltenden Begriff „phätt“ aufweisen.

Der „Schwanz“ ist auf dieser Seite natürlich ein sehr zentrales Thema, so dass man auf 9173 Treffer kommt und auch wenn es hier meist um die eigene „Sexvorliebe“ geht, taucht das Wort an sich jedoch nur in 252 Profiltexten auf. Das „Gleitgel“ bringt es immerhin auf 72 User. Desweiteren werden natürlich auch Krankheiten erwähnt, wobei hier erstaunlich ist, dass doch 6 Usern die „Erektionsstörung“ eine Erwähnung wert ist und doppelt so viele die „Feigwarzen“ in ihren Text integriert haben. Viel weiter vorne ist jedoch „HIV“ mit 1940 Treffern, was ich als ein gutes Zeichen ansehe, da es zeigt, dass dies zumindest oft thematisiert wird.

Leider liegt „Bareback“ ebenfalls weit vorne mit 1570 Treffern. Und wenn man sich nun die nächsten beiden Begriffe anschaut, so muss man sich wirklich Fragen, wo man sich hier überhaupt befindet, denn das „Kondom“ schafft es gerade mal so auf 544 wohingegen die „Sneakers“ satte 1415 Ergebnisse liefern.

Ich werde in der nächsten Zeit mal in mich gehen und mir überlegen, inwieweit es sinnvoll wäre eine soziologische Studie anhand einer sprachwissenschaftlichen Untersuchung der Gayromeoprofile in Angriff zu nehmen. Wäre zumindest ein außergewöhnliches Thema für meine Doktorarbeit, die ich irgendwann ein mal schreiben will.

Jedoch abschließend will ich noch erwähnt wissen, dass ich aktuell der einzige bin, der den korrekten Plural von Oxymoron namentlich „Oxymora“ nutzt.