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Standort: Berlin, Germany

Benjamin Merkler, geboren 1982, lebte 2002 bis 2007 in Köln, wo er Germanistik, Anglistik und Philosophie auf Magister studierte. Von 2007 bis 2009 studierte er an der Universität Heidelberg Anglistik, Philosophie und öffentliches Recht. Seit 2010 lebt er in Berlin und hat seine Promotion an der Technischen Universität Tallinn begonnen. Neben seinem Studium war er als Forschungsassistent sowie in einer PR/Marketing-Agentur tätig, schrieb gelegentlich Artikel und übersetzte. Zuvor war er schon in der Softwareentwicklung, in Marketing, Vertrieb und in der Gastronomie tätig. Privat trat er in seiner kölner Zeit ab und zu als Cressida Treulos (Travestie mit Livegesang) auf und stand im Bereich Kleinkunst und Comedy auf der Bühne. Überdies war er Protagonist in einem Dokumentarfilm.

Montag, Juli 04, 2005

Gedanken die Revue passieren

Nach einem sehr tollen, jedoch auch unwahrscheinlich anstrengenden CSD-Wochenende sitze ich nun hier in einem melancholischen Gefühl im Magen und versuche zu sortieren, was in den letzten 4 Tagen alles los war. Der letzte Gast hat vor etwa einer halben Stunde meine Wohnung verlassen und außer dem noch nicht geputzten Bad und die noch rumhängenden Fummel und der Perücke, zeugt nichts mehr von der Schwuppen-Invasion der letzten Tage.

Aklles fing schon Donnerstag an damit, dass letzte Vorbereitungen getroffen wurden.

Am Freitag war es dann soweit. Die ersten Gäste trudelten ein und es wurde bunt; das Straßenfest begann und somit auch der Stress. Nach einem schönen Abend am Stand der rik und einem tollen Abend unter Freunden im Bermudadreieck, tankte ich dann in einem kurzen Schlaf noch einmal Energie für die nächsten 2 Tage, die wohl zu den anstrengendsten dieses Jahres werden.

Ich weiß nicht, was sich schneller füllte und wo die Leute enger aufeinander saßen, ob beim Auftritt auf dem Alter Markt am Samstagnachmittag oder Abends bei Einflug der letzten Gäste und dem anschließenden Vorglühen. Jedenfalls ist es doch interessant, einmal zu erleben, dass wirklich bis auf’s letzte Glas, die letzte Gabel, den letzten Teller alles benutzt wird und man in Erfahrung bringen kann, dass sich ein voller Kühlschrank neben Bierkästen und Schränken in kürzester Zeit leeren lässt. Naja, bei 12 Übernachtungsgästen und einigen, die nur mal eben so vorbeischauten auch kein Wunder.

Und dazu dann noch die ganzen Gäste, die sehr gerne aufgenommen wurden so wie Jules Mumm, Ron Bacardi, Jim Beam, Herr Deinhardt samt und sonders mit vielen Familienangehörigen. Und dann gab’s noch die Gäste, die es sich erst im Bad gemütlich machten, sich dann jedoch relativ schnell in der ganzen Wohnung verbreiteten und uns die Luft zum Atmen nahmen und das selbst, obwohl das ganze Wochenende über kein einziges Fenster in geschlossener Gesellschaftwar. Zu diesen atemberaubenden Gästen gehörten unter anderem Carlo Collucci, Betty Barkley, Hugo Boss, Yves Saint-Laurent, Jean-Paul Gaultier, Calvin Klein und selbstverständlich hatten auch sie noch einige Freunde dabei.

Abends dann wurde die Küche zu einem riesengroßen Campingplatz umfunktioniert und man staunt doch, wie kurzweilig eine Nacht doch sein kann, wenn die Gäste im Halbstundentakt nach hause kommen, noch kurz mit einem plaudern und man beim Eintreffen der letzten schon wieder unter die Dusche springen muss, weil man weiß, dass der neue Tag schon wieder beginnt und man nun einen absoluten Marathonlauf vor sich hat.

Dieser begann dann schon mit eben jenem Duschen und der Fahrt in die Stadt zum Schminken und auftransen für die Parade zu deren Aufstellung sich auch wenig später schon ganze Heerscharen versammelten. Eins jedoch ist sehr schwer im Nachhinein, sich zu erinnern, wo denn die Parade genau langführte und wen man alles gesehen hatte. Die reinste Reizüberflutung. Jedoch bin ich der stadt Köln sehr dankbar für jeden asphaltierten Streckenabschnitt, denn wenn man auf dem Flaster mit Inlinern stürzt, ist das zwar lustig, allerdings überwiegend nur für die Zuschauer. Habe dennoch gelacht, da es wohl sehr komisch ausgesehen haben muss und ich bin ja auch ohne Laufmasche wieder herausgekommen.

Die Abreise einige meiner Gäste konnte ich leider nicht mitbekommen, da ich zum einen aufgrund des Input-Stops meiner Sinne nichts mehr zur Gänze mitbekam und zum anderen wieder mal im Einsatz war.

Nachdem nun alles wieder da steht, wo es hingehört. Die Akkumulation der Koffer und Kulturbeutel verschwunden ist und nur noch einige vereinzelte Fundsachen herumliegen frage ich mich: Gibt es auf dem Gebiet des Feierns und des Vergnügens eigentlich auch eine Art Phantomschmerz? Denn es ist immer wieder ein laues Gefühl im Magen, wenn nach solchen Veranstaltungen wie dem Colognepride oder Karneval, eben nichts mehr ist. Alles still, keine Hektik, keine Menschen. Das sind Momente, in denen man eigentlich gerne weinen würde, ohne zu wissen warum, ob der Erschöpfung, der Ruhe oder einfach der Erinnerungen an die schöne Zeit.

Auf diesem Wege noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle, die in irgendeiner Weise zu einem umwerfenden Ereignis beigetragen haben, seien es Gäste, Freunde, Bühnenkollegen, Paradeteilnehmer, Zuschauer oder wer auch immer….

Danke…… und ich freue mich auf’s nächste Jahr!