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Benjamin Merkler, geboren 1982, lebte 2002 bis 2007 in Köln, wo er Germanistik, Anglistik und Philosophie auf Magister studierte. Von 2007 bis 2009 studierte er an der Universität Heidelberg Anglistik, Philosophie und öffentliches Recht. Seit 2010 lebt er in Berlin und hat seine Promotion an der Technischen Universität Tallinn begonnen. Neben seinem Studium war er als Forschungsassistent sowie in einer PR/Marketing-Agentur tätig, schrieb gelegentlich Artikel und übersetzte. Zuvor war er schon in der Softwareentwicklung, in Marketing, Vertrieb und in der Gastronomie tätig. Privat trat er in seiner kölner Zeit ab und zu als Cressida Treulos (Travestie mit Livegesang) auf und stand im Bereich Kleinkunst und Comedy auf der Bühne. Überdies war er Protagonist in einem Dokumentarfilm.

Montag, November 26, 2007

Diskussionsgrundlagen

Nachdem ich gestern „Free Rainer“ gesehen habe – ein Film, der meinen Erwartungen hinsichtlich der Dialoge nicht ganz entsprach, den ich jedoch alleine der Grundidee und ihrer konsequenten Durchdachtheit (auch wenn ein eklatanter Denkfehler darin ist) jedem empfehlen kann (werde aber sowieso noch einmal darauf zurück kommen) – und eben „Anne Will“ gesehen habe, werde ich mal einen Beitrag schreiben, der mir schon seit einiger Zeit durch den Kopf geht, in dem ich mich erst einmal auf den Teil der Fernsehunterhaltung beschränke, der meines Erachtens nach fernab jedweden Vorwurfs wider seine Existenzberechtigung ist: die Polit-Talkrunden.

Doch gerade auf diesem Feld gibt es doch einige mehr oder weniger gravierenden Unterschiede, was dazu führt, dass ich sie irgendwie alle nur so halb mag und es derzeit keine gibt, bei der ich uneingeschränkt sagen kann: „Ja, die ist’s!“. Allerdings ist seit dem Weggang von Christiansen schon einmal der Talk weg, bei dem ich definitiv sagen konnte, „Nein, die ist’s nicht!“, was ja auch schon ein gutes Ergebnis in der Gesamtentwicklung ist.

Wie aber sollte der perfekte Politiktalk aussehen? Um dies zu beantworten, sammele ich erst einmal die Elemente verschiedener Sendungen, die mir besonders zusagen. Fangen wir doch mit dem zuletzt rezipierten einmal an und betrachten Anne Will, deren Coming-out an dieser Stelle noch einmal lobend erwähnt werden sollte und von dem sich andere Promis eine Scheibe abschneiden könnten, wobei es für mich insofern überraschend kam, dass ich dachte, es hätte schon lange stattgefunden, da ich das schon vor Jahren gehört hatte und somit dachte, es sei schon lange öffentlich . Aber dies sei jetzt nicht Gegenstand der Betrachtung. Die Sendung von Frau Will nimmt auf meiner Skala einen sehr hohen Stellenwert ein, da sie sehr gut gemacht ist, meist ein ausgewogenes Gästemeinungsspektrum erfüllt und auch mit der nötigen Sachlichkeit vonstatten geht. Das einzige Manko dabei ist, dass ich nicht immer mit Anne Will in ihrer Moderatorenrolle zufrieden bin. Im Regelfall ist sie sehr gut und kann ein Gespräch auch harmonisch lenken, in einem ausgewogenen Maße, allerdings hat sie ähnlich wie Frau Christiansen, jedoch nur im Ansatz, manchmal die Tendenz zum kärtchengelenkten Talk. Zudem merkt man des Öfteren ihren persönlichen Standpunkt zum Thema, was sich dann in einem subtilen intellektualismuslesbischen, aggresiv-dominanten Unterton niederschlägt und zum Teil auch die Diskussionsführung beeinflusst.

Etwa gleichrangig mit der Sendung von Frau Will ist vom Format her der Talk von Maybri-T- Illner, wobei diese einen Hang zum Übernachhaken hat und oftmals ein kernereskes Verständnis für die Diskussionsteilnehmer an den Tag legt und selten durchgreift, was der Sendung manchmal einen weichen Touch verleiht. Generell kann man also festhalten, dass diese beiden Sendungen schon mal ein gutes Grundgerüst darstellen.

Eine geniale konzeptuelle Idee finde ich den Faktencheck bei „Hart aber Fair“, obwohl diese Sendung meist zu parteiisch ist, ganz wie auch der Moderator und allenfalls als Reiztalk betrachtet werden kann, was dann wieder ein ganz anderes Format wäre, welches sehr gut in die Ecke des damaligen „Talks“ von Michel Friedmann passt, den ich sehr gerne eben wegen des Diskussionsaggressionismuses mochte. Doch gerade diese Überprüfung der Aussagen von Diskussionsteilnehmern sollte zum Polittalk-Standard werden. Eine redaktionelle Postbearbeitung der Sendung würde langfristig dafür sorgen, dass sich Informationsteilnehmer nur dann gut ins Licht rücken können, wenn sie sich derart vorbereiten, dass sie auch exakte, korrekte Zahlen nennen können, was gerade bei Wirtschaft- und Politikthemen extrem wichtig ist. Der ewigen Zitationsschwammigkeit der Statistiken seitens der Politiker würde somit ein Riegel vorgeschoben.

Ein inhaltlich sehr gutes Format, welches auch moderatorisch exzellent besetzt ist, ist die Phoenix Runde. Es muss einfach einmal festgehalten werden, dass Gaby Dietzen einen Sendeplatz verdient hätte, der sie auch einem breiten Publikum zugänglich macht, ergo nicht zu später Stunde auf einem Sender, den leider zu viele Menschen in diesem Land kaum kennen oder ihn noch hinter den Verkaufskanälen programmiert haben. Auch die Sachlichkeit der Sendung ist überaus vorbildlich, wobei allerdings hier das Low-Budget-Ambiente der Ausstattung für die breite Masse wohl zu gewöhnungsbedürftig sein würde.

Bevor ich mich jedoch jetzt hier in Detailfragen verliere und noch sämtliche andere kleineren Formate mit in Betracht ziehe, versuche ich mal ein Ideal zu entwickeln. Man nehme also den Faktencheck von „Hart aber Fair“, der meiner Meinung nach unabdingbar ist, sowie die Ausstattung von „Maybrit Illner“, alleine deshalb, weil die Sofas so bequem aussehen. Doch wer sollte diese Sendung moderieren? Ich denke da zuerst an eine Frau, da so das Männerübergewicht der Gäste etwas ausgeglichen würde und Frauen irgendwie mehr Fragespielraum eingeräumt wird in der Hinsicht, dass sie gezielter Nachhaken können ohne dass es als Angriff verstanden wird und es zu Tendenzen einer Eskalation kommt, die sie meist auch besser im Griff haben als männliche Moderatoren. Nun jedoch zu den Charaktereigenschaften des Moderators oder der Moderatorin: Es müsste jemand sein, mit dem Sex-Appeal von Anne Will, kombiniert mit der Zugewandtheit Maybrit Illners, angereichert mit der Sachlichkeit Gaby Dietzens, versehen mit einer Brise friedmannscher Zielgerichtetheit und abgerundet mit der Kompetenzausstrahlung eines Günther Jauch.

Alles in allem muss ich jedoch feststellen, dass ich momentan mit dem Angebot recht zufrieden bin, abgesehen davon, dass man es noch irgendwie hinbekommen müsste, die Beiträge einzelner Gäste, gerade wenn sie aus der aktiven Politik kommen, ein wenig im Level anzuheben. Aber dies ist ja nicht Aufgabe einer Show.

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1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Notwendigkeit zu uberprufen:)

2:20 AM  

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