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Benjamin Merkler, geboren 1982, lebte 2002 bis 2007 in Köln, wo er Germanistik, Anglistik und Philosophie auf Magister studierte. Von 2007 bis 2009 studierte er an der Universität Heidelberg Anglistik, Philosophie und öffentliches Recht. Seit 2010 lebt er in Berlin und hat seine Promotion an der Technischen Universität Tallinn begonnen. Neben seinem Studium war er als Forschungsassistent sowie in einer PR/Marketing-Agentur tätig, schrieb gelegentlich Artikel und übersetzte. Zuvor war er schon in der Softwareentwicklung, in Marketing, Vertrieb und in der Gastronomie tätig. Privat trat er in seiner kölner Zeit ab und zu als Cressida Treulos (Travestie mit Livegesang) auf und stand im Bereich Kleinkunst und Comedy auf der Bühne. Überdies war er Protagonist in einem Dokumentarfilm.

Samstag, Mai 07, 2011

Mein Blog zieht um...

... nach 5 Jahren, zieht mein Blog dann doch einmal um.

Künftig sind meine Beiträge unter http://ben82cgn.wordpress.com/ zu finden.

Dienstag, Mai 03, 2011

„Freude, schöne Götterkugel,…

… Kopfschuss tief in Pakistan. Wir hier beten feuertrunken dich und deinen Schützen an.“ So könnte sie lauten, die neue Hymne der westlichen Welt, nachdem gestern der weltweit meistgesuchte Terrorist im Kugelhagel starb. Ich dachte gestern, ich höre nicht recht, als den Mündern sämtlicher führender Politiker die Worte „Freude“ und „Gerechtigkeit“ entsprangen. Selbst unsere Bundeskanzlerin und unser Bundespräsident „stimmen in den Jubel ein“, wie es bei Beethoven in einer späteren Strophe heißt. Doch das gestern Geschehene, ist weder ein Grund zur Freude, noch ein Akt der Gerechtigkeit.

Bevor ich jedoch näher auf dieses Thema eingehe, sehe ich mich gezwungen, mich vorab von jedweder Art des Terrorismuses zu distanzieren, denn allzu schnell kommt dieser Tage der Vorwurf auf, man wolle die Taten von al-Qaida oder ähnlichen Organisationen rechtfertigen oder gar verteidigen. Doch darum geht es nicht, wie ich im weiteren darlegen werde. Bedauerlich ist nur, dass man einen Absatz wie diesen hier, überhaupt niederschreiben muss, wenn man darauf aufmerksam machen möchte, dass gestern mehr falsch gelaufen ist, als es der sogenannten „westlichen, zivilisierten Welt“ eigentlich recht sein kann – doch scheint dies niemanden zu stören.

Heute entnahm man der Berichterstattung ein Szenario, mit welchem ich keinerlei Probleme hätte: Bin Laden wurde im Zuge seiner anvisierten Festnahme deshalb getötet, weil er sich mit Waffengewalt gewehrt hat. Er ist quasi im Kugelhagel gestorben, wie es oft bei der Überführung von Gewalttätern geschieht. Kein Problem damit. Doch gestern – und die meisten Jubelsbekundungen, auf die ich mich beziehe stammen von gestern – wurde selbst von Obama in seiner Ansprache ein anderer Eindruck erweckt. Es hatte vielmehr den Anschein, als sei bin Laden gezielt durch einen Kopfschuss hingerichtet worden.

Wäre ich Berater von Obama, so hätte ich ihm gestern schon zu einer Darstellung wie der von heute geraten und hätte ihm gesagt, er solle den Menschen bewusst machen, dass man ihn eigentlich hätte lebend fassen und vor ein internationales Gericht stellen wollen. Denn dies wäre einem Land mit einer rechtsstaatlichen Verfassung der einzig legitime Weg gewesen. Auch wenn der Vergleich hinkt, so sei hier nur daran erinnert, dass selbst Eichmann seinerzeit ein fairer Prozess gebilligt wurde – vor einem israelischen Gericht. Das hatte die nötige Größe, die allzuoft gegen jene ins Feld geführt wird, über die man gestern einen Sieg errungen hat. Doch der Jubel, etwa vor dem Weißen Haus, unterscheidet sich in nichts von dem ebenso widerwärtigen Jubel in der arabischen Welt seinerzeit nach den Anschlägen des 11. Septembers. Geiches mit Gleichem – Auge um Auge – Zahn um Zahn.

Eigentlich sollten wir jedoch nicht mehr in ein so mittelalterlich anmutendes Verständnis von Strafe zurückfallen und dennoch hat man den Eindruck als stünde die Weltöffentlichkeit gerade jubelnd vor dem Schaffott und würde mit Begeisterung darauf warten, dass der Kopf endlich aufgespießt an der Tower Bridge präsentiert würde. Wie anders erklärt man sich die mediale Gier nach der Veröffentlichung der Fotos der Leiche. Doch befinden wir uns nicht mehr im 18. Jahrhundert sondern vielmehr in einer Welt die es geschafft hatte, selbst nach der unmenschlichsten Katastrophe, dem Holocaust, Grundsätze des verantwortungsbewussten Umgangs mit dem staatlichen Gewaltmonopol einzuhalten.

Ungeachtet der Tatsache, dass ich selbst die Todesstrafe für eine zurecht überwundene Strafform halte, und gesetzt den Fall ich würde ihr zustimmen, so doch nicht durch ein wie auch immer geartetes Exekutivkommando, sondern lediglich als potentieller Ausgang eines richterlichen Urteils im Anschluss an einen Prozess. (Hierbei sei noch einmal darauf hingewiesen, dass ein Kugelhagelszenario, wie oben beschrieben, etwas anderes ist.) Dies hätten sollen die Jubelnden mit in ihre Reden aufnehmen müssen, wenn sie glaubhaft als moralisch überlegene Akteure, als die sie sich in anderen Fällen wie etwa Steinigungen oder Ehrenmorden darstellen, hätten auftreten wollen. Auch hätte man, wie beispielsweise Helmut Schmidt gestern Abend darauf hinweisen können, dass sich der ganze Einsatz in einem Kontext abgespielt hat, dem ein Beigeschmack der Zweischneidigkeit anhaftet. Denn ob es rechtens ist, dass die Amerikaner in Pakistan zugeschlagen haben, hängt auch von anderen komplexen juristischen Fragen ab: Lässt sich das Kriegsrecht oder gar das Völkerrecht auf einen Gegner anwenden, der nicht über eigenes Territorium verfügt wie der international agierende Terrorismus? Darf ein Staat in den Souveränitätsbereich eines anderen Staates eingreifen, um den eigenen Gegner zu fassen? Wie müssen international anerkannte Regeln in einer Zeit des globalen Terrorismus umgedeutet werden? All dies sind Problemfelder, die jedweden Jubel hätten im Keime ersticken müssen.

Der Gipfel meiner Abscheu war jedoch heute erreicht, als ich zum ersten Mal das Bild aus dem Situation Room des Weißen Hauses sah. Für viele mag dies ein Beleg für die Betroffenheit der Verantwortlichen sein, die mit gespanntem Entsetzen den Ereignissen aus der Ferne und somit in gewisser Weise ohnmächtig folgen. Für mich ist die Veröffentlichung dieser Bilder eine widerwärtige Demonstration von Überlegenheit und eine unverhältnismäßige und anachronistische Inszenierung von Macht. Der Kaiser und seine Gefolgsleute schauen zu, wie der Verbrecher in der Arena vom Gladiatoren den Todesstoss versetzt bekommt. Einzig der gesenkte Daumen fehlt.

Eine andere Assoziation kam mir gleich darauf, die diesem Bild eine perfide Aura der Unschuldigkeit verleiht: Man hat fast den Eindruck, als schaue man auf eine Gruppe pubertierender Jungs bei einer Counterstrike-LAN-Party. Alle schauen gebannt und adrenalinüberflutet auf die Bildschirme und nur die Freundin des Gastgebers findet das, was sich im Flimmerkasten abspielt anstößig, zumal sie den Abend lieber mit ihrem Schatz zu zweit bei einem romantischen Film verbracht hätte und nun feststellen muss, dass ihr lieber, zärtlicher Freund auch über eine gewaltverherrlichende Schattenseite verfügt – selbst die gerade ins Zimmer gekommene kleine Schwester im Hintergrund fehlt in diesem modernen Alltagsidyll nicht.

Wer immer dieses Bild in die Öffentlichkeit gebracht hat und was immer er damit ausdrücken und bezwecken wollte, sollte sich fragen, ob er das nötige Feingefühl hat, auf das es in der Welt der medialen Politik ankommt. Solche Bilder, gerade in einem solchen Kontext, enthalten mehr Bedeutung als das, was sie zeigen. Sie generieren auf vielfältigste Weise zusätzliche Bedeutung – aus der Situation, aus der Rezeption und nicht zuletzt aus der Interpretation des Betrachters. Politische Semiotik ist nicht die Stärke gewesen von dem, der dieses Bild nach außen getragen hat – oder gerade doch, was wiederum darauf ankommt, wie man das Gesamtgefüge bewertet.

Meines Erachtens trägt dieses Bild nur zu einem bei: Die durch die gestern dargestellte Mär einer heroischen Hinrichtung im Namen der Gerechtigkeit gesäte und posthum bin Laden gewährte Märtyrer-PR noch weiter aufzublasen. Hier wird ein Ereignis mystifiziert und medial aufgebauscht, dass daraus nur eine die Zeiten überlebende Legene werden kann. Ich wäre nicht erstaunt, wenn es in Kürze schon die ersten bin Laden-Shirts gäbe – selbst bei uns und in Amerika. Hier wird der Nährboden für einen künftigen Kult gelegt, den man an sich hätte einfach verhindern können.

Aber um zurück zu kommen auf das eingangs Geschriebene und um klar zu machen, um was es mir mit diesem Beitrag geht: Mir persönlich bedeuten die Worte „Freude“ und „Gerechtigkeit“ zu viel, als dass ich sie für eine so niedere Rachsucht instrumentalisiert sehen möchte – ganz gleich wie erleichtert ich darüber bin, dass bin Laden nun keinen weiteren Schaden wird anrichten können. Wobei man nicht weiß, ob man durch diesen Märtyrertod nicht Geister gerufen hat, die man dann ihrerseits nicht los wird. „Freude“ empfindet man nicht wenn man der Realität von Krieg, Elend und Terror entgegensieht und „Gerechtigkeit“ war einst eine Tugend – höher noch als „Recht“, da selbst letzteres immer wieder daran scheitert, erstere zu verwirklichen.

Angesichts dessen kann ich Peter Scholl-Latour nur zustimmen, der gestern bei Beckmann sagte: „Ich hab‘ ihm keine Träne nachgeweint, ich hätte aber auch nicht in diesen Jubel eingestimmt, der da auf den Plätzen in Amerika stattgefunden hat. Das ist was vulgär.“ Bei all dem Schrecken und Leid, was Osama bin Laden der Welt beschert hat, so gilt immer noch: Wir sind hier nicht bei „Lynch dir was“.

Mittwoch, April 27, 2011

Europa auf den Hörnern des Stieres

Die anti-europäischen Tendenzen in vielen Mitgliedstaaten der letzten Wochen und Monate sind erschreckend. Nicht zuletzt die verschiedenen Bestrebungen den Euro zu retten – oder vielmehr die Art und Weise, wie dies vonstatten geht – treiben den Europagegnern die Menschen in die Arme. „Euros nach Athen tragen“ müsste nicht zwangsläufig „Eulen nach Athen tragen“ bedeuten, was die Antihaltung der Europäer betrifft. Es scheint, als wäre im Zuge der letzten Jahre, die Idee eines geeinten Europas immer mehr verloren gegangen und als ginge es nur noch um die Stabilität des Wirtschaftssystems Europa: Die schöne Europa, aufgespießt auf den Hörnern des Bullen der Börse. Meines Erachtens sind die aktuellen nationalistischen Entwicklungen aber nicht nur eine Reaktion auf die Eurorettungspolitik, sondern Ausfluss eines viel tiefer liegenden Problems, das Europa hat. Hier zeigt sich, dass es dem europäischen Einigungsprozess an einem wichtigen Aspekt mangelt: der vielzitierten Glaubwürdigkeit.

Zum einen gibt es das Problem der Gewaltenteilung, dass dieses ganze Konstrukt den Bürgern zweifelhaft erscheinen lässt. Dadurch, dass viele Entscheidungen eben nicht das europäische Parlament durchlaufen, sondern im Rat gefällt werden und dann den nationalen Parlamenten als etwas Umzusetzendes vorgelegt werden, entsteht zu Recht der Eindruck, als wolle man als nationale Exekutivgewalt die Gewaltenteilung unterlaufen, indem man auf europäischer Ebene legislativ tätig wird. Somit werden die vom Volk gewählten Parlamente zu Abnickgremien der Ideen der Regierungen. Hier finden sich auch immer wieder Beispiele, in denen man unliebsame Entscheidungen, die einen im eigenen Land auf Kritik stoßen lassen und somit Wählerstimmen kosten würden, nicht angeht und erst mal abwartet bis sie auf europäischer Ebene angegangen werden. Danach erweckt man dann den Eindruck, als komme dies „aus Brüssel“ und habe nichts mit der eigenen Politik zu tun. Dies hat dann zur Folge, dass in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit die negativen Entscheidungen alle aus eben jenem „bösen Brüssel“ kommen und die positiven Weichenstellungen bei Weitem überwiegen.

Entweder kommen aus Brüssel unliebsame Vorgaben oder bürokratisch überladene Anweisungen wie die oft gescholtene Gurkenkrümmung. Dies trägt jedoch zu einer Entfremdung der Europäer mit Europa bei und schürt das Gefühl, dass dieser ganze Einigungsprozess in Wirklichkeit nur Spielerei sei. Dieser Eindruck wird auch dadurch verstärkt, dass nationale Politiker sich immer wieder versuchen, auf der europäischen Ebene als solche zu profilieren und demonstrieren wollen, dass sie Europa ihren deutschen Stempel aufdrücken wollen. Doch ist Europa keine Open-Stage-Veranstaltung zur Profilierung nationaler Interessen. Wenn ich als Politiker in europäschen Kremien sitze, sollte mir zuallererst das Wohl Europas am Herzen liegen und nationale Interessen erst an die zweite Stelle meiner Argumentation treten. Ein weiteres Problem der personellen Überschneidungen zwischen diesen Ebenen.

Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass innerhalb der Abstimmungsprozesse jedes Mitglied dieser Gemeinschaft seinen Beitrag zu einem Kompromiss hinzusteuern kann und soll, jedoch sollte dies dann nicht, wie leider zu oft der Fall, instrumentalisiert werden. Gerade wir Deutschen wissen doch, dass eine solche Instrumentalisierung nicht immer förderlich ist und auch unser Bundesrat immer wieder zur politischen Selbstinszenierung genutzt wird. Wenn wir als Europäer auch zukünftig eine bedeutsame Rolle in der Welt spielen inmitten der existierenden der entstehenden Supermächte, die uns als Einzelnationen klar überlegen sein werden, dann müssen wir die Kakophonie der europäischen Stimmen mit gemeinsamer Anstrengung harmonisieren. Europa muss zum Chor werden, in dem jeder Sänger mit der eigenen Stimme dazu beiträgt, dass nach außen hin ein wohlklingendes Gemeinsames zu hören ist.

Dazu gehört es auch, dass wir nicht immer wieder diese Einheit gegen Einzelinteressen ausspielen. Man kann nicht gleichzeitig behaupten, man wolle ein einheitliches Europa mit Freizügigkeit und freien Grenzen, auf der anderen Seite aber sagen, die Flüchtlinge in Lampedusa seien ein explizit italienisches Problem oder sich für die Abschiebung von Roma stark machen. Entweder sind wir eine Einheit oder wir sind keine. Die Einheit immer wieder zum eigenen Nutzen zu propagieren, jedoch die nationale Souveränität zu stärken, sobald es einmal gegen die eigenen Interessen geht, wird langfristig Europa zerbersten lassen und dazu führen, dass von der einstmal guten Idee eines geeinten, friedlichen Kontinents nicht mehr übrig bleibt.

Auch kann es nicht sein, dass einzelne Akteure auf dem europäischen Parkett einen so großen Einfluss und so große Macht haben, wie es im Fall von Frankreich oder Deutschland ist. Es gibt kaum eine Entscheidung auf europäischer Ebene, die erfolgreich umgesetzt wird, wenn nicht mindestens einer der beiden Großen diese befürwortet. Doch muss es auch möglich sein, dass sich die kleinen Geschwister in dieser Familie einmal gegen die großen zusammenschließen und durchsetzen können. Denn wenn man Europa als ein franko-germanisches Hegemonialkonstrukt versteht, dann werden historische Wendepunkte wie der Wiener Kongress, der Friede von Versailles oder die Konferenz von Potsdam, die eben eine Vormachtstellung eines Einzelnen in Europa zu verhindern suchten, zur Makulatur der Geschichte. Nur wenn es gelingt, ein Gleichgewicht der Kräfte herzustellen, kann Europa als ganzes sich in der Welt behaupten. Es geht bei der europäischen Idee nämlich nicht darum nach eigenem Gutdünken zu handeln und dieser Einheit den eigenen nationalen Stempel aufzudrücken, sondern vielmehr darum, den eigenen Interessen in der Welt dadurch Gewicht zu verleihen, dass auf der globalen Bühne eine Gemeinschaft von Partnern sich so positioniert, dass man an ihr nicht mehr vorbeikommt.

Um noch einmal auf die eben schon angesprochene Stärkung des Europäischen Parlaments zurückzukommen, so bedeutet dies jedoch auch, dass man dorthin starke Persönlichkeiten entsendet. Leider hatte man in der Vergangenheit oft genug den Eindruck, als seien europäische Gremien Abstellgleise für Politiker, für die man im eigenen Land keinen Posten mehr hat oder haben will. Ebenso bedauerlich ist es, dass, sobald ein Politiker sich auf europäischer Ebene engagiert, er in der nationalen Öffentlichkeit kaum noch wahrgenommen wird, wenn er nicht gerade bei seiner Doktorarbeit plagiiert. Natürlich ist es aufgrund der Komplexität der Vorgänge oftmals eine Herausforderung für die Medien, die Abstimmungsprozesse auf europäischer Ebene allgemeinverständlich und begreifbar darzustellen, jedoch kann es nicht die Lösung sein, dass man sich dieser Aufgabe nur halbherzig stellt. Eine stärkere Einbeziehung der Europapolitiker in nationalen Diskursen würde vielleicht auch einiges an verlorenem Vertrauen in die europäischen Institutionen zurückgewinnen.

Ein letzter Aspekt, der leider immer wieder alle Diskussionen um Europa trübt, ist, dass innerhalb des Diskurses um die Zukunft dieser Einheit Europakritik mit Europagegnerschaft verwechselt wird. Es ist wohl wahr, dass die radikalen Gegenstimmen in letzter Zeit zunehmen, jedoch gibt es oftmals auch konstruktive Kritik in Detailfragen, die dann jedoch leider meist so dargestellt werden, als würden sie das große Ganze infrage stellen. Doch bedarf es hier einer vorsichtigen Differenzierung: Nicht jeder, der darauf hinweist, dass es in der Europapolitik Probleme gibt, ist ein Gegner der europäischen Idee. Wenn man jedoch in einem solchen Moment die Moralkeule Europa schwingt, dann prügelt man die Menschen hin zu den wirklichen Gegnern dieser gesamtkontinentalen Vision.

Es gibt also viele kleine Stellschrauben, an denen man ansetzen kann, damit die Maschine Europa leistungsstärker wird, jedoch verlangt dies, dass man auch die Bereitschaft zeigen muss, ergebnisoffen darüber zu diskutieren, wie eine Europäische Union gestaltet sein muss, selbst wenn dies das Abtreten eigener Machteinflüsse oder Kompetenzen verlangen würde, sowohl auf personellem als auch auf nationalem Level. Denn wenn man Europa weiterhin als einem halbwegs gewollten, halbwegs nötigem Konstrukt mit stiefmütterlicher Liebe entgegentritt, wird dies dazu führen, dass die antieuropäischen Kräfte in den nationalen Wahlen noch mehr an Zustrom gewinnen und über kurz oder lang werden wir feststellen müssen, dass wir aus den schrecklichen Ereignissen des zwanzigsten Jahrhunderts nichts gelernt haben und uns wieder in einem neuen Zeitalter der Nationalstaaten und somit in einem modernen neunzehnten Jahrhundert wiederfinden.

Möge Ludwig XIV recht behalten, der – wenn auch in einem anderen Kontext – schon damals konstatierte: „Es ist leichter, in Europa Frieden zu stiften als zwischen zwei Frauen.“

Freitag, April 22, 2011

Die Passion eines jeden – eine unchristliche Interpretation

Warum fasziniert das Leben und Leiden Christi uns Menschen so? Welche Erkenntnisse kann man auch heute noch daraus ziehen, in einer Zeit, in der die eigentlich religiöse Komponente uns ferner liegt denn je? Was macht diese „Geschichte“ aus, was auch uns selbst betrifft? Fernab einer theologischen Auslegung, liegt in der Beschreibung des Leidens Jesu etwas, was selbst dem Ungläubigen Hoffnung und Stärke geben kann.

Der folgende Text erhebt keinesfalls den Anspruch in irgendeiner Weise konform mit dem zu sein, was die Lehre der römisch-katholischen Kirche ausmacht. Dies kann er auch gar nicht, da eine wie auch immer geartete Trivialisierung des eigentlichen Kerns dieser Religion immer gleich auch den Beigeschmack der Blasphemie hat. Dennoch liegt in diesem Stoff, wenn man ihm säkularisiert und aus einer rein literarischen Sichtweise entgegentritt, etwas, was den Leser fesselt. Wie in allen großen Stoffen ist auch hierin ein großes Potential zur Identifikation enthalten. Denn nur, wenn ich mich in einer Handlung auch wiedererkennen kann, birgt sie für mich die nötige Relevanz, um mich damit auseinander zu setzen. Daher versuche ich einmal zu schauen, was die Passionsgeschichte Christi im Transreligiösen ausmacht und staune darüber, dass sich hierin ein idealisierter Lebensweg von uns allen widerspiegelt.

Schaut man sich die Abfolge der Ereignisse dieser zentralen Episode des neuen Testaments einmal so an, wie es etwa auch Strukturalisten tun würden, so stellt man fest, dass eine Analogie zu vielen individuellen Biographien gar nicht so fern ist. Natürlich kann man jeden Stoff im Lichte verschiedenster Kontexte betrachten und auf unzählige Situationen übertragen, doch will ich mich heute einmal darauf konzentrieren, das Ganze als eine Art „Bildungsroman“ zu verstehen.

In einem jeden Leben kommt irgendwann der Punkt, an dem man sich selbständig macht und beginnt, sich auf die eigenen Beine zu stellen – heraus aus der Geborgenheit der Vergangenheit hinein in eine ungewisse Zukunft. Nicht selten ist dies auch mit einem örtlichen Wechsel verbunden, was zum Beispiel in alten traditionellen Modellen wie etwa der Walz der Zimmermannsgesellen deutlich wird. Man zieht in eine große Stadt, um dort das Leben zu erfahren. Anfangs scheint diese neue Welt aufregend und berauschend zu sein, man lernt neue Menschen kennen und hat das Gefühl, die Welt jubele einem zu. Man zieht ein in einen neuen Daseinsabschnitt, der einem viel verspricht. Die Zukunft scheint einen mit Palmwedeln zu empfangen.

Doch es dauert meist nicht lange, bis die ersten Widerstände kommen. Die ersten Probleme, denen man sich zu stellen hat. Von außen wird man mit Dingen konfrontiert, die man bis dahin nicht kannte. Man muss sich Institutionen stellen, verschiedenste Prozesse durchlaufen und insgesamt scheint es, als sei die Welt ein unbezwingbarer Gegner. Schaut man dann zurück und sucht den Schutz des alten Umfeldes, so stellt man fest, dass viele alte Freunde einen nun verlassen haben und teilweise sogar judasgleich hintergehen. Selbst die Liebe der Eltern scheint einem entrissen zu sein. Auch wenn die eigene Mutter noch weinend und mitfühlend unter dem Kreuz steht, weiß man, dass man nun auf sich gestellt ist und stellt sich die Frage: „Vater, warum hast du mich verlassen?“ Die Antwort, die einem die Welt darauf gibt ist: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.“

Wie gerne würde man diesen Kelch an sich vorrüber gehen lassen? Doch dieses Sterben des alten Ichs ist notwendig und ohne diesen Prozess des Sterbens gäbe es kein Wiederauferstehen. Im Grunde ist dies die konstruktive Destruktion, die so oft als Metapher für Entwicklungsprozesse heran gezogen wird. Man steigt nun hinab in das Reich des Todes – allein, verlassen und und für eine unbekannt lange, jedoch auch zeitlich begrenzte Periode. Erst dadurch, dass man den Tod erfährt, wird einem bewusst, was Leben bedeutet. Erst durch diese Definition ex negativo entwickelt man ein Gespühr für Werte. „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“, sagt der Volksmund und umschreibt damit genau diesen Prozess des Haderns, Kämpfens aber auch Wachsens. Man wächst an den Herausforderungen, die an einen gestellt werden. Auch wenn es oftmals scheint, als würde man an diesen nun vollends zugrunde gehen, so sind doch auch gerade diese Erlebnisse des Scheitern und diese Erfahrungen der Ohnmacht Grundlage für den künftigen Erfolg.

Dieser stellt sich im Anschluss an diesen Lebensabschnitt dann auch ein. Man entkommt dieser düsteren Zeit, um sich dann im neuen Lichte glanzvoll der Welt zu präsentieren. Man ist danach ein anderer Mensch, was sich auch daran zeigt, dass alte Freunde einen wie Thomas nicht wiedererkennen. Man fährt sogar hinauf gen Himmel, um dort dann wieder vereint mit dem Vater und den alten Freunden die Schöpfung in vollem Umfange genießen zu können. Durch das erfahrene Leiden hat man nun sogar selbst die nötige Weisheit erlangt, um selber richten zu können. Vergleicht man dann rückblickend das Vorher mit dem Nachher, so stellt man fest, dass man durch diesen Prozess auf vielfältigste Weise hinzugewonnen hat.

Deshalb enthält diese Geschichte für uns alle, ganz gleich welcher Religion wir angehören und jenseits der Frage, ob wir überhaupt gläubig sind, nicht nur das Geheimnis des Glaubens, sondern vielmehr das Geheimnis des Lebens. Egal auf welche individuelle Situation wir dieses Gleichnis anwenden (ob auf Trennungen, Ausbildung, schmerzliche Erfahrungen oder sonstige Rückschläge), gibt es uns auf essentielle Weise die Kraft und den Mut durchzuhalten. Darum schadet es auch nicht, sich diese Zusammenhänge immer wieder vor Augen zu führen und sei es nur einmal im Jahr, wenn man durch Ostern an diese Geschichte erinnert wird.

Sonntag, April 17, 2011

Verweile doch, du bist so schön!

Angel:
In creating You, Our Father-Lover unleashed
Sleeping Creation’s Potential for Change.
In YOU the Virus of TIME began!

Prior:
In making people God apparently set in motion a potential in the design for change, for random event, for movement forward.

Diese Passage entstammt einem der wohl faszinierensten Theaterstücke der letzten 25 Jahre: Angels in America von Tony Kushner. Es geht in diesem Stück neben vielen anderen Aspekten auch um die Frage, woran unsere moderne, hochtechnisierte Welt krankt. Prior Walter, der HIV-infiziert ist, wir in mehreren Halluzinationen von einem Engel heimgesucht, der sich darüber beklagt, dass durch die Schaffung des Menschen, Gott den Himmel und die Sphäre der Engel verlassen habe, da diese ihm aufgrund ihrer Unendlichkeit langweilig geworden seien. Dies führe dazu, dass die Menschheit, durch ihr stetes Fortschreiten und die Unfähigkeit, innehalten zu können, das göttliche Gleichgewicht der Schöpfung zerstöre.

Schaut man auf die letzten Wochen und Monate zurück, so bekommt man fast den Eindruck, als sei dies so. Mit jedem Tag – nein mit jeder Stunde – erreichen uns erschreckende Meldungen und schon bevor man das eine Ereignis begriffen hat, klopft das nächste schon an. Vor einigen Wochen habe ich mir, da ich bisher immer zielgerichtet Informationen eingeholt habe, dann doch einmal Google Reader eingerichtet und habe sämtliche Seiten, Medien und Blogs abonniert, die ich für relevant erachte. Im Umgang hiermit fiel mir jedoch zweierlei auf: Wenn ich mich durch die Headlines und Eingangsabsätze durchscrolle, fällt mir immer wieder auf, dass sehr viele Formulierungen sich ähneln und man oftmals das gleiche in allen möglichen Medien liest, zum anderen fällt mir auf, dass genau dies mich dazu verleitet, gewisse Meldungen deshalb als relevant zu erachten. Bei der Unmenge an Schlagzeilen, die ich überfliege, reagiere ich erst dann, wenn die Frequenz einer Meldung sehr hoch ist. Getreu dem Motto: Alle schreiben darüber, also muss es wichtig sein.

Doch liegt genau darin ein extrem gefährlicher Trugschluss. Denn das hierbei vorherrschende Kriterium ist lediglich die Quantität, nicht jedoch die Qualität. Oftmals ist ein einzelner Artikel, der im Tsunami der Meldungen unterzugehen droht, wesentlich gehaltvoller, als die ganze ihn umspülende Informationsflut. Doch bedarf es einer nicht geringen Überwindung, sich dann auf diesen einzulassen – zumal dann, wenn es ein längerer Artikel ist. Denn während des Lesens wird man schon unruhig, wissend, dass man durch die aktive Aufmerksamkeit, die man diesem Text schenkt, der Welt für einen Moment den Rücken kehrt und in Passivität verharrt, was die gleichzeitig eintreffenden Neuigkeiten anbelangt.

Verwundert es da, dass wir alle immer mehr die Orientierung verlieren? Wir, die wir ständig und rund um die Uhr im Stand-by-Modus laufen und durch diesen uns selbst auferlegten Stress ein vielfaches der Energie aufwenden, als es die meisten Generationen vor uns getan haben. Es gab Zeiten, nicht allzu lange her, als man Informationen noch auf täglicher Basis durch Tageszeitungen oder Nachrichtensendungen bekam und in denen es auch noch klare, latente Regeln gab, wann Menschen miteinander kommunizieren. Ich selbst erinnere mich noch daran, dass es zu Zeiten von Festnetztelefonen Zeiten gab, zu denen man andere Leute nicht anrief – so etwa abends ab neun Uhr oder im Privaten auch in der Mittagszeit (ausgenommen hiervon waren lediglich Notfälle oder der Kontakt zu engen Freunden). Heute jedoch werden rund um die Uhr Emails, Messages und SMS geschrieben und man ist mittlerweile nicht mal mehr überrascht, dass die Wahrscheinlichkeit eine umgehende Antwort auf seine Mail zu bekommen, nachts um drei höher ist als nachmittags um vier.

Wäre der Mensch Dresden und jede Nachricht eine Bombe, wäre das Bombardement der Alliierten das reinste Kinderspiel im Vergleich zu dem, was uns jeden Tag erreicht. Bleibt man in dieser Analogie, so fält jedoch auf, dass wir gar nicht mehr die Zeit finden, all die Feuer zu löschen, die in uns entzündet werden. Uns fehlt die Kontemplation, uns fehlt das Innehalten, das Nachdenken und Räsonieren. Wir verlieren zunehmends die Fähigkeit die Dinge einzuordnen und zu bewerten. Im Gegenzug werden wir Meister der Selektion – fleischgewordene Filter, die zu jedem Faktum gleich die richtige Schublade finden. In dieser landet dann die eingetroffene Information, wahrgenommen jedoch unreflektiert.

In meiner Heidelberger Zeit sind mir oftmals meist asiatische Touristengruppen begegnet, die quer durch Europa reisen und in zwei Wochen mehrere Dutzend Städte und hunderte von Sehenswürdigkeiten besichtigen. Doch ist dies nicht genau der gleiche Prozess? Mutieren wir nicht auch zu virtuellen Touristen, die in möglichst kurzer Zeit, möglichst viele Informationen erhaschen wollen? Der amerikanische Schriftsteller und Nobelpreisträger Sinclair Lewis hat dies in einem anschaulischen Bild dargestellt: „Wer einen Dom zehnmal gesehen hat, hat etwas gesehen; wer zehn Dome einmal gesehen hat, hat nur wenig gesehen; und wer je eine halbe Stunde in hundert Domen verbracht hat, hat gar nichts gesehen.“

Eine der ältesten Dramentheorien geht zurück auf die Poetik des Aristoteles. Diese geht davon aus, dass ein gutes Drama über drei Einheiten verfügen muss: Die Einheit des Ortes, die Einheit der Zeit und die Einheit der Handlung. Auch wenn selbst in der Welt des Theaters diese Dogmen keinen Alleingeltungsanspruch mehr besitzen, so machen sie doch eines klar: Der Mensch ist nicht dazu gemacht, zur gleichen Zeit überall zu sein. Doch genau dies ist heute im Zeitalter der Newsticker, Liveübertragungen und Direktschaltungen dank Twitter, Facebook und den ganzen anderen Möglichkeiten des Internets machbar – zumindest dem Anschein nach. Ob wir – also jeder einzelne von uns – dieser externen Entwicklung auch intern gerecht werden oder an ihr über kurz oder lang zerbrechen werden, ist die zentrale Frage der Zukunft.

Interessant ist, dass eine solch enorme Erweiterung der informationellen Reichweite bis vor kurzem keiner hat vorhersehen können. So ist mir gestern, als ich im Fernsehen auf Folgen von Star Trek stieß, denen ich mich dann als verkappter Trekkie widmete, etwas entscheidendes aufgefallen. Alle Utopien – besser: Dystopien – sei es Farenheit 451, 1984 oder Brave New World sowie sämtliche Science-Fiction-Stoffe, haben eins verkannt: Die Entwicklung ist nicht nur hinsichtlich der Technologie rasant und verändert die Welt, sondern auch hinsichtlich der Kommunikation. Denn interessanterweise verfügen all diese Geschichten über einen mittlerweile veralteten Modus des zwischenmenschlichen Austauschs. Auf der Enterprise gibt es zwar immens große Datenbanken, die man konsultieren kann, jedoch ist aufgrund der unendlichen Weite des Weltraums der Austauch mit anderen immer begrenzt. Die Kommunikationskanäle des Raumschiffs haben eine limitierte Reichweite und sind daher nicht einem ständigen Input ausgeliefert.

Ein weiteres Merkmal dieser Zukunftsfantasien ist, dass sie alle über klare Hierarchien verfügen – sei es im negativen Sinne wie in 1984 oder im positiven wie in Star Trek. Autorität spielt eine große Rolle und dadurch ist bei jeder den Einzelnen betreffenden Information klar, woher sie kommt und welche Quelle dahinter steckt. Doch auch diesen Aspekt verlieren wir zunehmends. Denn wenn ich mir heutzutage eine Information aus dem Netz beschaffe, ist oftmals nicht einzusehen, wer oder was Ursprung dieser Nachricht ist. Im Gegensatz zu den klassischen Medien und Verlagen, bei denen man weitestgehend noch wusste, welche politische oder weltanschauliche Ausrichtung dahintersteckt, ist dies bei im Netz gefundenen Informationen nicht immer der Fall und somit noch mehr Wasser auf die Mühlen der Orientierungslosigkeit.

Doch zurück zu Angels in America. In einer Parallelszene spricht Prior mit einem Freund über die Halluzination und die beiden Gespräche überlappen sich – entgegen der aristotelischen Einheiten:

Prior:
That’s not what the angels think, they think.… It’s all gone too far, too much loss is what they think we should stop somehow, go back.

Belize:
But that’s not how the world works, Prior. It only spins forward.

Prior:
Yeah but foreward into what?

Angel:
Surely you see towards what We are Progressing:
The fabric of the sky unravels:
Angels hover, anxious fingers worry
The tattered edge.
Before the boiling of blood and the searing of skin
Comes the Secret catastrophe:
Before Life on Earth becomes finally merely impossible,
It will for a long time before have become completely unbearable.
(Coughs)
YOU HAVE DRIVEN HIM AWAY! YOU MUST STOP MOVING!

„Bevor das Leben auf der Erde schlussendlich schier unmöglich wird, wird es lange Zeit vorher absolut unerträglich geworden sein.“ Eine Prophezeihung, die vielleicht näher ist, als wir uns derzeit glauben machen wollen. Denn je schneller wir den eingeschlagenen Weg weiter beschreiten, umso mehr wird es uns an einem mangeln: An der Zeit für Reflektion. Selbst der einfachste Syllogismus bedarf der Zeit, die Prämissen zu extrahieren, damit dann der logische Schluss gezogen werden kann. Wenn man sich diese Zeit nicht nimmt, bleiben die Prämissen unklar und es ist unmöglich einen logisch richtigen Schluss zu ziehen – dies ist die Grundlage einer jeden Fehlentscheidung.

Da wünscht man sich quasi schon einen Mephistopheles, mit dem man einen faustischen Pakt abschließen kann:

Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!

Und so schließe ich mit einem oft zitierten, weisen Gedanken:
Kein Fortschritt – das wäre doch mal einer.