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Standort: Berlin, Germany

Benjamin Merkler, geboren 1982, lebte 2002 bis 2007 in Köln, wo er Germanistik, Anglistik und Philosophie auf Magister studierte. Von 2007 bis 2009 studierte er an der Universität Heidelberg Anglistik, Philosophie und öffentliches Recht. Seit 2010 lebt er in Berlin und hat seine Promotion an der Technischen Universität Tallinn begonnen. Neben seinem Studium war er als Forschungsassistent sowie in einer PR/Marketing-Agentur tätig, schrieb gelegentlich Artikel und übersetzte. Zuvor war er schon in der Softwareentwicklung, in Marketing, Vertrieb und in der Gastronomie tätig. Privat trat er in seiner kölner Zeit ab und zu als Cressida Treulos (Travestie mit Livegesang) auf und stand im Bereich Kleinkunst und Comedy auf der Bühne. Überdies war er Protagonist in einem Dokumentarfilm.

Montag, Oktober 22, 2007

Ruperto Carola: Gaudeamus igitur!

Seit Freitag ist es offiziell: Die älteste Universität der Bundesrepublik und nach Wien und Prag drittälteste deutsche Universität ist eine der neuen Eliteunis. Die 1386 gegründete Universität Heidelberg mit derzeit etwas über 25.000 Studenten hat sich somit in der Konzeption für die Zukunft bewährt und wird nun entsprechend zusätzlich gefördert werden. Ok, machen wir uns einmal nichts vor – es ist ein Politikum und es geht mal wieder nur um Geldschieberei, denn eine Eliteuni nach amerikanischem Vorbild wird man nicht durch die Ernennung eines Gremiums. Dennoch verspüre ich einen gewissen Stolz, nun an einer ausgezeichneten Uni zu studieren.

Allerdings liegt dies wohl eher daran, dass ich hier in Heidelberg bisher generell nur gute Erfahrungen gemacht habe und all das gefunden habe, was man an der Kölner Universität vermisst, die meines Erachtens nicht mal einer besseren Fachhochschule das Wasser reichen kann, da sie einfach nur ein Massendurchschleusunternehmen ist, welches dem an sich selbst gerichteten Anspruch nicht gerecht wird, zumindest nicht in den Disziplinen jenseits oder besser unter BWL und Jura. Zudem fehlt in Köln einfach das erhabene Element. Keine Tradition, kein Stil, keine Geschichte… reiner Plattenbau. Die perfekte Wegbeschreibung zur Universitäts- und Stadtbibliothek fand ich dereinst in einer Erstsemesterinfo: Die USB ist das hässliche Gebäude hinter dem hässlichen Gebäude gegenüber dem hässlichen Gebäude gegenüber dem Hauptgebäude. Für was man den Architekten des Philosophikums ausgezeichnet hat, ist mir bis heute schleierhaft.

Aber zurück zu richtigen Universitäten: Ob die Studenten nun etwas davon merken werden, dass wir nun an einer Exzellenzuni studieren wird abzuwarten sein. Wobei ich diesbezüglich recht zuversichtlich bin, da man auch die Studiengebühren hier direkt gemerkt hat und sich die Universität redlich bemüht die Studiensituation zu verbessern, sei es durch längere Öffnungszeiten der Bibliotheken, mehr Personal oder einfach nur die augenzwinkernden Bemerkungen der Dozenten, dass man sie immer kontaktieren könne, da man ja genug dafür zahle.

Ich bereue es keinesfalls, die ersten Studienjahre in Köln gelebt zu haben, denn es ist eine tolle Stadt und gewisse Entwicklungen, die ich dort durchlebt habe, waren richtig und wichtig für den, der ich heute bin. Dennoch empfehle ich jedem zum Studieren an eine kleinere Universität zu gehen. Es ist einfach angenehmer, lockerer und familiärer. Man hat nicht so sehr das Gefühl austauschbar und anonym zu sein, sondern hat einen Bezug zu Dozenten und Studenten. Man hat auch eher das Gefühl vom verwaltenden und beratenden Personal empfangen zu werden, ganz im Gegensatz zu einer Megauni wie Köln, wo man ständig das Gefühl vermittelt bekommt, man störe und die Standardantwort „Nein“ oder „nicht zuständig“ lautet.

Um wieder zu den aktuellen Ereignissen zu kommen, so sei gesagt, auch wenn die Exzellenzinitiative nicht das non plus ultra ist und man davon halten kann, was man will, so ist sie jedoch ein Schritt in die richtige Richtung, denn es wird höchste Zeit, dass wir Deutschen uns wieder mehr darauf besinnen, was uns schon immer stark gemacht hat. Wir waren immer das Land der Dichter und Denker und sollten versuchen, dies auch wieder zu werden.

Wenn man sich anschaut, was an wissenschaftlichen Errungenschaften aus Deutschland kommt, so kann man sehr wohl stolz auf unser Land sein, denn hier lebten und wirkten nicht nur große Geister, hier wurden nicht nur bahnbrechende Erfindungen gemacht, nein hier wurden auch ganze Wissenschaftszweige gegründet. Und der Einfluss auf die Welt ist immer wieder zu erkennen. Wobei angemerkt sei, dass, wenn ich in diesem Zusammenhang von Deutschland spreche, ich nicht das heutige, politische Deutschland meine, sondern vielmehr den gesamten deutschsprachigen, akademischen Raum Europas also auch Königsberg, Prag, Wien und so weiter.

Überlassen wir also Amerika lieber die Rolle der Weltpolizei und sorgen dafür, dass wir das Gehirn der Welt werden, der Ort an dem man die Zukunft denkt, noch ehe man sie sich anderswo nur vorstellen kann. Ein Ort, um den man nicht herum kommt, wenn man auch hundert Jahre nach dem eigenen Ableben noch zitiert werden möchte. Und dies sollte sich nicht nur auf die Universitäten beschränken, sondern auch auf sonstige Bildungseinrichtungen und Ausbildungswege. Wir müssen wieder Sorge tragen, dass „made in Germany“ ein Garant für Qualitativ hochwertige Arbeit ist.

Das bedeutet jedoch nicht, dass wir uns nur auf unsere eigenen Fähigkeiten beschränken, sondern auch Gäste empfangen, die uns bereichern können und uns bemühen, die großen Menschen dieser Welt hier willkommen zu heißen. Wir sollten also wie Friedrich der II. schauen, dass hochrangige Gäste aus der ganzen Welt an unserer Tafel speisen, denn davon profitieren auch wir.

Somit hoffe ich, dass, was Bildung, Wissenschaft und Denken anbelangt, Deutschland ganz dem Motto der Heidelberger Uni entsprechend semper apertus – immer offen sein wird. Nicht nur für die eigenen Nachkommen sondern auch für hochrangige Gäste. Vivat Academia!