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Benjamin Merkler, geboren 1982, lebte 2002 bis 2007 in Köln, wo er Germanistik, Anglistik und Philosophie auf Magister studierte. Von 2007 bis 2009 studierte er an der Universität Heidelberg Anglistik, Philosophie und öffentliches Recht. Seit 2010 lebt er in Berlin und hat seine Promotion an der Technischen Universität Tallinn begonnen. Neben seinem Studium war er als Forschungsassistent sowie in einer PR/Marketing-Agentur tätig, schrieb gelegentlich Artikel und übersetzte. Zuvor war er schon in der Softwareentwicklung, in Marketing, Vertrieb und in der Gastronomie tätig. Privat trat er in seiner kölner Zeit ab und zu als Cressida Treulos (Travestie mit Livegesang) auf und stand im Bereich Kleinkunst und Comedy auf der Bühne. Überdies war er Protagonist in einem Dokumentarfilm.

Donnerstag, Mai 11, 2006

Nordisches Leben

„I am but mad north-north-west“ – Ich bin nur toll bei Nordnordwest – diese Worte legte Shakespeare seinerzeit seinem Titelhelden Hamlet in den Mund und gestern merkte ich dann, als ich von der uni zu Fuss nach Hause spazierte, dass dieser Satz das neue Lebensgefühl so vieler Menschen genauestens umreißt.

Nachdem Spazierengehen und Walking, was im Grunde das gleiche ist, nur Englisch (wer es nicht glaubt schlage mal in einem beliebigen Dictionary nach), nun nicht mehr ausreichend ist, hat man sich überlegt, dass etwas Neues „auf den Markt“ kommen muss. Im vergangenen Jahr sah man schon mal ab und an jemanden, der es praktizierte, jedoch sprießen die Fans jetzt aus dem Boden – die Fans des „Nordic Walking“, denen man im Vorbeigehen am liebsten hinterher rufen würde: „Es ist Mai!!! Der Schnee ist weg!!!“

Ok, kurzer Einschub: Vor einigen Jahren habe ich selber einen Wanderurlaub gemacht und innerhalb von 6 Tagen etwa 120 Kilometer zurück gelegt (ich kann den König-Ludwig-Wanderweg, der vom Starnberger See bis Füssen führt, nur jedem empfehlen) und da waren Wanderstöcke wirklich sinnvoll, jedoch nur weil sie den Zweck erfüllten, nach mehreren Kilometern oder bei unwegsamen Passagen eine Stütze zu bieten.

Jedoch welchen Sinn hat es, dass Menschen eine kurze Strecke mit Stöcken laufen? Auf den einen Kilometer, den sie im Stadtpark zurücklegen, macht dies doch kaum einen Unterschied. Irgendwie bestätigt sich da nur mein Bild vom Menschen, dem man etwas nur medial schmackhaft machen muss, damit er es toll findet. Aber Trittbrettfahrer hatten ja noch nie ein Trittbrett unter den Füßen.

Ich verstehe Freizeitsportarten jeder Art, sei es Inline-Skating, Fahrradfahren oder neudeutsch Cycling, Jogging und Walking, jedoch verstehe ich es nicht wie man mit zwei Stöcken bewaffnet durch die Gegend läuft und aussieht wie ein Pantomime auf der Domplatte.

Ich warte noch auf den Tag, an dem mir der erste „Nordic Cycler“ begegnet, ausgestattet mit einem abgeschraubten Fahrradlenker in der Hand, der natürlich – weils mehr Kalorien verbrennt – die Knie während des „laufens“ akurat nach oben anzieht.

Oder für alle die, die ihre Beckenbodenmuskulatur stärken möchten, eine Problemzone, die man ebenfalls in den letzten Jahren in den Mittelpunkt des Interesses gerückt hat, würde sich „Nordic Riding“ anbieten: Man nimmt sich einen Sattel „setzt“ sich drauf und montiert ihn am Körper, da ja das Pferd fehlt, und läuft breitbeinig durch die Natur.

Wer dann nach all der sportlichen Betätigung verschwitzt nach Hause kommt, kann dann direkt mit dem „Nordic Showering“ fortfahren und sich mal ohne Wasser waschen. Schäumt zwar nicht so schön, aber der Schmutz wird auch – jedoch in Form kleiner, schwarzer Krümel – entfernt.

Da ich noch nie ein begeisterter Sportanhänger war, werde ich wohl auch in Zukunft am Rande sitzen und dem bunten Treiben zuschauen, jedoch will ich mich dem Trend nicht ganz entziehen und werde auf „Nordic Benchsitting“ umsteigen. Ist zwar etwas anstrengender und sieht aus, als wäre man gerade anderweitig beschäftigt, aber es wirkt sich garantiert ebenfalls stärkend auf die Beckenbodenmuskulatur aus, wenn man stundenlang auf einer imaginären Bank sitzt und liest.

Wobei mir gerade einfällt… Warum eigentlich noch ein Buch mitschleppen? Ist doch eh meistens nur lästig. Also ebenfalls „Nordic Reading“. Hat auch den Nebeneffekt, dass man damit seine Konzentration schärft, da man ja aufpassen muss, dass man in der imaginären Zeile nicht verrutscht.

Werde mir wohl etwas über Marketing durchlesen und dann in den nächsten Jahren den absoluten Superkracher auf den Markt bringen. Ich kaufe mir ein Stück Land und mache eine Immobilienfirma auf, die nette Appartments im „Nordic Housing“ anbietet. Möbel auf die Wiese stellen und einziehen. Der positive Nebeneffekt hierbei liegt auf der Hand. Man hat sich das Putzen gespart, denn der Nordwind wird das Seinige tun. Einziges Problem, was sich mir hierbei noch stellt, ist die Starkstromzufuhr zur Küchenfront.

Bis dahin jedoch werde ich versuchen mein Beziehungsleben etwas aufzupeppeln und habe für die nächste Woche schon jeden Tag ein Date – „Nordic Dating“ versteht sich…. Bin mal gespannt wie das wird… so ohne Partner.

1 Comments:

Blogger Kai in Köln said...

Hallo Hasenzahn... nimm's mir nicht übel, aber da haste jetzt doch ein klein wenig Stuß erzählt:
Die Stöcke sorgen für eine korrekte Haltung bei der Bewegung , was ein Training der Rückenmuskulatur zur Folge hat. Nicht jeder kann seine Arme so korrekt anwinkeln, bzw. seinen Rücken so gerade halten damit der richtige Efekt eintritt .... mach das mal eine halbe Stunde mit zwei Stöcken und du wirst merken dass es genauso für Muskelkater sorgt als würdest Du mit irgendwelchen teuren Geräten trainieren. Netter Ansatz aber schlechter Einstieg

9:44 PM  

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