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Standort: Berlin, Germany

Benjamin Merkler, geboren 1982, lebte 2002 bis 2007 in Köln, wo er Germanistik, Anglistik und Philosophie auf Magister studierte. Von 2007 bis 2009 studierte er an der Universität Heidelberg Anglistik, Philosophie und öffentliches Recht. Seit 2010 lebt er in Berlin und hat seine Promotion an der Technischen Universität Tallinn begonnen. Neben seinem Studium war er als Forschungsassistent sowie in einer PR/Marketing-Agentur tätig, schrieb gelegentlich Artikel und übersetzte. Zuvor war er schon in der Softwareentwicklung, in Marketing, Vertrieb und in der Gastronomie tätig. Privat trat er in seiner kölner Zeit ab und zu als Cressida Treulos (Travestie mit Livegesang) auf und stand im Bereich Kleinkunst und Comedy auf der Bühne. Überdies war er Protagonist in einem Dokumentarfilm.

Mittwoch, April 20, 2005

Alles für lau?

Also es wird ja immer doller in unserer "Nehmergesellschaft", wie es unser Kanzler so schön nennt.
Gibt es eigentlich noch etwas, wo man nix gratis dazu bekommt? Muss man sich denn an jeder Ecke auf Nepper, Schlepper und Bauernfänger einstellen?
Es scheint ganz so, als seien die Zeiten, in denen uns der Tag der deutschen Einheit noch 30 Pfennige kostete, endgültig vorbei.
Wer sich heutzutage einen Kulli kauft, bekommt doch gleich den Füller und das passende Etui gratis mit Werbeaufdruck dazu, nachdem er sich morgens an der Bahn schon eine Zeitung umsonst und die zweite zum normalen Preis allerdings mit Croissant und Kaffe zu eigen gemacht hat.
Aber es hat ja auch sein Gutes: Man bekommt's Geld wieder, wenn der Vitaltrink nicht hilft oder wenn die Bahn sich verspätet ist mindestens ein Garantietickt drin und kann Punkte sammeln ohne Ende (wie gut, dass die natürlichen Zahlen von Natur aus unendlich sind).
Das genialste jedoch sind flatrates jedweder Art. Jetzt kann man auch lustige Konferenzschaltungen mit Freunden machen (allerdings nicht zu zweit, dass gibt böse Rückkopplungen!!!) oder sich während des stundenlangen Gesprächs mal eben gegenseitig zur Seite respektive in die Warteschleife legen. Sowas war früher noch nicht möglich, als man maximal 'ne Stunde mit Berlin (ja, die meisten telefonieren "mit" Städten, nicht "in" sie) telefonieren konnte, da es sonst zu teuer wird und man nicht unbegrenzt im Internet irgendwelche Sexclips runtersaugen konnte bzw. dies nur von Samstag 0:00 bis Sonntag 0:00 tun konnte und dann schlechten Gewissens, ob der zuhause ablaufenden Prozesse der Predigt des Pfarrers folgte, der mal wieder anmerkte, wie sehr doch unsere Gesellschaft Werte wie Liebe und Achtbarkeit verlottern lasse.

Aber wo soll uns dass hinführen?
Werden einem künftig auch bei der KVB Bonusmeilen gutgeschrieben?
Werden die Bettler und Penner auf der Straße in Zukunft auch dem Payback-System angegliedert (oder werden sie uns zumindest Quittungen für die Steuer ausstellen)?
Wann führt Aldi endlich eine flatrate (100€/mnt. unbegrenztes Kaufen) ein?
Werden wir eines Tages die gebrauchten Kondome (falls die dann noch wer gebraucht, der BB-Trend scheint ja Mode zu werden) in einem Sammelheft zurckschicken um den Mega-Dildo geschenkt zu bekommen?

Wäre schon eine klasse Umwelt, wo überall "mehr" drin ist, dass weißer als weiß macht. Allerdings wird es weiterhin nicht zu verhindern sein, dass man beim Sexdate nach dem Auspacken weniger findet, als vorher propagiert!