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Benjamin Merkler, geboren 1982, lebte 2002 bis 2007 in Köln, wo er Germanistik, Anglistik und Philosophie auf Magister studierte. Von 2007 bis 2009 studierte er an der Universität Heidelberg Anglistik, Philosophie und öffentliches Recht. Seit 2010 lebt er in Berlin und hat seine Promotion an der Technischen Universität Tallinn begonnen. Neben seinem Studium war er als Forschungsassistent sowie in einer PR/Marketing-Agentur tätig, schrieb gelegentlich Artikel und übersetzte. Zuvor war er schon in der Softwareentwicklung, in Marketing, Vertrieb und in der Gastronomie tätig. Privat trat er in seiner kölner Zeit ab und zu als Cressida Treulos (Travestie mit Livegesang) auf und stand im Bereich Kleinkunst und Comedy auf der Bühne. Überdies war er Protagonist in einem Dokumentarfilm.

Mittwoch, Oktober 10, 2007

Eva der Induktionsanfang

Mein ehemaliger Mathematiklehrer brachte uns damals den Induktionsbeweis auf sehr anschauliche Weise bei, indem er… Vielleicht sollte ich hier für die Nicht-Mathematiker kurz umreißen, wie ein Induktionsbeweis funktioniert, denn ansonsten platzt schon die erste Pointe in meiner gerade wieder aufgenommenen Kolumnenschreiberei. Also mit einem solchen Beweis will man zeigen, dass eine Aussage für alle natürlichen Zahlen gültig ist, indem man erst zeigt, dass sie für eine frei gewählte (Mathematiker wählen jedoch der Einfachheit halber meist 1) Zahl „n“ gilt und weiterhin dass sie bei einer beliebigen Zahl „n“ auch immer für „n+1“ gültig ist. Metaphorisch lässt sich dies sehr gut anhand einer Leiter erklären. Wenn ich beweise, dass ich von jeder beliebigen Sprosse auf die nächste steigen kann und zudem beweisen kann, dass ich auf die erste Sprosse steigen kann, dann ist bewiesen, dass ich die Leiter unendlich weit hochsteigen kann, was in der Praxis jedoch durch die letzte Sprosse verhindert wird.

Also nun zurück zu dem Beispiel meines Lehrers: Seine Aussage, die er beweisen wollte ist die, dass alle Blondinen dumm sind. Er sagte dann, dass er eine dumme Blondine kenne. Außerdem halte er es für sicher, dass er, egal wie viele dumme Blondinen er schon kenne, immer noch eine weitere werde kennen lernen können und somit sei der Satz induktiv bewiesen.

Man kann diese Beweisführung nun in Frage stellen oder nicht, was man jedoch nicht in Frage stellen kann ist, dass Eva Hermann gerade heute wieder einmal einen wundervollen Induktionsanfang für das scherzhafte Bespiel geführt hat. Ein Hoch auf gebildete Blondinen im deutschen Fernsehen! Und da habe ich mich seinerzeit über Christiansen aufgeregt? Es ist doch nicht mehr fassbar wie dumm ein Mensch doch sein kann. Nicht, dass sie nicht schon genug Ärger und Kritik eingeheimst hätte mit ihren doch sehr zweifelhaften Aussagen, nein sie setzt noch einen oben drauf und ignoriert nicht nur sämtliche Hände, die man ihr zur Hilfe aus diesem braunen Sumpf reicht, nein sie macht weiter.

Eigentlich bin ich nur durch Zufall heute bei der Kerner-Show gelandet, jedoch legte ich sofort die Fernbedienung beiseite, als ich das Muttermonster sah, da ich mir schon dachte, dass dies interessant werden könne. Doch was ich dann sah, ließ mich wirklich jeden Glauben an ein angeborenes Mindestmaß an menschlicher Intelligenz verlieren und was Frau Hermann da vom Stapel gelassen hat, kann man sich auch beim besten Willen nicht mehr zurechtsaufen. Nein, ich weigere mich an dieser Stelle, dieses Dummchen hier zu zitieren, wer wissen will, was sie gesagt hat, ist nur wenige Klicks von der Berichterstattung darüber entfernt.

Wer mich kennt weiß, dass ich kein Mensch bin, der pauschal gegen Heranziehen krasser Vergleiche ist und diese auch gerne einmal selber bringt. Jedoch sollte man dabei immer zwei wichtige Dinge beachten. Zum einen, dass man sie stilistisch gut eingebettet tätigt und zum zweiten, dass man sich überlegt, wo man sie bringt. Beides hat Frau Hermann leider nicht drauf. Sie merkt nicht einmal, dass sie schon weit über das Ziel hinausgeschossen ist und immer noch läuft wie auf den ersten Metern.

Und sie legte sich so sehr ins Zeug, dass selbst der Schreinemakers, die ja schon so Einiges mitgemacht hat auf dem Bildschirm, der Puls in die Höhe schoss. Auch diese hatte kein Verständnis für den Eiertanz unserer neuen Jean d’Arc des Müttervereins, wohl wissend, wie es ist, wenn man im Kreuzfeuer der Medien steht und wie tief man danach fallen kann. Als dann noch Senta Berger, die mich über Jahre in den Schlaf erzählt hat mittels einer Pinocchio-Hörspielkassette, androhte, die Sendung zu verlassen, war ich dankbar, dass Kerner das einzig richtige tat und die heilige Kuh der Zuchtstuten der Runde verwies und mit erfrischender Komik Mario Barths die Sendung fortsetzte.

Es geht einfach nicht in meinen Kopf hinein: Da ist eine erfolgreiche Journalistin, die zeitlebens Karriere gemacht hat und plötzlich aufgrund prämenopautischer Hormonstörung auf die Idee kommt, die Zeit und das moderne Gesellschaftsbild um ein Jahrhundert zurück zu drehen. Ich habe wahrlich nichts gegen Werte wie Familie, Mutterschaft oder das Bild einer fürsorgenden Hausfrau, jedoch dies als das einzig wahre Prinzip zu definieren passt meines Erachtens nicht recht in den Lauf der Geschichte, mit dem sich Frau Hermann ja allzu gut auszukennen scheint, dass sie schon akademisch bestätigten Historikern das Wort verbieten kann.

Klein Evchen propagiert unter anderem, dass die Kinder von heute zum einen darunter leiden, dass ihre Mütter arbeiten müssen, um sie durchzubringen und auch darunter, dass vielen eine männliche Bezugspersonen fehlen, da sie allein erzogen werden. Doch hätte sie auf einer Zeitskala deutscher Geschichte ein wenig weiter rechts geschaut als sie es sowieso schon getan hat, dann wäre sie auf eine Zeit gestoßen, in der die wirklich großartigen Frauen gelebt haben. Frauen, deren Kinder auch keine männlichen Bezugspersonen hatten, da diese irgendwo in Nowosibirsk in Gefangenschaft saßen oder in den flandrischen Äckern mehr die Würmer in der Erde ernährten als die kleinen Würmchen zuhause, die meist nicht mal ausreichend Kleidung hatten. Frauen, die sich nicht den ganzen Tag mit ihren Kindern spielend in die Küchenecke setzen konnten, da es weder eine Ecke noch eine Küche gab und sie stattdessen durch die Trümmer gelaufen sind und Steine schleppten um das gleiche Deutschland aufzubauen, welches Brutbarbie nun missionieren möchte.

Es wäre wirklich an der Zeit, dass sich Eva Hermann ans eigene Prinzip hält und endlich in die heimische Küche zurück findet, festgebunden an den Herd und fernab aller Medien. Und während der Braten in der Röhre vor sich hin gart, soll dieses mediale Maggi-Flittchen sich weniger den Koch- als den Geschichtsbüchern widmen, vielleicht kann sie dann ein Apfelstückchen vom Baum der Erkenntnis ergattern, wobei es in diesem konkreten Falle besser wäre, dass Eva von der Schlange gefressen würde.

P.S.: Wenn sie auch vieles verfehlt mit ihren Aussagen, eines hat sie erreicht: Mich endlich wieder dazu zu bewegen, mich meinen schriftlichen Ergüssen wieder hinzugeben und da, obwohl ich eigentlich gerade schlafen wollte. Da ich es eh schon seit Längerem geplant hatte, wieder zu schreiben, konnte ich nicht umhin, diesen Auftritt zum Anlass zu nehmen. Somit ist sie nicht nur Anfang der eingangs beschriebenen Induktion, sondern auch meiner neuen Kolumne.

1 Comments:

Blogger Kai in Köln said...

Na dann willkmmen zurück ... ich freue mich auf neue Ergüsse ;o)

10:09 PM  

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