Von Blähboys und Sodbrennen
In den letzten Wochen habe wahrscheinlich nicht nur ich unzählige Talkshows zu politischen Themen gesehen, alleine, weil man sich derer ja gar nicht mehr entziehen kann, da ja selbst die „normalen“ Talks derzeit immer mindestens ein oder mehrere Politiker zu Gast haben, jedoch habe ich mir an manchen Tagen dann die volle Dröhnung gegeben, indem ich mir, ausgenommen der Schlaf- und Unizeiten zumindest im Hintergrund 24h Phoenix angetan habe.
Zwei Dinge stoßen mir dabei besonders auf: Zum einen stellt sich mir die Frage, wer dafür verantwortlich zeichnet, dass eine so inkompetente Moderatorin wie Sabine Christiansen einen so göttlichen Sendeplatz bekommt. Hallo, liebe ARD!!! Der Erfolg dieser Sendung liegt nicht an eurem lieben Blondchen, sonder ist trotz dieser zu verzeichnen. Dieses Format steht und fällt mit den Gästen, die natürlich in den letzten Wochen immer hochkarätig waren. Jedoch ist diese ehemalige Newsblattvorleserin nicht in der Lage eine Diskussion zu führen geschweige denn, die Gäste so verbal zu lenken, dass man nicht ständig den Eindruck bekommt, dass diese sagen können, was sie wollen. Mein Credo diesbezüglich: Schickt die Christiansen zu den Lottozahlen und gebt Maischberger diesen Sendeplatz…. Oder noch besser: Holt Friedmann zurück, denn wenn er auch sich nicht immer im Griff hatte, so doch seine Talkgegner.
Zum anderen stößt mir einmal mehr dieser destruktive indirekte Politaktivismus auf. Und hier komme ich zurück zu der Verdauung, denn gerade erst hat man den Koalitionsvertrag geschluckt, fängt die gesammelte Wirtschaftselite an in die Mikrophone zu blähen und dieses Papier, noch bevor es überhaupt verdaut ist, zu einem Wölkchen stinkender, heißer Luft zu machen, als haben sie nie etwas von einer natürlichen Reihenfolge gehört. Deshalb hier noch einmal der entscheidende Transfer für eben die Krittler, Nörgler und Besserwisser, die gleich den Passivfussballern am Stammtisch sowieso alles besser können, zwischen dem allegorischen Feld der Verdauung und der Politik.
Ein Koalitionsvertrag ist wie eine Speise – nein, die Frage, ob es ein Gourmetmenu ist oder doch nur Billigfraß, soll an dieser Stelle noch nicht gestellt werden – zuallererst beißt man sich daran in den Verhandlungen einmal die Zähne aus. Dann wird das ganze von den Parteien, wenn alles gut geht, geschluckt. Hierbei sollte man jedoch vorher gut gekaut haben, sonst verschluckt sich noch der ein oder andere und fällt in einem Hustenanfall vom Stuhl der Macht. Wenn das ganze dann die Speiseröhre hinunter gewandert ist und endlich im eigentlichen Zentrum, im konkreten Falle das Parlament, angekommen ist muss die Speise mehrere Stunden ruhen, so dass man mit ihr arbeiten kann und sie so zersetzen kann, dass man nun das Gute vom Schlechten trennt, Ersteres umsetzt und Letzteres zur Wiederverarbeitung in den Kreislauf der Natur zurückführen kann. Dieses geschieht in erster Linie durch die Magensäure, einer gelb-grünen Flüssigkeit, die dann dafür sorgt, dass einem das Gegessene zum Teil sauer aufstößt. Jedoch sollte man dann (und dies ist der zeitlich längste Prozess, der auch des größten Kraftaufwandes bedarf) mit vielen Windungen zuerst noch einmal überprüfen, ob man dem Ganzen auch wirklich alles Verwertbare entnommen hat. Und erst dann und wirklich erst dann wird geschaut, also wirklich erst ganz am Ende, zum Schluss, wenn alles durchlaufen ist und der Vorgang abgeschlossen ist, dann erst kann man bewerten, welcher Mist denn da raus gekommen ist. Und danach wird dann gebläht.
Während dem Prozess der Verdauung kann es vorkommen, dass man neuen Hunger verspürt oder meint, dass man den alten nicht gestillt habe, jedoch kann man auch nicht ständig nur fressen. Ob man wirklich abspecken musste oder vielleicht doch wieder dick und fett geworden ist, zeigt sich ebenfalls erst nach Beendigung des gesamten Prozesses, wenn man sich auf die Waage stellt. Jeder, der das Gegenteil behauptet sollte weiterhin mit seiner Frau an die Brigitte-Diät glauben.
Den Wirtschaftsbossen sei zudem ans Herz gelegt, dass sie einmal darüber nachdenken sollten, was sie kritisieren und in wie weit sie einen Beitrag dazu leisten könnten, dem Abhilfe zu verschaffen. Denn laut den Regeln der formalen Logik widerspricht es sich einerseits Tausende von Mitarbeitern zu entlassen und sich dann darüber aufzuregen, dass man die Ausgaben für Arbeitslosengelder nicht gekürzt bekommt, wobei wir wieder bei der Verdauung wären, denn wer der Regierung die Sozialfälle vor die Türe kotzt, der muss auch bereit sein, den Putzlappen in die Hand zu nehmen und kann sich nicht immer darauf verlassen, dass andere dies für ihn tun, deren Lohn man dann noch steuerlich wirksam absetzen kann.
Meines Erachtens sollte sich die deutsche Wirtschaftselite wieder mehr auf Dinge konzentrieren, mit denen sie sich wirklich auskennt, so beispielsweise auf brasilianische Edelhuren.
0 Comments:
Kommentar veröffentlichen
<< Home