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Benjamin Merkler, geboren 1982, lebte 2002 bis 2007 in Köln, wo er Germanistik, Anglistik und Philosophie auf Magister studierte. Von 2007 bis 2009 studierte er an der Universität Heidelberg Anglistik, Philosophie und öffentliches Recht. Seit 2010 lebt er in Berlin und hat seine Promotion an der Technischen Universität Tallinn begonnen. Neben seinem Studium war er als Forschungsassistent sowie in einer PR/Marketing-Agentur tätig, schrieb gelegentlich Artikel und übersetzte. Zuvor war er schon in der Softwareentwicklung, in Marketing, Vertrieb und in der Gastronomie tätig. Privat trat er in seiner kölner Zeit ab und zu als Cressida Treulos (Travestie mit Livegesang) auf und stand im Bereich Kleinkunst und Comedy auf der Bühne. Überdies war er Protagonist in einem Dokumentarfilm.

Mittwoch, April 27, 2005

Eva, was hast du uns angetan?

Es gibt Tage im Leben, da möchte man ein Wurm sein; ohne Sorgen, ohne die ewig selbstzugefügte Peinigung der Selbstreflexion, ganz wie seinerzeit in Sans-Souci.

Aber wir haben nun einmal vom Baum der Erkenntnis den apfel gepflückt und ihn uns einverleibt. Das Paradies ist somit verloren und der Rückweg ist verriegelt.

Wie gerne würde man ab und an einfach mal alles um einen herum vergessen und dies dann ohne ein schlechtes Gewissen. Einfach mal kurz den Schalter um- und das ego cogito ad acta legen. Oder vielleicht mal nur ein paar Tage hirntot, allerdings im vollen Besitz aller anderen Fähigkeiten durch die Welt laufen. Man ist sogar teilweise versucht Kinder vor dem Denken zu warnen, wie Eltern dies in Bezug auf’s Rauchen gerne tun: Fang’s gar nicht erst an, sonst kommst du nicht mehr davon los.

Und man kommt nicht davon los, wenn man sich einmal auf die Suche nach den unendlichen Fragen begeben hat – ja man sucht die Fragen, denn Antworten wird man keine finden. Mühsam schleppt man dann immer wieder auf’s neue den Stein hinauf zum Gipfel des Berges um ihn dann doch wieder an sich vorbeirollen zu sehen und unweigerlich fragt man sich dann, was wohl besser sei: “To be or not to be?”

Aber was will man machen, man ist, durch Pandoras Büchse mitten in ein Labyrinth katapultiert worden und findet nun den rettenden Faden nicht, sondern hört hinter jeder Ecke das nächste Fabelwesen lauern, darauf wartend, dass man den Kampf mit ihm aufnimmt.

Doch die allerschlimmste Erkenntnis ist, dass uns dieses Problem nicht von außen aufgetragen wird, sondern wir selbst es sind, die sich freiwillig in diese Situation begeben, wenn wir einmal begonnen haben uns selbst in Frage zu stellen und somit den Grundstein für fast schon kartesianische Zweifelsbetrachtungen gelegt haben, die uns dann an allem Zweifeln lassen, außer an der Tatsache, dass man zweifelt.

Das eigene Denken wird zum tyrannischen Absolutisten, der das Ego unterdrückt und es unter das Joch des ewigen Weiterkommens zwängt. Erkenntnis wird zur Sucht, denn man braucht mehr. Die einzige Hoffnung bleibt darin bestehen, dass man die Aussicht hat Mephistopheles zu begegnen um sich von ihm mit Hilfe eines faustischen Paktes aus diesem Dilemma befreien zu lassen, denn den Stein der Weisen wird man nicht finden.

“Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.” Tolle Worte Herr Kant, allerdings stimmt das nicht ganz so, wie sie es darstellen, es mag zwar sein, dass dies der Fall ist, wenn man andere für sich denken lässt, denn diese verfolgen nur eigene Interessen und können es in den meisten Fällen doch nicht besser, jedoch kommt man damit nicht gewissermaßen vom Regen in die Traufe? Sind wir nicht selbst die schärfsten Kritiker? Doch und wir treiben uns bis zum Sankt Nimmerleinstag weiter hinein und verlangen immer größere Opfer um unseren Geist ruhigzustellen. Somit ist Auflklärung der Eingang des Menschen in eine selbstverschuldete Vormündigkeit.

Doch das Paradoxe an dieser Erbsünde ist, dass wir sie nicht nur geerbt haben, sondern auch die Pflicht und die Verantwortung haben, diese zu vererben und somit nachfolgende Generationen mit in diesen Strudel ziehen und sie zu Opfern ihrer eigenen Gedanken werden lassen, untätig daneben stehend und sich der ohnmacht bewußt.

Doch was wäre, wenn wir dieser Verpflichtung nicht nachkämen und es doch eine Lösung gibt, die wir nur nicht zu finden in der Lage waren, da wir zu früh aufgaben und uns somit alle Chancen auf die Entdeckung der Hintertüre des Paradises verbaut haben? Dies wäre dann wohl das Ende aller Zeiten, die totale Apokalypse, das ewig währende Chaos.

Somit suchen wir weiter nach dem Gral, dem großen Geheimnis des Lebens, den Antworten auf woher und wohin und werden wohl immer wieder die verlorene Zeit beklagen, die wir unwiederbringbar auf falschen Wegen verbrachten.

Da steh’n wir dann, wir arme Tor’n und fangen wieder an von vorn.