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Benjamin Merkler, geboren 1982, lebte 2002 bis 2007 in Köln, wo er Germanistik, Anglistik und Philosophie auf Magister studierte. Von 2007 bis 2009 studierte er an der Universität Heidelberg Anglistik, Philosophie und öffentliches Recht. Seit 2010 lebt er in Berlin und hat seine Promotion an der Technischen Universität Tallinn begonnen. Neben seinem Studium war er als Forschungsassistent sowie in einer PR/Marketing-Agentur tätig, schrieb gelegentlich Artikel und übersetzte. Zuvor war er schon in der Softwareentwicklung, in Marketing, Vertrieb und in der Gastronomie tätig. Privat trat er in seiner kölner Zeit ab und zu als Cressida Treulos (Travestie mit Livegesang) auf und stand im Bereich Kleinkunst und Comedy auf der Bühne. Überdies war er Protagonist in einem Dokumentarfilm.

Samstag, August 20, 2005

Eine Woche voller Sonntage – Erweiterung

Also, da es ja mal wieder um ein kirchliches Thema ging, war es mir eigentlich wieder klar, dass ich mich den Vorwürfen stellen muss, die gegen mich erbracht werden.

Vor ab einmal: Ich habe diesen Text nicht primär als Homosexueller geschrieben, der allees “nicht-schwule” kritisieren will, sondern vielmehr als römisch-katholischer Christ, dem die Institution seiner Kirche ganz und gar nicht gefällt. Und dies werde ich so lange tun, bis ich mit ihr konform laufe oder sie mich exkommuniziert. Heinrich Böll, seines Zeichens auch ein Mitglied dieser Organisation jedoch auch ein harter Kritiker, sei mir diesbezüglich ein Vorbild.

Die Kirche war und ist ein sehr wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft, denn einerseits hat sie viel zu unserer Kultur und deren Erhaltung beigetragen und andererseits wären wir wohl in noch größeren Sorgen, wenn sie unser Sozialsystem nicht unterstützen würde.

Auch ich habe sehr viel Respekt vor jedem der glaubt, allerdings nicht, wenn es dies unreflektiert tut und einfach als Höriger von Rom sein irdisches Dasein fristet. Denn leider stellt man viel zu oft fest, dass einige Menschen sich nicht die Mühe machen, sich mit anderen Gedanken als den von Rom oktroyierten auseinander zu setzen. Eine sehr engstirnige Einstellung meines Erachtens. Man plappert einfach nach, was man hört und verneint jedweden anderen denkansatz, anstatt differente Meinungen auch zuzulassen und sich mit ihnen auseinander zu setzen.

Was mich aktuell hier in Köln stört, ist die Tatsache, dass diese eine riesengroße Heuchelei ist, ebenso wie der Karneval, an dem ja alle ach so fröhlich sind oder der CSD, bei dem zum Teil die Untolerantesten nach Toleranz schreien. Inhaltlich gab es nichts Neues zu hören von unserem heiligen Vater und in Anbetracht der Tatsache, dass sehr viele der Anwesenden zum Teil in Ihrem Verhalten den amtskirchlichen Vorgaben entgegenstehen, so war und ist der WJT wohl eher eine Selbstverherrlichung und hat mehr mit Personenkult denn mit Gläubigkeit zu tun. Es ist eine einfache, aufgebauschte Effekthascherei.

Wenn man sich die Kommentare und Interviews einiger Jugendlichen anhört, die nach Köln gepilgert sind, so hatten auch sie ihre Bedenken, dass die Kirche nicht zeitgemäß sei und sie oftmals anderer Ansicht sind und die Amtskirche als archaisch und antiquiert ansehen, wenn auch ihr Glaube stark ist. Trotzdem stehen sie da und jubeln, woei für einige auch billige Reisekosten ein ernstzunehmeder Faktor für ihren Pilgerurlaub gewesen sein mögen.

Um noch einmal zu dem Kurs der Kirche zurück zu kommen: Johannes Paul II. Hat sehr viel Gutes in seiner Ära vollbracht, jedoch hätte man nach seinem Tod einen Kurswechsel vornehmen sollen. Denn ich denke, die Prioritäten sind momentan falsch gesetzt. Der aktuelle Pabst macht immer wieder deutlich, dass er kein Interesse an den Problemen der heutigen Zeit hat. Vielmehr macht er sich Sorgen um die zunehmende Säkularisierung in Europa. Und das zeigt doch einmal mehr, dass es der Amtskirche mehr um Machtansprüche geht, denn um christliches Handeln. Denn solange in Afrika die Menschen verrecken, sollte es einem Christen egal sein, wie es um den Einfluss auf die Menschen in Europa bestellt ist. Und vielleicht würde die römisch-katholische Kirche wieder mehr Zulauf bekommen, wenn sie sich auf das konzentrieren würde, was die Menschen bewegt und betrifft. Zudem sollte sie nicht nur die in ihre Gemeinschaft aufnehmen, die ihnen passen, sondern auch die, die vielleicht zu ihr kommen wollen und nicht pauschal ganze Gruppen außen vor lassen.