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Benjamin Merkler, geboren 1982, lebte 2002 bis 2007 in Köln, wo er Germanistik, Anglistik und Philosophie auf Magister studierte. Von 2007 bis 2009 studierte er an der Universität Heidelberg Anglistik, Philosophie und öffentliches Recht. Seit 2010 lebt er in Berlin und hat seine Promotion an der Technischen Universität Tallinn begonnen. Neben seinem Studium war er als Forschungsassistent sowie in einer PR/Marketing-Agentur tätig, schrieb gelegentlich Artikel und übersetzte. Zuvor war er schon in der Softwareentwicklung, in Marketing, Vertrieb und in der Gastronomie tätig. Privat trat er in seiner kölner Zeit ab und zu als Cressida Treulos (Travestie mit Livegesang) auf und stand im Bereich Kleinkunst und Comedy auf der Bühne. Überdies war er Protagonist in einem Dokumentarfilm.

Dienstag, Mai 31, 2005

Szeneverhalten oder was wir von den Viktorianern geerbt haben…

Sind es nicht die Paradoxien des Alltags, die uns immer wieder das Leben versüßen? Wie bescheuert ist unsere Welt eigentlich? Da laufen mehrere Tausende Singles durch eine Stadt und suchen das Glück und die große Liebe und keiner ist bereit auch nur einen Jota dafür zu tun. Ganz im Gegenteil: Das einzige alles dominierende Prinzip ist die Doppelmoral.

Wem nutzt dies? Was hat man davon, dass alle jammern, Kerle seien Schweine und sich im gleichen Augenblick selber wie die Säue aufführen?

Das fängt schon hier in der Cyberwelt an, indem man vorgibt Freunde zu suchen und dann doch nur auf den schnellen Fick aus ist. Das sei ja auch gestattet, solange dies auch beiden Beteiligten klar ist, was jedoch eher selten der Fall ist.

Man baut dann schnell irgendwelche Pseudobeziehungen mit der Halbswertzeit eines Eintagsfliegenlebens auf um nach kurzem dann unter den haarsträubendsten Gründen das ganze wieder im Sande verlaufen zu lassen mit der folge, dass der andere da sitzt und heult. Ganz getreu dem Motto: Schlimmer geht nimmer und einer flennt immer.

Was bezweckt man mit solchen Handlungen? Hat man Spaß dabei mit den Gefühlen anderer zu spielen? Gibt es einen besonderen Kick, wenn der eigene Lebensweg durchtränkt ist mit den Tränen verflossener Liebschaften? Ist Tränenfetischismus die erste Vorstufe zu anderen feucht-fröhlichen Vorlieben?

Auch gibt es keine mildernden Umstände für die Fraktion der Ehrbaren, die keine ONS praktiziert, da sie nie mit jemandem beim ersten Date in die Kiste steigt, sondern dies erst beim dritten Treffen tut. Doch wo liegt der Unterschied? Beim ONS gibt es kein zweites Treffen, bei der 3-Date-Regel kein Viertes.

Doch damit sei dem Assiverhalten noch nicht Rechnung getragen, denn was man ebenfalls nicht kann auf dem weiten Feld der “Szene”, ist gönnen. Ganz in Opposition zum “Man muss auch jönne könne” steht man dann da und überlegt krampfhaft, wie man mit kleinstmöglichem Aufwand den größtmöglichen Schaden in frische Beziehungen oder Stadien davor streuen kann. Es wird getratscht, verleumdet, gelogen, dass Balken freiwillig die EU-Bananenkümmungsnorm erfüllen.

Man macht die neue Liebschaft des guten Freundes (was haben manche nur für Freunde???) absichtlich schlecht, so dass man sich in besserem Licht der Welt präsentiert, da man ja selber eine Weste trägt, die so rein ist, dass selbst der weiße Riese den Atem anhält.

Da werden dann nette Jungs von nebenan mal schnell zu Strichern deklariert oder bekommen die hirnrissigsten Kombinationen diverser Krankheiten nachgesagt nur um junges Glück im Keime zu ersticken.

Man packt nicht das Böse sondern zielgerecht das Gute an der Wurzel und das radikal (radis 0 lat. Wurzel) und dies nur deshalb, weil man selber mal gerne wieder an der Wurzel gepackt würde und so neidzerfressen und frustriert durch die Schöpfung läuft, dass man es nicht ertragen kann, wenn der Nächste etwas hat, obwohl man selbst noch keinen Nächsten in Aussicht hat.

Konstruktiv und destruktiv verhält sich aber leider nicht wie rechts und links, obwohl beides Gegensatzpaare sind. Bei Zweiterem ist es egal, ob man rechts herum um den Block geht oder sich doch für links entscheidet, man kommt dennoch auf der anderen Seite an. Jedoch wäre es wesentlich sinnvoller sich konstruktiv für das eigene Glück einzusetzen statt destruktiv gegen positive Ereignisse anderer zu wettern. Damit kommt man auch nicht weiter, man kann dann nur behaupten, man sei wieder auf dem selben Stand wie der Konkurrent. Aber dies war schon immer ein Trugschluss: wenn die ganze Klasse eine 5 in Mathe hat, bleibt die 5 immer noch eine schlechte Note!

Und nachher werden dann die Geschädigten getröstet, was einem ja wieder Pluspunkte und Ansehen verschafft, da man es ja nur gut mit den anderen meint und somit sein ehrbares Trugbild gut untermauern kann.

Man wird zur heiligen Hure: Vornerum “Hui” und hintenrum “Pfui” und zwischendurch noch ein bischen klagen, dass die welt so schlecht zu einem ist, weil sie einen mit der eigenen Methodik angreift. Das man sich solche Machenschaften auch noch nicht hat patentieren lassen ist verwunderlich. Somit könnte man den eigenen Schaden um ein vielfaches begrenzen. Denn wer das Copyright auf arschiges Verhalten sein eigen nennt, der kann nicht mehr von anderen enttäuscht werden.

Der Zweck heiligt die Mittel und die Verpackung muss schön sein.

Betroffene “Täter” werden sich jetzt hier wohl nicht wiederfinden und sich natürlich auch nicht angesprochen fühlen. Doch sollte sich doch der ein oder andere eingestehen zu einer dieser Taten das ein oder andere Mal zu greifen, so sei ihm gesagt:

Nimm es nicht so tragisch…. Wir können ja Freunde bleiben!