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Benjamin Merkler, geboren 1982, lebte 2002 bis 2007 in Köln, wo er Germanistik, Anglistik und Philosophie auf Magister studierte. Von 2007 bis 2009 studierte er an der Universität Heidelberg Anglistik, Philosophie und öffentliches Recht. Seit 2010 lebt er in Berlin und hat seine Promotion an der Technischen Universität Tallinn begonnen. Neben seinem Studium war er als Forschungsassistent sowie in einer PR/Marketing-Agentur tätig, schrieb gelegentlich Artikel und übersetzte. Zuvor war er schon in der Softwareentwicklung, in Marketing, Vertrieb und in der Gastronomie tätig. Privat trat er in seiner kölner Zeit ab und zu als Cressida Treulos (Travestie mit Livegesang) auf und stand im Bereich Kleinkunst und Comedy auf der Bühne. Überdies war er Protagonist in einem Dokumentarfilm.

Donnerstag, Juni 30, 2005

Kein Wunder bei der Wirtschaft

Hatte heute eine sehr hitzige Diskussion mit einem guten Freund, die mich mal wieder auf ein Thema für einen Beitrag gebracht hat. Es ging um die leidige Frage, wie es denn zur Zeit um unsere Wirtschaft bestellt sei und mein geachtetes Gegenüber nahm einen sehr harten, kapitalistischen Standpunkt ein, der einerseits den Disput beflügelte, mich jedoch mal wieder innerlich zu Höchstformen auflaufen ließ. Ich bin bei Gott kein Wirtschaftswissenschaftler und auch sicherlich nicht en detail informiert, allerdings bin ich Mensch mit einem Verstand und einem, Gott sei Dank, noch nicht erstarrten Herzen und von daher denke ich, dass auch ich meinen laienhaften Teil zur Kapitalismuskritikdebatte beisteuern kann.

Früher gab es ein Sprichwort das besagte: “Wenn es dem Arbeitgeber/Unternehmen gut geht, dann geht es auch dem Arbeiter gut.” Dies brachte zum Ausdruck, dass es ein Verhältnis von Gegenseitigkeit gab, indem beide Seiten bestrebt waren, das bestmögliche für das gemeinsame Ziel zu erreichen. Man wusste, dass man beiderseits Abstriche in schlechten Zeiten machen musste, konnte jedoch auch davon ausgehen, dass man gemeinsam von dem Erarbeiteten profitieren konnte.

Doch wie sieht es heute aus? Es fällt einem doch ganz extrem auf, wenn man sich die Großunternehmen in der Wirtschaftslandschaft anschaut, dass es mittlerweile, auf gut deutsch, scheißegal ist, was mit der Belegschaft passiert, solange die Zahlen am Ende stimmen. Doch ist das fair? Ist es noch moralisch vertretbar, wenn ein Firmenboss Hunderte oder sogar Tausende seiner Angestellten auf die Straße setzt und selber nicht eine müde Mark (nein, in der Sprache bleibe ich bei Mark) weniger verdient sondern sich gegebenenfalls sogar noch den eigenen Lohn erhöht? Könnte er nicht auch auf 2 oder 3 Milliönchen verzichten um damit das Unternehmen zu unterstützen? Müssen Mitarbeiter entlassen werden um die nötigen Profite aufzuzeigen und somit die Aktionäre zu besänftigen?

Liebe führenden Bosse Deutschlands, in den meisten Fällen seid es nicht ihr gewesen, die euer Imperium aufgebaut habt, sondern zum Teil Generationen von Menschen vor euch, die mit hartem Schweiß und ehrlicher Arbeit die Früchte geerntet haben, die ihr jetzt zu Kompott verkocht. Und davon sollen sie noch nicht einmal etwas abbekommen und werden einfach auf die Straße gesetzt, nur damit ihr euch den Pagen leisten könnt, der euch euer schrankkoffergroßes Portemonaie hinterher trägt?

Selbst euer Staat, dessen Menschen eure Güter über Jahre konsumiert und somit euren Reichtum angehäuft haben, bekommt von euch nicht ein Jota dessen, was ihm zusteht, da euer überbezahlter Steuerberater sicherlich noch die ein oder andere Möglichkeit findet, irgendetwas zum Abschreiben zu finden, was zur Folge hat, dass die Arbeitslosen, die ihr produziert noch nicht mal mehr unterstützt werden können. Ihr sitzt auf den leopardenfellüberzogenen Schreibtischstühlen, die Zigarre in der Hand und denkt euch: “Wenn’s nicht mehr geht, machen wir den Laden eben dicht. Ich finde eine neue Position in einem anderen Unternehmen.” Du ja, aber der 50-jährige, den du gestern entlassen hast, der schon unter dem Firmenbegründer gearbeitet hat, mit dem du so viel zu tun hast wie Jesus Christus mit der Büchse der Pandora, dieser findet eben nichts Neues mehr.

Aber dann abends im 5-Sterne-Restaurant sitzen und sich über Sozialschmarotzer ärgern, die im Grunde genommen nichts anderes tun: Während die oben überlegen, wie sie ihren Reichtum noch vergrößern, überlegen die unten, wie sie ihre Arbeitsbereitschaft verkleinern. Ergo zwei Seiten der selben Medaille.

Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich gerne kotzen möchte, wenn ich sehe, dass solche Posten und Positionen nur noch mit geldgeilen, verbrecherischen Egoisten besetzt werden, die das Wort Verantwortung von ihren Sekretärinnen im Duden nachschlagen lassen.

Aber was will man von einem Land und dessen Menschen erwarten, indem “Geiz ist geil” in aller Munde ist?

Also: Geh’n se mit der Konjunktur…. Dann fahr’n se an de Wand!

P.S.: Dank an Chris für ein paar schöne Stunden….. und das deutsche Steuergesetzt ist meiner Meinung nach doch ersetzbar, aber das ist ein anderes Thema.